Historische Blätter 5. (1932)
Georg Wittrock: Gorčakow, Ignatiew und Šuwalow
schaff — die Schuld vor allem auf die großfürstlichen Oberfeldherren geschoben: Michael Nikolajewic auf dem asiatischen Kriegsschauplätze, sein älterer Bruder Nikolaus auf dem europäischen. In dem armenischen General Loris-Melikow besaß wohl der erstere einen tauglichen Gehilfen (von Langenau jedoch niemals genannt), es währte aber bis in die zweite Hälfte des Oktober, ehe der Widerstand Mukhtar Paschas gebrochen werden konnte und Kars — zum drittenmal während des Jahrhunderts! — in russische Hände fiel. Großes Verdienst um die Entwertung und um die Leitung bei der Ausführung der Pläne wurde dabei dem General Obrucew zugeschrieben, welcher vorher dem Vernehmen nach den ersten Vorstoß der europäischen Armee über den Balkan durchgesetzt hatte — ein zweifelhaftes Merit — und jetzt zu dieser zurückkehrte. Dem Generalstabe Großfürst Nikolajs stand sonst General Nepokojcickij vor, der freilich als geborener Pole das Zutrauen des Oberbefehlshabers angeblich nicht genoß, das jener statt dessen dem General Lewickij widmete 98. Das erste, das zweite und das dritte Plewna waren blutige Niederlagen gegen Osman Pascha, das Prestige der Armee schien verlorenzugehen, die Stellung Rußlands als Großmacht konnte als erschüttert gelten. Ein sprechendes Stimmungsbild gibt Langenau am 10. Oktober: „Le découragement ä St. Pétersbourg est général, l’entrée de 15 ä 20.000 Turcs ä Plevna avec des vivres et des munitions, sans que l’armée russe ait fait une tentative sérieuse pour les en empécher, et la maniére laconique de laquelle le Grand Duc Nicolas a annoncé une nouvelle aussi importante, sans donner le moindre détail, ne sont pas faits pour relever l’esprit public. On est extrémement monté contre le commandant en chef de l’armée qui était autrefois si populaire, mais dönt la popula- rité est sérieusement compromise. Le reproche de l’insuffisance de Son Altesse Impériale pour un pared commandement est hautement prononcé, et jamais je n’aurais cru possible que j’entendrais sur un írére de l’Em- pereur le langage qu’on tient partout id99.“ „L’échec de la Campagne d’Asie“, schrieb Langenau am selben Tage mit Bezug auf die Rückkehr des „Times“-Korrespondenten Forbes nach England, „est trop éclatant 08 Langenau an Andrássy 7./19. Dez. 1877: Rückblick auf die Ursachen des unglücklichen Ausganges des ersten Teils des russischen Feldzuges. Wien. — Von Obrucew: Langenau an Andrássy 12./24. Okt. (Privatbrief), 22. Nov./4. Dez. (Dito: Obrucew dekoriert). Wien. Schweinitz, Denkwürdigkeiten, I S. 439, II S. 68. — Von Nepokojcickij: Langenau an Andrássy 14./26. Sept. (Privatbrief). Wien. 99 Langenau an Andrássy 28. Sept./10. Okt. 1877 (zwei Briefe). Wien. 126