Historische Blaetter 3. (1921-1922)
A. Hessel: Die Politik König Albrechts I. Innerdeutsche Probleme und das Verhältnis zu Frankreich und Italien
herrschte, brauchte Albrecht nichts zu befürchten, stand auch mit Ladislaus von Ungarn auf leidlich gutem Fuße. Aber in dessen von inneren Wirren zerklüftetem Reich handelten die Großen ganz eigenmächtig, suchten die Nachbarn ständig mit Raub und Plünderung heim. Das ver- anlaßte Albrecht, mehrere Strafexpeditionen zu unternehmen und ihre wichtigsten Burgen in seine Gewalt zu bringen. Am gespanntesten waren die Beziehungen zu dem nördlichen Nachbarn, zu Böhmen. Daß König Ottokar den Haß gegen Habsburg nicht mit ins Grab genommen hatte, zeigte schon das Vorgehen Zawichs von Falkenstein, der zuerst auf den jungen Wenzel H. bestimmenden Einfluß gewann. Wenngleich seine Pläne durch die Heirat des Königs mit Albrechts Schwester vereitelt wurden, so trat doch die Feindschaft der beiden Schwäger wieder und wieder zu Tage und spottete der klugen Vermittlungsversuche König Rudolfs. Dem kraftvollen Auftreten des Herzogs nach außen entsprach sein energisches Durchgreifen im Innern. Die Babenberger hatten ein straffes Regiment geführt! Aber während der staatlichen Umwälzungen der letzten Jahrzehnte waren der landständische Adel und die Städte zu Macht und Ansehen gelangt. So hatte Rudolf ihre Wünsche befriedigen und seinem Sohn eine Vertretung der Landherren zur Seite stellen müssen. Albrecht jedoch brach mit dem System der Zugeständnisse, ließ seine aus der Heimat mitgebrachten Schwaben die Herzogtümer nach dem Muster der Vorderen Lande verwalten. Dabei verlor die Stadt Wien die Reichsunmittelbarkeit, wurden die Adelsburgen längs der verkehrsreichen Flußtäler zerstört, die entfremdeten Teile des Kammergutes revindiziert. Vergeblich klagte der Klerus über die drückenden Abgaben, verkündete Seifried Helbling die ständische Unzufriedenheit in beredten Versen, schalten die Steirer ihren Landeshauptmann, Heinrich von Admont, einen Tyrannen und Menschenschinder; die herzogliche Gewalt setzte sich durch, allen Widerständen zum Trotz. Der Tod Rudolfs I. (15. Juli 1291) machte Albrecht zum Herrn des gesamten Familiengutes und zum Anwärter auf den deutschen Königsthron. Aber da, den Sohn dem Vater folgen zu lassen, eine Gefährdung des Wahlrechtes bedeutete, sträubten sich gegen Albrecht die rheinischen Erzbischöfe, die eifrigsten Wächter der neuen Reichsverfassung. Dem ihm abgeneigten Böhmen schlossen sich Brandenburg und Sachsen an, so daß auch von den weltlichen Kurfürsten nur des Vaters treuer Freund, Pfalzgraf Ludwig, zu Albrecht hielt Und ehe noch in der Wahlangelegenheit etwas Wesentliches unternommen werden konnte, sah er die habsburgische Hausmacht allenthalben bedroht. Im Westen griffen die Nachbarn zu den ro