Historische Blaetter 3. (1921-1922)

A. F. Pribram: Milan IV. von Serbien und die Geheimverträge Österreich-Ungarns mit Serbien 1881-1889

werden soll, nicht ganz der Wahrheit. Es ist ausgeschlossen, daß die leitenden Wiener Politiker dem serbischen Minister in bin­dender Form Zugeständnisse der Serbien zu gewährenden territorialen Ausdehnung in jenem Ausmaße gemacht haben, das Mijatovich in seinen Memoiren angibt. Die Unterredungen bewegten sich' vielmehr in all­gemein gehaltenen Erörterungen über die politischen und wirtschaft­lichen Vorteile, die sich für beide Staaten aus einem näheren An­schlüsse ergeben könnten und über die Wege, auf denen ein solcher erfolgen sollte. Milan, der von dem Resultate der Bemühungen seines Ministers unzweifelhaft genaue Kenntnis besaß, äußerte Ende Mai 1881 zu dem österreichisch-ungarischen Gesandten in Belgrad, Baron Gabriel Herbert-Rathkeal, er denke demnächst in Wien mit Haymerle die Angelegenheit eines geheimen politischen Vertrages zwischen Österreich-Ungarn und Serbien zu besprechen, „ein Projekt, über das, wenn auch’ in „unbestimmten Ausdrücken“ (termes vagues) Mijatovich gelegentlich seiner letzten Anwesenheit in Wien mit Haymerle und Kállay verhandelt hat“.1 Milan war damals der Meinung, daß die definitive Formulierung des Vertragstextes erst nach seiner Rück­kehr aus dem Bade Ems, im August, stattfinden sollte. Gleichzeitig? versicherte er Herbert, daß die Gerüchte, er wolle di|e Erhebung Serbiens zu einem Königreiche durchsetzen, unbegründet seien; er denke vorerst nicht daran; schon deshalb nicht, weil er es ver­meiden wolle, als ein Nachäffer des rumänischen Herrschers zu er­scheinen, der sich am 26. März 1881 die Königskrone aufs Haupt gesetzt hatte. Milan versprach, in dieser Angelegenheit, obgleich sie eine rein serbische sei, nichts zu tun, ohne sich vorher mit dem Wiener Kabinett verständigt zu haben. In Berlin, wohin er sich’ v'on Wien aus begeben wolle, um einer an ihn im Vorjahre ergangenen Einladung Kaiser Wilhelms Folge zu leisten, und in Petersburg, wo er den neuen Zaren Alexander III. begrüßen wolle, werde er diese Angelegenheit nicht berühren. Auch denke er nicht daran, sich in Petersburg durch irgendwelche Versprechungen von seinem festen Ent­schlüsse abbringen zu lassen, in ein enges Freundschaftsverhältnis zur Donaumonarchie zu treten. 2 Es geschah wohl in der Absicht, auf das, was er vorhätte, vorzubereiten, daß er in seiner am 3. Juni 1 Herbert-Rathkeal an Haymerle, 29. Mai 1881. St.-A. (Serbien.) 1 In der Weisung Haymerles an Kälnoky d. d. 8. Juni 1881, St.-A. (Russica), heißt es unter anderem, Milan habe ihm gesagt, er glaube, man werde ihm in Peters­burg keine Vorwürfe wegen seiner Beziehungen zu Österreich-Ungarn machen. Sollte es doch geschehen, würde er unumwunden erklären, daß alle Interessen seines Landes ihn darauf hinweisen, in gutem Einverständnisse und nachbarlicher Freundschaft mit Österreich-Ungarn zu leben. Diese Überzeugung sei bei ihm zum Pmo-ra.mm hPworrlpR rlftm p.r t.rpn hlpihpn wnllp

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