Historische Blätter 5. (1932)

Ferdinand Bilger: Karl Albert von Sardinien und General Thurn

werden kann, Casale selbst war zu dieser Stunde noch in den Händen der Piemontesen. Um die ganze Lage zu verstehen, muß etwas weiter aus­gegriffen werden. Während die Hauptarmee Radetzkys am 23. März frühmorgens auf Novara und mit dem 4. Korps in der Richtung auf Vercelli vorging, wurde zur Deckung der linken Flanke und im Rücken unter Feldmarschalleutnant Graf Wimpffen eine kombinierte Truppen­division detachiert und ihr die Aufgabe gestellt, über Candia nach Casale vorzugehen und dortselbst den Po-Übergang zu beobachten und festzu­halten 19. Am Morgen des 24. März standen die Vortruppen Wimpffens bereits vor dem Brückenkopf von Casale, um welchen sich im Laufe des Tages ein nur mit teilweiser Einsetzung der Kräfte geführtes Gefecht entspann, das österreichischerseits um 3 Uhr nachmittags abgebrochen wurde. Die Meldung, die Feldmarschalleutnant Graf Wimpffen über dieses Gefecht unter dem Datum „vor Casale am 24. März um 4 Uhr Nachmittag“ an Radetzky sandte, ist jene, die der Feldherr in seinem Bericht an Schwarzenberg anführt20. Wimpffen schildert darin das bis in die ersten Nachmittagstunden stattgefundene Gefecht und fährt dann fort: „ .. . und da die Pfosten der Kettenbrücke abgetragen waren, so unterblieb ein weiterer Angriff; ich stellte das Feuer ein und zog mich umsomehr in meine gegenwärtige Stellung, da während dieses Gefechtes ein mit der Post nach Turin reisender piemontesischer Stabsoffizier, mit Geleitschein des vierten Armeekorps, die Nachricht verkündete, daß nach einem für unsere Waffen siegreich erfolgten Kampfe bei Novara ein Waffenstillstand eingetreten sei. — Meine gegenwärtige Stellung, die die Communikazion zwischen Vercelli und Alessandria verhindert und die Straße nach Turin beobachtet, ist mit der Brigade Liechtenstein vor Casale an dem Knotenpunkte der Strassen, mit dem linken Flügel am Po, mit dem rechten in Villanuova. Meine rechte Flanke ist durch eine Eskadron Karl-Ulanen, die ich hier auf Streif­kommando fand, gesichert... 21.“ Wir wissen mit dieser Meldung genau den Tag, die Stunde und den Ort, wo Karl Albert auf der Straße von Vercelli nach Casale zum zweitenmal die österreichischen Linien passierte und auf Grund des Ge­19 Nr. 680/op. des Hauptqmartiers Radetzkys, ddto. Borgo Lavezzaro, 23. März 1849, an Feldmarschalleutnant Wimpffen (KA. FA. 1849-3-194 b). 20 Truppendivisionskommando Feldmarschalleutnant Graf Wimpffen, Nr. 8 (KA. FA. 1849-3-191). 21 Die Stelle „mit Geleitschein des vierten Armeekorps“ ist von mir unter­strichen. Zu den Vorgängen vor Casale vgl. „Kriegsbegebenheiten“ a. a. O., S. 35 f., und Hilleprandt, „Feldzug in Piemont“ (Öst. Militär. ZS., 1864, Bd. 1), S. 335 ff. 14

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