Historische Blätter 4. (1931)

Ferdinand Bilger: „Großdeutsche“ Politik im Lager Radetzkys

Einer der Unterzeichner dieses Sendbriefes, der gleichfalls dem Mühlfeldschen Anträge nicht zugestimmt hatte49, im übrigen aber in Frankfurt wenig hervortrat, der Abgeordnete Dr. Franz Egger aus Wien, war es, der sofort nach Erlaß dieser Kundgebung eine Anzahl Exemplare an das Hauptquartier Radetzkys mit einem begleitenden Schreiben an den Feldherrn absandte. Wir können den Inhalt dieses Be­gleitschreibens aus einem, auf den Tag gleichzeitigen Briefe Eggers an die Augsburger Allgemeine Zeitung vom 2. November 1848 deutlich genug vermuten. Die spezifisch österreichische Note ist hier stärker angeschlagen, der „Ruhm der österreichischen Farben“ betont und gegen­über einem „überspannten Germanismus“, der die Größe Deutschlands in der Teilung Österreichs finden wolle, auf jene „Garantien“ hinge­wiesen, die „Österreich in sich selbst trage, um ebenso den Stürmen von Außen zu widerstehen, wie die Wirren im Innern zu schlichten“ 50. Der Feldmarschall hat diesen Zuruf sogleich erwidert. Schon am 9. November 1848 ging aus dem Hauptquartier Mailand an Dr. Egger die Antwort ab, die bald darauf in der österreichischen Presse und in der Augsburger Allgemeinen Zeitung veröffentlicht wurde 51. Sie bringt in ihrem sachlichen Teil die Stellung Radetzkys „zur deutschen Frage“ 52 in diesem Zeitpunkte mit folgenden Sätzen: „Wie war es möglich, daß der Gedanke in Frankfurt Anklang finden konnte 53, durch solche Be­schlüsse... Oesterreich zu einer Trennung von Deutschland zu zwin­gen? Denn das müßte die Folge seyn, wollte man diese Grundsätze durchführen. Man werfe einen Blick auf die Karte und frage sich, ob 49 Er enthielt sich der Abstimmung1. Sten. Bér. IV. 2927. 50 Der Brief an Radetzky und das Schreiben an die Frankfurter Zeitung tragen beide das Datum 2. November 1848, wie sich aus Radetzkys Antwort, welche die Datierung des Begleitschreibens zitiert, ergibt. Der Brief an die Alig. Zeifg. trägt die Chiffre (E) Frankfurt und beschäftigt sich ausschließlich mit der Recht­fertigung des Manifestes der „Schwarzgelben“ an die Wähler. Die Durchsicht der Namen der „schwarzgelben“ Abgeordneten in Frankfurt ergibt nur einen einzigen mit E anlautenden Namen, den des Dr. Egger. 81 Augsb. Alig. Zeitg. vom 30. November 1848, Beilage. Vgl. auch „Gratzer Zeitung“ 1848, Nr. 264. Der Abdruck des Schreibens bei Wurzbach, Biogr. Lex., Bd. 24, S. 191, ist fehlerhaft. Auf den sachlichen Inhalt ist Wurz­bach nicht näher eingegangen. 52 Augsb. Alig. Zeitg. a. a. O.: „Von Interesse ist die Ansicht, welche der Feldmarschall Radetzky über die deutsche Frage im nachfolgenden Schreiben aus­gesprochen hat...“ 53 Bei Wurzbach a. a. O. steht irrtümlich: „Wie wäre es möglich, daß... Anklang finden könnte“ statt „war“ und „konnte“. 16

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