Handels- und Gewerbs- Kalender 1848

Handels- und Gewerbs- Kalender 1848. - I. Abtheilung. Kalender

18 men Dschuma als Ruhetag, tn* der 13. 14. und 15 Tag jeden Monates gelten ihm für glückliche Tage. Witterungslauf und Wetterprophezeiungen. Jeder gebildete Mann weiß es wohl schon, daß es durchaus unmöglich sei den Witterungslauf ganzer Jahre für Länder und Provinzen voraus zu bestimmen, und daß gerade diejenigen Ge­lehrten, welchen das Volk unmittelbar das Wetterprophezeien an den Hals schiebt, die Astronomen nämlich, sich am aller­wenigsten, nämlich gar nicht mit derartigen Bestimmungen befassen. Wohl ist die M e t e o r o l o g i e oder die Lehre von den in unferm Luftkreise vorfallendcn Erscheinungen auch ein Gegen­stand der Forschungen der Naturkundigen und insbesondere auch des Astronomen, allein sein Forschen in dicserBeziehung hatzunächst einen andern Zweck: es sollen die Erscheinungen welche in unserer Atmosphäre vorfallen, näher kennen gelernt, ihre Natur und die Bedingungen ihres Entstehens ermittelt, und das Gesetzmässige in ihrem Gange aufgesucht werden; und in dieser Beziehung hat dieser Theil der Naturwissenscyaft in jüngster Zeit höchst bedeutende Fort­schritte gemacht. Nicht nur wurden die meteoroligischen Instru­mente vermehrt und wesentlich verbessert. die Beobachtungen selbst vervielfältigt und verfeinert, sondern es ward auch die Behandlung dieser Beobachtungen auf wissenschaftliche Grundsätze zurückgeführt, die Art ihrer Verbindungen und die Folgerungen daraus in streng mathematischem Geiste eingeleitet. Die Früchte dieser echt wissenschaftlichen Behandlungsweise des erwähnten Zweiges der Na­turwissenschaft zeigen sich jetzt schon in erfreulicher Menge: man bemerkt im Allgemeinen in den Schwankungen des Barometers, in dem Betrage und den Abwechslungen der Temperatur, in dem Gra­de und d. Veränderungen d. Feuchtigkeits-Zustandes d-Atmosphäre, indem Vorkommen und d.Wechsel der Luftströmungen u. s. w. eine oft mehr , oft weniger , doch fast immer , sich darstellende Gesetz­mäßigkeit; man hat die wichtige Rolle näher kennen gelernt, welche die Temperatur in Bezug auf das Wesen und den Gang aller Wit­terungserscheinungen spielt und mehr dergleichen; hat so die Natur­wissenschaft mit einer Masse neuer und denkwürdiger Erfahrungen bereichert, hat den Weg angebahnt und betreten auf dem ein wei­teres Fortbilden der Witterungslehre allein gehofft und erwartet werden kann : aber bas Wetter zu prophezeyen, es für ganze Län­der und Erdstriche voraus zu verkündigen, ist noch keinem Sach­verständigen eingefallen, und Leute die es versucht, haben cs auf den Grund früherer Wahrnehmungen gewagt, ohne eine andere Garantie für die Richtigkeit ihrer Voraussagen zu haben, als im günstigsten Falle die Erfahrung einer Reihe von Jahren, meistens aber ein bloßes Meinen und Dafürhalten; daher auch die Wetterpropheten in der Regel zu Schanden werden. Es kann auch zur Zeit noch nicht anders sein, denn die Beschaffenheit und der Gang der Witterung werden durch eine Masse allgemeiner und ört­licher Bedingungen und Verhältnisse bestimmt, Verhältnisse deren Wesenheit und wechselseitigen Zusammenhang zu ergründen , wenn dies überhaupt je möglich, jedenfalls erst einer fernen Zukunft überlassen bleiben muß, der wir durch genaue und fleißige Beobach­tung der Witterungserscheinungen das nöthige Material zu sam­meln und vorzubereiten haben. Was daher von den Wctterprophe- zeiungen überhaupt zu halten, dürfte aus dem bisher Gesagten leicht zu bestimmen sein. Wenn Jemand, fußend auf eine lange Reihe von Jahren fortgesetzte Beobachtungskette, es unternimmt, den allgemeinen Charakter der einzelnen Monate zu schildern, so hat dies noch einen vernünftigen Grund, es ist das allgemeine Re­sultat aus den gemachten Wahrnehmungen; allein wenn Jemand das Wetter für bestimmte Wochen und Tage in bestimmten Aus­drücken vorherzusagen sich herausnimmt, so ist dies nichts weiter als bloßes Dafürhalten aus hypothetische Ansichten, oder, wie in allen Volkskalendern ein bloßes Rathen auf's Gerathewohl, dem der Zufall zuweilen zu Hülse kömmt: denn nachdem in jedem Augen­blicke irgend eirie Witterung wirklich