Historische Blaetter 3. (1921-1922)

A. Hessel: Die Politik König Albrechts I. Innerdeutsche Probleme und das Verhältnis zu Frankreich und Italien

Friedensvcrhandloiigen. Nochmals bewies Albrecht kluge Nachgiebigkeit und willigte in die Forderungen des Salzburger Erzbischofs. Und als dann vor Jahresschluß zwischen Wien und Prag korrekte Beziehungen hergestellt und Freundschaftsbesuche gewechselt waren, da blieb von der ganzen antihabsburgischen Koalition niemand mehr übrig. Während der folgenden Jahre beherrschte Albrechts Politik der An­tagonismus gegen Adolf von Nassau. Die Hagenauer Huldigung bedeutete keinen Ausgleich, vielmehr nur einen Waffenstillstand; denn eine Herrscher­natur von des Habsburgers Art kannte keinen dauernden Verzicht. Wir dürfen als sicher annehmen, daß er von vornherein entschlossen war, seine Ansprüche auf den deutschen Thron wieder anzumelden, sobald sich die Gelegenheit dazu bot. Nur mußte er längere Zeit warten, wurde zunächst sogar in die Defensive gedrängt. König Adolf knüpfte mit dem Erzbischof von Salzburg an, verlieh ihm seit dem Frühjahr 1295 mehrere Privilegien. Auch Albrecht blieb nicht müßig, suchte durch Vermählung einer Tochter mit dem Markgrafen Her­mann an Brandenburg Rückhalt zu gewinnen und begann Eheabreden mit Adolfs Gegner, dem Könige von Frankreich. Doch am 1. November starb Meinhard von Kärnten. Damit verlor Albrecht seinen besten Bundesgenossen. Und als ihn selbst zehn Tage später eine heimtückische Krankheit ergriff, da war die falsche Nachricht von seinem Tode für den äußeren und inneren Feind das Signal: Zu den Waffen! Wie 1292 die Steirer, so erhoben sich diesmal die österreichischen Landherren gegen den Fürsten, der — so klagten sie — ihre Rechte mit Füßen trat und den Interessen der Vorderen Lande die Österreichs opferte. Aber die von Salzburg und König Adolf erwartete Hilfe blieb aus; auch hielten sich der niedere Adel und die Städte zurück. So konnte der wiedergenesene Herzog, nachdem Verstärkungen aus dem Westen eingetroffen waren, die Rebellen ohne große Mühe zur Unterwerfung zwingen. Auf das Gerücht von Albrechts Hinscheiden hatte Konrad von Salzburg gleichfalls losgeschlagen. Sein Verbündeter, Otto von Nieder- bayem, leistete Zuzug, König Adolf unterstützte ihn weiter mit Privile­gien, selbst geistliche Machtmittel, wie Interdikt und Klage in Rom, wurden in Bewegung gesetzt. Da Albrechts militärische Gegenmaß­nahmen diesmal erfolglos blieben, begannen Ende 1296 die Verhand­lungen. Sie führten am 24. September des folgenden Jahres zu einem wirklichen und dauernden Frieden. Ja, des Herzogs weitgehende Zuge­ständnisse verwandelten den Erzbischof aus einem Gegner in einen Bundesgenossen. J i i

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