Historische Blaetter 3. (1921-1922)

A. Hessel: Die Politik König Albrechts I. Innerdeutsche Probleme und das Verhältnis zu Frankreich und Italien

Waffen, auf denen bislang der Druck der Ausdehnungspolitik Rudolfs ge­lastet hatte. Im Osten verband sich der neue Erzbischof Konrad von Salzburg mit dem Herzog von Niederbayern gegen Albrecht und seinen Schwiegervater Meinhard. Mehr noch! Ein erheblicher Teil des steirischen und kärntnerischen Adels rebellierte und machte gemeinsame Sache mit dem Landesfeind. Beide Gruppen von Gegnern standen aller Wahrschein­lichkeit nach untereinander in Verbindung und fanden einen Rückhalt an Böhmen. Als dann am 5. Mai 1292 Adolf von Nassau zum König ge­wählt war, versprach er Wenzel II. Unterstützung seiner Ansprüche auf Österreich, Steiermark und Kärnten. — Eine gewaltige Koalition drohte, zur Vernichtung Albrechts sich zusammenzuschließen. Vermutlich wäre unter allen Umständen das junge habsburgische Staats­wesen beim Tode seines Begründers in eine Krise hineingerissen worden. Aber für die Größe der Gefahr wird man Albrechts bisheriges trotziges Auftreten verantwortlich machen müssen. Um so mehr Beachtung ver­dient der Wandel in seinem Verhalten von dem Augenblick an, da er. des väterlichen Schutzes beraubt, sich ganz auf eigene Füße gestellt sah. Zu der schon früher bewiesenen Tatkraft und Zielsicherheit gesellte sich jetzt der klare Blick für das im Augenblick Erreichbare. Noch 1291 beseitigte Albrecht die drohende Gefahr eines Bündnisses zwischen Wenzel II. und dem neuen Ungarnkönig Andreas. Zu Beginn des folgenden Jahres parierte sein kühner Zug über den Semmering den Vor­stoß, der von dem Salzburger und dem Bayern gemeinsam unternommen wurde. Nachdem dann im März die steirischen Rebellen sich gegen An­erkennung ihrer Privilegien unterworfen hatten, zog der Herzog nach West­deutschland, denn noch hoffte er, wenigstens einen Teil der Kurstimmen auf sich zu vereinigen. Bald aber von der Aussichtslosigkeit seiner Kan- ditatur überzeugt, ließ er Adolf ruhig wählen und krönen, und benutzte die Frist, um die wichtigsten schweizerischen Gegner erst energisch an­zugreifen, darauf durch Zugeständnisse zum Frieden zu bringen. Damit war der neuen Reichsgewalt die Gelegenheit genommen, sich in die ober­ländischen Verhältnisse einzumischen. Im Spätherbst finden wir Albrecht zu Hagenau bei Adolf. König und Herzog erkannten sich gegenseitig an, der Huldigung folgte die Über­tragung der Reichslehen. Wieder war ein Erfolg errungen, Wenzels Ab­sicht auf den habsburgischen Besitz durchkreuzt. Als legitimer Herr durfte Albrecht an die Donau zurückkehren. Dort hatte sich der Bund der feindlichen Nachbarn um den Patriarchen von Aquileja vergrößert, mehr­fach auch glücklich gekämpft, aber schon im Frühjahr 1293 kam es zu

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