Historische Blaetter 2. (1921)

Eduard v. Wertheimer: Neues zur Orientpolitik des Grafen Andrássy (1876-1877)

seiner orientalischen Politik den nötigen Rückhalt zu gewähren1. Von diesem wieder war es ein großer Fehler gewesen, daß er aus Delika­tesse zugestimmt hatte, Graf Beust als Botschafter nach London zu senden. Dem ehemaligen Reichskanzler, der Wien mit tiefem Groll im Herzen gegen Andrássy verlassen, schien es als wichtigste Auf­gabe auf seinem neuen Posten, seinen Chef bei den englischen Ministern anzuschwärzen und eine gehässige Stimmung gegen ihn zu erzeugen. Beust, von dem Beaconsfield äußerte, daß aus dessen Mund nur Lügen kämen, war gewiß nicht in London der geeignete Dolmetsch der Ideen und Pläne Andrássys, für die mit dem nötigen Eifer einzutreten es ihm überdies an Lust und gutem Willen mangelte. So mußte sich der österreichisch-ungarische Minister des Äußern Rußland gegenüber, wie er sagte, zu Zugeständnissen bis an die Grenzen des Möglichen herbeilassen. Unter dem Eindruck dieser Ver­hältnisse war Andrássy entschlossen, so lange es nur anging, der Be­tätigung der russischen Auffassung keine Hindernisse in den Weg zu legen, „müssen uns aber“, wie er hinzufügte, „Vorbehalten, unsere Interessen in dem Augenblick, wo uns dieselben gefährdet erscheinen sollten, von unserem einseitigen Standpunkte aus zu Rate zu ziehen“2. ♦ 1 Buckle a. a. 0., 31. — Plehn, Bismarcks auswärtige Politik, 66. 2 Andrássy an Langenau, 26. Dezember 1876. W. St. A. (Schluß folgt.)

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