Pester Lloyd-Kalender 1861 (Pest, 1861)

Pester Lloyd-Kalender für das Jahr 1861. - Budapest

24 Budapest. Meder auflösend, vor dessen Augen ihr Kind. Der Csauß kniete nieder und seine Hand auf den kleinen Johannn Sigmund legend, leistete er im Namen Solimanns den Schwur, daß dieses Kind über Ungarn herrschen werde. Mitte September riefen Martinuzzi und Petrovics den Säugling aus dem Rükoser Felde zum König aus. Und dieser Act war es vorzugs­weise, der Ferdinand vermochte sein Waffenglück noch einmal vor Ofen zu versuchen, und der die erwähnte Belagerung von 1540 unter Fels zur Folge hatte. Aber auch General Fels lag, obgleich es ihm ge­lang Pest zu nehmen, vergeblich vor Ofen, bis er 1541 wieder von Rogendorf abgelöst wurde. Die Witwe Zäpolays wollte mit Ferdinand unterhandeln, und sie that es auch im Geheimen, aber Georg Martinuzzi und Peter Petrovics, welche Zápolya mit der Vormundschaft seines zurückgebliebenen Kindes Johann Sigmund betraut hatte, waren gegen jeden Ausgleich. Jsabella nahm daher zur List ihre Zu­flucht, sie schickte die mit ihr einverstandenen Räthe Peter Korcsolyüs nnd Gregor Bornemisza nächtlicher Weile und verstohlen in das auf dem Blocksberge aufgeschlagene Lager Rogendorfs, und dort ward das Uebereinkommen getroffen, daß der Feldherr Ferdinands des Nachts ungarische Truppen aus dem kaiserlichen Lager in die Festung schicke. Rogendorf verwendete indeß blos deutsche Soldaten zu dieser Expedition und betraute seinen eigenen Sohn mit der Führung. Die Truppen marschirten über den Marienfriedhof durch das kleine Pförtchen bei der Maria-Pfarrkirche auf den Marktplatz von Ofen. Als sie jedoch be­merkten , daß ihr Führer vor dem Thore zurückge- hlieben war, traten sie wieder den Rückzug an. Von den Verschworenen ergriffen viele die Flucht, der ge­lehrte Franz Bácsi fiel jedoch in die Hände des er­grimmten Martinuzzi und ward auf dem Platze ge­viertheilt. Von den Bürgern wurden mehrere verhaftet und gefoltert, die Häuser der entflohenen Räthe ver­wüstet. Mittlerweile rückte auch das türkische Entsatz­heer vor Ofen an, und Nogendorf mußte mit dem Verluste seines sämmtlichen Geschützes und von 16,000 Mann die Belagerung aufgeben. Er selbst wird ver­wundet und stirbt bald zu Somorja auf der Insel Schütt. Die den Strom herabschwimmenden Köpfe der kaiserlichen Streiter verkündeten dem vor Bel­Knaben zur Welt gebracht. Aber die Krankheit — der Schlag hatte ihn an der linken Seite gerührt — nahm einen immer schwierigeren Verlauf. Peter Petrovics, Georg Martinuzzi, Stephan Verbö'czy, Valentin Török und Johann Eszsky, Bischof von Fünfkirchen waren um ihn. Ihrer Treue empfahl er sein Kind und durch sie dem Schutze Soltmans. Martinuzzi sei der Vor­mund des Kindes und Beschützer der Wittwe, alle fünf mögen dem Verwaisten als väterliche Rathgebcr zur Seite stehen. Zápolya blieb 9 Tage sprachlos, bis er am 23. Juli 1540 sein ruheloses Leben in den Annen des Todes beschloß. Johann Zápolya war der letzte König von Ungarn, der in der Kathedrale zu Stuhl weißenburg begraben liegt. grad lagernden Hauptheere der Osmanen den Sieg der türkischen Waffen. Ofen aber gerieth in die Gewalt des Halbmonds. Szulejman dessen Zelt am Abhange des Blocksberges aufgeschlagen war, ließ der Witwe Zäpolyas sagen, das Gesetz Mohameds verbiethe ihm sie aufzusuchen, sie möge daher den kleinen Sigmund zu ihm schicken. Unter Thranen kam Jsabella dem Verlangen 'des Padischah nach, der den Säugling Zäpolyas gnädig aufnahm. Bald jedoch mußte die Witwe Zäpolyas mit dem Kinde auf das Geheiß des mächtigen Bundesgenossen Ofen verlassen und sich nach Siebenbürgen begeben.*) Der Türke herrschte nun in Ofen, dessen christliche Be­wohner ihre Waffen abliefern mußten. Der größte Theil Ungarns aber ward zu einem Paschalik degra- dirt, welches dem Eroberer tributpflichtig war. So- liman hatte sich begnügt als er am 2. September aus Anlaß seines feierlichen Einzuges in der zur Moschee umgewandelten Hauptkirche sein Gebeth verrichtete, das Versprechen abzulegen: er werde dem kleinen Johann Sigmund, wenn er ein Alter von 20 Jahren erreicht haben werde, Ofen zurückgeben, und ihn gleich seinem Vater zum König von Ungarn machen. Von dem Beginne der türkischen Occupativn datirt auch der rasche Verfall von Budapest. Bus- bek, der sich int Jahre 1553 in einer Mission Fer­dinands zu Soliman begab, hat uns seine Eindrücke in folgenden Worten aufbewahrt: „Diese Stadt war einst mit den ansehnlichsten Ge­bäuden der ungarischen Großen geziert, welche aber nun schon tHeils zusammengefallen, theils mit Balken vor dem Einsturz gesichert werden. Meist türkische Soldaten bewohnen sie, denen aber, von ihrem täglichen Solde lebend, nichts erübrigt, die Gebäude in Dach und Fach zu erhalten. Ob es etnregnet oder ob die Mauer einen Riß bekommt, kümmert sie wenig, wenn sie nur eine trockene Stelle für ihr Pferd und für ihr Lager haben; was ober ihnen ist, dessen nehmen sie sich nicht an, sonach lassen sie den obern Theil des Hauses den Wieseln und Mäusen zum Bewohnen über. Dazu kommt noch, daß ihr Gesetz sie vom Bau prächtiger Gebäude abmahnt, denn sie nehmen es für ein Zeichen eines stolzen und hoffärtigen Gemüthes, auf prachtvolle Gebäude zu halten, gleichsam als wollte man sich in diesem Leben Unsterblichkeit und ewige Wohnstellen bereiten. Sie be­dienen sich der Häuser, wie der Reisende der Herberge, wenn sic nur in denselben vor Räubern, Kälte, Hitze und Regen sicher sind, sie fragen nach anderen Bequem­lichkeiten wenig, deshalb findet man auch in der ganzen Türkei, selbst bei wohlhabenden und vornehmen Männern wenig schöne Gebäude. Gewöhnlich wohnen sie in Hütten *) Die Freundschaft des Türken für Zápolya war nämlich bedeutend erkaltet, seitdem dieser am 24. Februar des Jahres 1538 zu Großwardein die bekannte geheime Ueberetnkunft mit seinem Gegner Ferdinand schloß. Dieser aus 42 Punkten heftehenden Uebereinkunft zu­folge behielten beide den Königstitel und blieben int Besitze, der von ihnen behaupteten Gebiethstbeile von Ungarn. Rach dem Tode Zäpolyas sollte jedoch die Krone an die männlichen Nachfolger Ferdinands oder an die dessen Bruders des Kaisers Karl übergehen, falls auch die Linie Karls im Mannesftamme erlöschen sollte, geht die Krone an die männlichen Nachfolger Zäpolyas über.

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