Historische Blätter 4. (1931)

Ferdinand Bilger: „Großdeutsche“ Politik im Lager Radetzkys

verzichten8, was Schwarzenberg rundweg abschlägt und gegenüber jeder Nachgiebigkeit „auf die Stimmung der Armee“ verweist — der Staatsmann den Feldherm 9. Als die sardinische Flotte am 15. April die Adria noch nicht verlassen hat, kommt aus Wien die Aufforderung an Radetzky, alle Dispositionen zu treffen zur Wiederaufnahme der Feindseligkeiten 10 11, worauf der Marschall erwidert, daß ein böser Wille des sardinischen Admirals keineswegs vorliege, er, Radetzky, aber die Bemerkung nicht unterlassen könne, „daß seine Dispositionen stets so getroffen und seine Truppen fortwährend in solcher Verfassung seien, um jeden Augenblick den Unterhandlungen den etwa notwendigen Nachdruck geben zu können 1X“. In dem ganzen Verlauf der Verhand­lungen erscheint der Minister von Bruck, der Schwarzenbergs Kriegs­entschädigungsforderung meisterhaft durchsetzt, mit dem Feldherrn in wahrhaft freundschaftlicher Übereinstimmung 12, mit dem er gemeinsam noch im Juli 1849 die Weiterführung der Verhandlungen verteidigt, bis er durch seine diplomatische Kunst den vollen Erfolg des Friedens er­reicht 13. Radetzky hatte nicht mit Unrecht gegenüber den Einwänden Schwarzenbergs erwidert, daß er den Waffenstillstand von Vignale von staatsmännischen Rücksichten aus angenommen habe. In diesem Sinne hatte er in dem großzügigen ersten Bericht vom 26. März 1849 zur Be­gründung seines Handelns dem Ministerpräsidenten die allgemeine Lage Italiens, Österreichs und Europas entworfen: Nur durch Ruhe in Pie­mont kann Österreich, wie es müsse, in Mittel-Italien eingreifen. Nur durch den Waffenstillstand mit Piemont kann es zu schneller Regelung der „ungarischen Zustände“ kommen und auf die Vermehrung der italienischen Heereskraft verzichtet werden. Dann aber heißt es wört­lich weiter, wie folgt: 8 Radetzky an Schwarzenberg, Nr. 777/op vom 31. März 1849, Konzept, Wien, Kriegsarchiv. 9 Schwarzenberg an Radetzky, 5. Aprii 1849, Wien, Kriegsarchiv. 10 Schwarzenberg an Radetzky, 15. April 1849, Wien, Kriegsarchiv. 11 Radetzky an Schwarzenberg, Nr. 961/op vom 19. April 1849, Konzept, Wien, Kriegsarchiv. 12 Bericht Brucks vom 20. August 1849, Staatsarchiv Wien, dortselbst der warmherzige persönliche Brief Radetzkys an Bruck vom 19. August 1849: „Euer Exzellenz persönliche Bekanntschaft ist eines der wenigen Ereignisse der jüngsten Vergangenheit, auf die ich stets mit wahrem und aufrichtigem Vergnügen zurück­blicken werde... E. E. wahrhaft ergebenster Freund Radetzky FM.“. 13 Insbesondere Brucks Bericht vom 3. Juli 1849, Wien, Staatsarchiv. 5

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