Pester Lloyd-Kalender 1861 (Pest, 1861)

Pester Lloyd-Kalender für das Jahr 1861. - Budapest

26 Budapest. 2. Die Moschee des Pascha (Pascha djamisi). 3. Die neue Moschee (jeni djamisi). 4. Die Uhrmoschee (saat djamisi). 5. Die alte Moschee (Eski djamisi). 6. Die Moschee des Sieges (Feet djamisi). In der Wasserstadt lagen : 1. Die Svolenmvschee (taban djamisi). 2. Die Umgangsmoschee (mataf djamisi). 3. Die Wassermoschee (su djamisi). 4. Die Falken­moschee, die nach ihrem Erbauer Toighun Pascha (Toighun djamisi) hieß. 5. Die Mustapha-Moschee (Mustafa djamisi). 6. Die von dem gleichnamigen Pascha erbaute Hadschi Ahmed-Mosche Außer­dem hatte Pest noch 4 Moscheen und der Wanderer, der den Schwesterstädten nahte, konnte aus den vielen in die Höhe ragenden Minarets wohl den Eindruck empfangen, daß er sich vor der Hauptstadt eines türkischen Paschaliks befinde. Die türkische Occupation, von deren zerstören­den Charakter die Chronisten des 16. und 17. Jahr­hunderts so haarsträubende Fakten erzählen, ließ eine Einrichtung im Weichbilde von Ofen nicht nur unge- geschmälert fortbestehen, sondern sie suchte auch die­selbe mit erhöhtem Comfort zu umgeben. Der Zu­stand der Ofner Bäder war nie ein glänzen­derer als unter der Herrschaft der Paschas- und so- wol Dr. Wernher, der Ofen im Jahre 1551 ge­sehen, als auch der englische Arzt Brown, den eine Reise durch Europa ein Jahrhundert später dahin­führte, sprechen sich bewundernd über die balneolo- gischen Schätze der ungarischen Hauptstadt aus. Bei den Moölims ist das Baden nicht nur eine Pflicht der Gesundheit und der Reinlichkeit, sondern auch ein Werk der Frömmigkeit; deshalb erhielten sie nicht nur die Bäder, die sie nach der Eroberung vorgesunden hatten, sie vermehrten sie noch durch Neubauten und suchten die Pracht der Badehallen zu erhöhen, indem sie die marmorenen Denkmäler der Kirchen zur Austäfelung derselben verwendeten. Als das vortrefflichste wird das Bad Velibegs das heutige Kaiserbad gerühmt, das im Stolze von fünf Kuppeln prangte. In der Nähe der Bäder ließ Mohamed Pascha, von 1543—1548 Statthalter in Ofen, Klöster für Dervische erbauen. Das allge­meine Bad des Kaiserbades ist noch eines der best- erhaltensten Ueberbleibsel aus der Türkenzeit, und dürfte durch seinen massiven Bau noch manchem Jahrhunderte trotzen. Gleichfalls an die Herrschaft des Halbmonds erinnert die auf einem Hügel in der Nähe des Kaiserbades erbaute Kapelle G u l B a b a s (des Rosenvaters) die alljährlich von frommen Der- vischen besucht wird, die aus dem Innern Klein­asiens und Syriens und mitunter auch aus dem fernen Indien zum Grabe dieses „Heiligen" pilgern. Nach Hammer wäre das Grab die Ruhestätte Ali Alaikoglis, des Statthalters von Ofen, der 1579 bis 1583 regirte. Der berühmte Historiker erzählt nämlich im 4. Bande seiner „Geschichte des osmanischen Reiches": „Esma — die Witwe Sokollis,*) klein und häßlich, aber munteren und aufgeweckten Geistes und noch kinderfähig, welche dreihundert Sklavinnen hatte, deren keine die Nacht überlebt haben würde, in welcher sie der Gemal angerührt hätte, gab ihre Hand, nach­dem sie Vergehens damit den Eroberer Daghistans, O s m a n p a s ch a zu beglücken gehofft, dem K a l a i- ltkof Alipascha, dem Nachfolger Oweis- Paschas des Statthalters von Ofen, einem tapferen, in allen Hebungen der Waffen und Reitkunst gewandten Kriegsmann, dem aber bald das Loos verdienter Ver­achtung ward, weil er aus Ehrgeiz nach der Sultanin**) Hand, sein erstes liebendes Weib mit den Kindern da­vongejagt. Der Scheidungsbefehl von Weib und Kindern wurde von Alis bisheriger Gemalin mit Thränen und Verwünschungen befolgt, mit Thränen sagt der Fünfkirchner,***) welche Ofens Bergfelsen hätten er­weichen mögen, mit Verwünschungen, welche des Bräu­tigams Leben kürzten, der das Jahr darauf in den Weinbergen Ofens auf einem Hügel be- e r d t g t ward. Dort besuchen noch heute Türken sein Grab, als das Gülbabas, d. i. des Rosen­vaters , eines Glaubenskämpen und Blutzeugen im heiligen Kriege, während Aly nur Martyr seines Ehrgeizes nach den drei Roßschwetfen und der Sul­tanin Hand". Fast anderthalb Jahrhunderte behauptete sich die Herrschaft des Halbmondes in Ungarn, der Pascha war dem Range nach der vierte im türkischen Reiche, in dessen Steuerregister Ungarn mit 30,000, Siebenbür­gen aber mit 15,000 Ducaten verzeichnet stand. Frei­lich die Geschenke nicht gerechnet, welche oft nach Stam- bul wandern mußten, um den Zorn des Großherrn oder die Habgier der Vesirs zu stillen. Die in den Jahren 1542, 1598, 1602 und 1684 gemachten Versuche der Rückeroberung blieben erfolglos, obgleich schon Maximilian, der Nachfolger Ferdinands, von dem Sohne Zápolya's, dem unbequemen Mitbewerber um die Krone von Ungarn, befreit war. Erst im Jahre 1686 schlug für Ofen die Stunde der Erlösung. Im Juni d. I. sammelte sich ein christliches Heer, 92,000 Mann stark, um Ofen. 60,800 Mann darunter wa­ren kaiserliche Truppen, und zwar 40,000 Mann Fuß­*) Sokolli, einer der bedeutendsten Großvisire der osmanischen Geschichte, der unter ier sonnigen Gunst zweier Sultane, Szulejmans und Selims groß- gewachsen, hatte unter Murád in. mit der Ungunst der Verhältnisse zu kämpfen. Der Tod seines Günstltngs des Ungarn Piale, des zum Vesir emporgestiegenen Schusterfohnes aus Tolna war ein Zeichen seines er­bleichenden Gestirnes. S o k o l l i starb während der Ausübung seines Berufes durch die Hand eines Meuchel­mörders. Am Tage vorher hatte er sich gerade das Kapitel der türkischen Geschichte über die Schlacht von K o ß o v a vorlesen lassen , und als ihm die Stelle vorgelesen ward, wo Sultan Ahmet Hudavendkiar nach beendigtem Kampfe das Leichenfeld durchreitend, von einem für todtgehaltenen Serben meuchlings getroffen wird, äußerte der Großvesir den Wunsch , daß es auch ihm gestattet sein möge, den Tod des Märtyrers für den Glauben zu sterben. Am nächsten Tage ereilte ihn sein Schicksal. **) Esma war eine Schwester des Sultans Marad III. ***) So wird der osmanische Geschichtsschreiber Petsohewi der Zeitgenosse Murads lli, genannt.

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