Historische Blätter 5. (1932)

Ferdinand Bilger: Karl Albert von Sardinien und General Thurn

habe und die Behauptung Wurzbachs zuverlässig sei, der in seinem bio­graphischen Lexikon berichte, Radetzky habe das Verhalten Thurns ebenso fein als Diplomat wie unternehmend als Soldat erklärt“ 10. Der damalige Direktor des Wiener Kriegsarchives, Feldmarschalleutnant Wetzer, erteilte darauf, anstatt den einfachen Aktenbestand bekanntzu­geben, an Friedjung eine Antwort, die geeignet war, die ohnehin ver­worrene Frage noch mehr zu verwirren. Er schrieb, „daß die akten­mäßige Bestätigung der von Herrn Luzio angezweifelten Begebenheiten mit jeden Zweifel ausschließender Bestimmtheit hier erliege, daß die Be­richte vorhanden seien und daß daher die Erzählung des Feldmarschall­leutnants Schönhals in seinen Erinnerungen eines österreichischen Veteranen auch hier, wie sich bei der Stellung des Feldmarschalleutnants auch wirklich von selbst verstehe, sich als absolut authentisch erweise.“ „Wenn Feldmarschalleutnant Graf Thurn“ — so fährt er dann fort — „den König nicht erkennen wollte, obgleich ihn wohl jeder österreichische General jener Jahre gekannt hat, so muß ich mir für Herrn Luzio die Bemerkung erlauben, daß es, vielleicht nicht für jedermann, aber gewiß für jeden Offizier, und also auch für den Grafen Thurn einen nichtge- schriebenen Codex gibt, dessen Inhalt und Wesen dem Feldmarschalleut­nant Grafen Thurn keine andere Handlungsweise gestatten konnte, als die er tatsächlich eingehalten hat. Die Autorität und unbedingte Zuver­lässigkeit des Feldmarschalleutnants Schönhals aber mindern oder be­zweifeln zu wollen, wird von jedem ernsten Historiker immer als ein ver­geblicher und unglücklicher Versuch angesehen werden müssen 11.“ Feldmarschalleutnant Wetzer hatte dies niedergeschrieben, ohne zu bedenken, daß Schönhals selbst in einem im Nachlasse Pillersdorffs publizierten Briefe seine Arbeit als die eines Privatmannes bezeichnet 10 Persönliches Schreiben Heinrich Friedjungs an das Kriegsarchiv in Wien vom 20. April 1900 (Präs. KA. Nr. 263). 11 Eigenhändig geschriebene Antwort des Feldmarschalleutnants Wetzer an Heinrich Friedjung vom 25. April 1900 (KA. Nr. 263). Diese Antwort ist, in italienische Sprache übersetzt, vollständig veröffentlicht durch A. Luzio a. a. O., S. 127 f. In dem weiteren Verlaufe der Antwort, den ich im Text nicht zitiere, klagt Feldmarschalleutnant Wetzer über den gehässigen Geist der Publikation A. Luzios „Le cinque giornate di Milano nelle narrazioni di fonté austriaca“ (1899), auch das wohl mit bedingt wiederum dadurch, daß Luzio am Eingang dieser Schrift ein abweisendes Schreiben Wetzers mit einem, zutreffender Ironie nicht entbehrenden Kommentare, abgedruckt hatte. Dieses erste abweisende Schreiben Wetzers an Luzio war auf ein Ansuchen des letzteren erfolgt, in die österreichischen Berichte über den Aufstand in Mailand Einsicht nehmen zu dürfen (KA. Nr. 49 vom 24. Jänner 1898). 9

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