Statt haben muß, so kann es auch gerade diejenige sein, welche der Kalender für den Tag ver­kündet. ohne daß deshalb der Wetterprophet sich irgend ein Ver­dienst zuschreiben dürfte. Ja bei einem so ausgedehnten und in seinen einzelnen Theilen klimatisch so verschiedenen Lande, wie z. B. un­ser Vaterland Ungarn ist. wird und muß cs sich häufig treffen, daß tn einer Gegend diese, in der andern eine andere Witterung herrscht, daß also de Kalender für einen Ort die Wahrheit sagt, während er für einen andern zum Lügner wird. — Lassen wir also eine Sache fahren, die bisher noch außer dem Bereiche menschlichen Könnens gelegen , begnügen wir uns mit der aus den gemachten Beobochtun- gen abgeleiteten allgemeinen Charakteristik der einzelnen Monate, und wenn man schon durchaus das Wetter voraus wissen will , so gibt es bekannte Erscheinnngen aus welchen jeder aufmerksameDen- ker für s e i n e n W o h n o r t auf einen , oft auf mehrere Tage die Witterung vorausahnen kann. Aber aus den Kalendern wollen wir die gehaltlosen Wetterprophezeiungen ausmerzen — ich für meine Person habe mich mit derlei Lügenverkündigungen natürlich niemals abgegeben — und nur um die Mannigfaltigkeit dieses Ka­lenders und seinen Unterhaltungsstoff zu mehren, eigentlich um alle Ansichten des Publikums zu befriedigen, wollen wir hier neben der allgemeinen Charakteristik der Monate, die Prophezeiun­gen des hundertjährigen Kalenders, in einem an­dern Jahrgange aber wieder die Loostage und Bauernregeln auf­nehmen; wobei ich in Bezug auf die Angaben des 100jährigen Ka­lenders ausruscn muß: Wer's will der glaub's. Character der einzelnen Monate des Jahres für Mittel­ungarn. Jänner. In die Mitte dieses Monates pflegt bei uns die größte Wintcrkälte zu fallen. Dabei ist der Himmel bei Tage meist trüb, Nachts oft heiter, Schnee und kalte Nord-, Nordwest- und Nordostwinde auch nicht selten. Februar. Zu Anfang desselben steigt die Kälte etwas, die Witterung pflegt gegen die Mitte des Monats hin unstätt zu wer­den, nach dem zweiten Drittel stellt sich gewöhnlich Thouwetter mit nebligem, trübem Himmel ein; auch wechselt Schneegestöber mit Regen, warmer Sonnenschein und Thauwetter mit Wolken, Frost und Sturm. Einem milden Februar ist nicht gut trauen, denn ihm folgt gewöhnlich ein rauher März. März. Im Anfänge des März sinkt die Temperatur wie­der etwas und ihre bleibende Zunahme beginnt gewöhnlich erst um die Mitte dieses Monates herum. Trockene Luft und heftige Stürme sind dem März eigenthümlich, er kämpft mit dem Winter um die Herrschaft über die Mutter Erde, wird auch gewöhnlich bei seinem Ende Sieger über ihn und facht das Leben der Natur wieder zu er­höhter Thärigkeit an. April. „Launisch wie das Aprilwetter" ist ein altes Sprichwort und es bewährt sich meistens. Die erste Hälfte dieses Monates ist mehr trüb als schön, Regen, Schnee, Sonnenschein, kalte, rauhe Winde und warme Luftströmungen wechseln oft plötzlich miteinander, es ist gleichsam das Nachtreffen des Winters mit dem Frühlinge, der rauhern Winterlust mit der alles belebenden Som­merwärme, das in diesem Monate vor sich geht. Das erste Gew t- ter stellt sich in der Regel auch in diesem Monate ein. Mai. Den Mai nennt man in Deutschland den Wonne­mond und wenn man diese Benennung auf das allgemeine Erwacht- scin aller Vegetation bezieht, dann muß auch der Bewohner Un­garns sie gut heißen, sonst aber hat er wenig Grund dazu, denn in der Regel haben wir den Mai rauh, stürmisch, kühl und von unfreundlichem Gepräge. Wohl ist die Wärme im Allgemeinen schon um 12 bis 14 Grade höher als im Jänner . und es sind die Tages­stunden behaglich, aber die Morgen und Abendstunden so wie die Nächte verletzen unser Gefühl oft d rch fühlbare Kühle und nicht umsonst fürchtet der Gärtner die Tage Pankraz, Servaz, Bonifaz, welche auf den 12. 13. und 14. Mai fallen, denn merkwürdiger Weise sinkt die Temperatur im 2-ten Drittheile des Mai oft so plötzlich, daß der Wärmemesser zuweilen selbst unter den Frierpunkt tritt und Reif und Frost den zartern Pflanzen Schaden und Ver­derben bringt. In der zweiten Hälfte des Monates hebt die Wärme

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