Handels- und Gewerbs- Kalender 1848
Handels- und Gewerbs- Kalender 1848. - I. Abtheilung. Kalender
19 sich dann gewöhnlich wieder und wird oft in den letzten Tagen schon bedeutend. Juni. Der Junimond ist Anfangs wieder kühl, hat aber gewöhnlich eine ruhige, milde sanfte Lust, in welcher Sonnenschein mit Regen wechselt; auch die Gewitter sind im La^se desselben nicht selten. Stürme zur Zeit der Sonnenwende eintrcttend sind an der Zeit und schaden nicht, wenn sie nicht zu lange währen und nicht zu heftig sind. Juli. Im Laufe dieses Monates, gewöhnlich im letzten Drittel desselben erreicht die Hitze ihren höchsten Grad , Gewitter sind ziemlich häufig aber desto seltener die Landregen und die Lust vorherrschend trocken. In den Morgen- und Abendstunden lagern oft trockne Nebel über den Gewässern, und des Abends nimmt man gewöhnlich häufiges Wetterleuchten wahr. August. Im August ist die Luftwärme sehr bedeutend , ja oft größer als sie es im Juli war, allein nach der Mitte des Mo - nates tritt eine allgemeine Abnahme der Wärme ein, dergestalt daß die mittlere Wärme des Monates in der Regel 1 bis zu 2 Grade niedriger ist als jene des Julius. Im zweiten Drittheile des Monates stellt sich gewöhnlich Regen ein, im Ganzen ist aber der August noch trockener als der Julius, da die Gewitter seltener sind. Noch seltener sind Nebel und Landregen. September. Dies ist bel uns eigentlich der Wonnemond. Eine angenehme, mäßige Wärme, heitere wolkenlose Tage, angenehme , ruhige Nächte zeichnen ihn aus. Nur im letzten Drittel bringt er oft die Acquinoctial-Stürme, welche aber , wenn nicht übermäßig an Dauer und Heftigkeit, weniger beschwerlich fallen als int März, da sie nicht so rauh und austrocknend sind, als diejenigen , welche im Lause des letztern Monates sich einzustellen pflegen. Oktober. Dieser Monot stellt uns so recht die Vergänglichkeit und den Wechsel der irrdischen Dinge vor Augen. Denn gewöhnlich mit lieblicher, freundlicher Witterung beginnend, und diesen Charakter oft bis zu seinem letzten Drittel bewahrend, wechseln ein anderesmal wieder die milde Lust , der heitere Himmel und der Sonnensche.n plötzlich mit rauhen Winden, trüben Tagen und düsterer, unfreundlicher Witterung ab. Uiberhaupt kann man sich auf das Oktoberwetter nicht mehr verlassen. Schon beginnt der Streit des scheidenden Herbstes mit dem rauhen Winter, Nebel decken oft, besonders des Morgens, Thal und Flur und mit Ende des Monates stellen sich Reif und Frost ein, während zugleich das Heitzen der Zimmer zur Nothwendigkeit wird. November. In diesem Monate beendet oder hat jedes Gewächs sein Wachsthum für dieses Jahr beendigt (von Treib- und Gewächshäusern kann nicht die Rede sein)- Das Zirpen der Grille verstummt, die Bäume in Gärten und Feldern entäußern sich ihres erfrischenden Blätterschmuckes, die ganze Natur überhaupt hüllt sich in düsteres Schweigen, und Nebel und Reife umhüllen und ertödten die letzten Reste des Wachsthums auf Fluren und Feldern. Der November hat die düstersten, unfreundlichsten Tage von Regen und Stürmen oft noch unfreundlicher gemacht. Dezember zeigt in der Regel dieselbe Düsterheit in seinem Witterungslaufe wie sein Vorgänger, ja es gibt Jahre wo man in diesem Monate 10 — 14 Tage hintereinander die Sonne nicht zu Gesichte bekömmt- Aber dafür hat er oft um so mehr sternhelle Nächte, auch unterscheidet er sich vom November durch häu- figern Schneefall und größere Kälte. Dr F. v. Albert. B. Witterung des Jahres 1848 nach dem 100jährigen Kalender. I ä n n e r. Fängt mit Kälte an, 16. kalt bis auf etliche Tage, 20 bis 27 Schnee, Regenwetter und Schnee bis zu @nbei Februar. Anfangs trüb und Regenwetter, 9., 10., 11., 12. schönes, liebliches Wetter, darauf durch drei Tage Schnee, dann sehr kalt und Frost, 17. regnet und rieselt cs, dann sehr kalt bis zum 18 ; endlich Regenwetter. März. Fangt mit rauhem Wetter an bis zum20. den 21«- Frost, die Tag e aber meistens schön. April. Pflegt bis aus den 16. zu reifen und zu frieren, dann tritt gelindes Wetter ein, bis zum 23. darauf wieder Reis und rauhes Wetter bis zum 29 da es ansängt schön zu werden. Mai. Fängt den dritten mit Donner an, folgt bald wieder rauhes trüb und kühles Wetter bis auf den 8., darauf 3 Tage wieder linde, 11 macht es Nachts Eis , bleibt daraus kalt bis zum 20. darauf warm , am 30. wieder Reif. Juni. Fängt mit Reif an , folgt darauf trüb, den 9. noch einmal Reis, darauf schön warm bis zu Ende. Julius. Fängt mit großer Hitze an, sowohl bei Tag als Nacht, cs donnert fast täglich, auch Hagel zuweilen, bleibt warm bis zum 12., dann trüb und etwas kühl und Regen bis auf den 28., sodann Regen bis zu Ende. August. Fängt mit Nebeln an, die Tage schön und warm bis zu Ende. September. Fängt an mit herrlichem Wetter bis zum 13., da kühles Herbstwetter eintritt, dann wieder schön bis zum 28., von da ab wieder Regenwetter. Oktober. Fängt an mit ungestümem Wetter bis zum 10., an diesem Tage ist Reif, dann bis zum 17. schöne Sommertage , am 25. kalt, dann wieder schöne Zeit, 27. bis 30. ziemlich kalt. November. Kalt bis zum 10. Nachmittag gemeiniglich schön und warm, 11. fängt trübes Wetter mit Nebel an, Regen bis zum 13. da es wieder friert, bis Ende aber wieder schön. Dezember. Fängt mit Frost an, bald trüb , Regen, kalt und Eis, den 10. Schnee, darauf friert es bis den 19. da es regnet aber gleich wird es wieder kalt und bleibt so bis zu Ende. Die vier Jahreszeiten. Der Frühling beginnt am 20. März um 0 Uhr 25. Minuten Nachmittag , wo die Sonne im Zeichen des Widders den Aequator betritt. Tag und Nacht gleich lang. D e r S o m m e r beginnt am 21. Juni um 9 Uhr 21 Minuten Morgens; die Sonne erscheint im Zeichen des Krebses am .weitesten nördlich vom Aequator. Der Tag am längsten. Der Herbst beginnt am 23. September um 11 Uhr 25 Minuten Abends. Die Sonne wird im Zeichen der Waage im Aequator gesehen. Tag und Nacht wieder gleich lang. Der Winter fängt an am 21. Dezember um 5 Uhr 7 Minuten Nachmittag. Die Sonne steht im Zeichen des Steinbocks am weitesten südlich vom Aequator. Längste Nacht. Physische Jahreszeiten. Verschieden von den astronomischen sind die physischen Jahreszeiten. Diese haben indessen keine festen, bestimmten Gränzen, sondern der Uibergang von der einen zur andern geschieht allmälig und die Dauer und Beschaffenheit derselben sind von den klimatischen und örtlichen Verhältnissen einer Gegend bedingt. Für Oesterreich und Ungarn ergibt eine lange Erfahrung folgende Eintheilung und Begränzung der physischen Jahreszeiten: Frühling von Joseph, bis Johann Nepomuk (19. März bis 16. Mai ♦ . 58 Tage. Bors ommer von Johann Nep« bis Medardus 16. Mai bis 8. Juni) ... 23 Tage. Sommer von Medardus bis Maria Himmelfahrt (8. Juni bis 15. August) . 3* 68 Tage.