Pester Lloyd-Kalender 1861 (Pest, 1861)
Pester Lloyd-Kalender für das Jahr 1861. - Budapest
Eine historische Skizze. 23 auch die beiden Königinen, Anna die Gemalin Ferdinands und Maria die Witwe des auf dem Mo- häcser Felde gebliebenen Königs, bei. Erstere war in einem mit rothcm, letztere auf einem mit schwarzem Tuche ausgeschlagenen Schiffe in Ofen angelangt. Zápolya, dem auch das Glück der Waffen nicht günstig war, entschloß sich nun nach langem Schwanken, die Hilfe der Türken zur Verdrängung seines glücklichen Gegners anzusuchen. Der gewandte HieronimuS Lasky hatte in Conftantinopel die Unterhandlungen mit dem gewünschten Erfolge geführt, und im Jahre 1529 erschietr Szulejman mit 300,000 Streitern in unserem Vaterlande, um die halbverlorene Sache seines Schützlings wieder aufzunehmen. Zu Mohács drückte Zápolya auf die Hand des Sultans jenen Kuß, den man mit Recht, als die zweite nationale Erniedrigung betrachtet, welche das Mohácser Schlachtfeld gesehen, und welchen der Franziskaner Fran- gepany der Gesandte Zápolyas in Polen, später mit allem Aufwande seiner Beredtsamkcit, in an den Papst gerichteten Briefen entschuldigen mußte. Zápolya ward von dem Sultan freundlichst empfangen und erhielt von ihm drei Pferde mit goldenem Halfter und vier goldgestickte Kaftans zum Geschenke. Am 3. September standen die osmanischen Heere vor Ofen, dessen Festung wie bereits erwähnt, Thomas Rädasdy vertheidigte. Die Einnahme Pests war das Werk einer Stunde, die Häuser wurden verbrannt, die Einwohner niedergemetzelt. Die Oberstadt Ofen, deren Thore vermauert gewesen, hielt sich drei Stunden , die wohlbefestigte Judenstadt, sollen 3500 Juden so hartnäckig vertheidigt haben, daß die Angreifer nur um den Preis von 2300 Leichen in den Besitz derselben gelangen konnten, von den Ver- theidigern aber sollen nur 20 dem Tode entronnen sein. Die von Rädasdy vertheidigte, gut ausgerüstete Festung ward durch den Verrath der Unterführer Christoph Besserer und Johann Taubinger, welche ihren Commandanten eingesperrt hielten, nackp vier Tagen übergeben. Die Besatzung, welche so ihr Leben und ihre Habe durch Feigheit retten wollte, wurde von den Janitscharen niedergemetzelt, die darüber wüthend waren, daß man ihnen die Plünderung der Einwohner und die Zerstörung der Festung untersagte. Nádasdy kam als Gefangener in die Gewalt Zäpolya's, wurde jedoch freigelaffen, nachdem er gelobt hatte, von der Partei Ferdinands abzustehen und nicht mehr die Waffen gegen Zápolya zu ergreifen. So kam Ofen wieder durch den Türken in den Besitz Zäpolyas. Clemens VII., der damals auf dem Stuhl der Papste saß, sah zornig auf das Bündniß mit dem Erbfeind des Chriftenthumes, und da der Nachfolger Petri seit den Fiedensschlüssen von Barcellona und Cambray auf ziemlich gutem Fuße zu dem Kaiser, und somit auch zu dessen Bruder Ferdinand stand, schleuderte er den Bann gegen den Bundesgenossen des Türken, gegen Johann Zápolya und dessen Getreuen. Dieß war ein Grund um die Freundschaft des Sultans fester zu knüpfen. Am 18. October ermahnte Szulejman die versammelten Großen des Reichs zur Treue gegen seinen Schützling, indem er die Hand aufs Schwert gelegt, die Worte sprach: „Euch befehle ich, wenn Ihr die Rache dieses meines Schwertes nicht erfahren wollt, diesen Eueren König zu ehren, und ihm zu gehorchen". Kaum hatte jedoch Szulejman Ungarn den Rücken gekehrt, als Ferdinand wieder den Versuch machte, in den Besitz der Hauptstadt zu gelangen, denn das gemeine Volk konnte sich, wie Szalay bemerkt, damals kaum „einen König ohne Ofen" denken. Doch blieben die Versuche die Ferdinands Feldherren machten (Rogendorf 1529 und 1541 und Fels 1540) erfolglos. Die Bürger durch 3000 Türken, welche Szulejman zurückgelassen, verstärkt, leisteten unter der Führung Nádasdys , der nun ein Getreuer König Johanns war, tapferen Widerstand,obgleich die Besatzung vielfach mit Noth zu kämpfen hatte.*) Zápolya belohnte die Anhänglichkeit der Bürger durch eine goldene Bulle, welche nicht nur die früheren Privilegien bestättigt, sondern auch alle Ofner Bürger und ihre Nachkommen in den Adelstand erhebt und dem Stadtwappen einen Löwen, eine rothe Fahne und drei Köpfe als Zeichen der muthigen und blutigen Vertheidigung einverleibt. Die betreffende Urkunde besteht aus fünf großen Pergamentblättern, sie hat die Form eines Buches und ist in schwarzem Leder gebunden ; das goldene Siegel, welches das Wappen der Zápolya mit dem sitzenden Wolf zeigt, ist mittelst einer goldenen Schnur an das Pergament befestigt. Die Urkunde befand sich Anfangs in den Archiven der Familie Szirmay, wird aber gegenwärtig in dem Notariatsamte des Ofner Magistrats aufbewahrt. Ferner beschenkte Zápolya die Stadt mit den Gütern Solymár, Kis Kovácsi und Päty. Die Belagerung von 1540 hatte Zápolya nicht mehr erlebt. Er erlag am 21. Juli d. I. in Siebenbürgen einem Schlaganfalle, nachdem ihm seine Gattin Jsabella die in Ofen erfolgte Geburt ihres Sohnes angezeigt hatte.**) Der Sultan wollte sich von der Geburt dieses Kindes überzeugen, und schickte einen Csauß nach Ofen. Jsabella trat, den Säugling in den Armen, schluchzend vor den Csauß, und stillte, das *) Auch im folgenden Jahre scheint sich die Stadt Ofen keines blühenden Zustandes erfreut zu haben. Franz Batthyány schreibt aus Körmend, daß „Jankula" (Johann Zápolya) an großer Armuth labortre und daß er wenig Soldaten besitze. „Die Theuerung in Ofen ist so groß, daß kaum eine Elle Tuch zu bekommen und daß ein Paar Stiefel 20 fl. kosten". Brodartcs schreibt vom 24. Mat 1530 an Nádasdy: „Der König stirbt vor Hunger (rex moritur prae fame.) Ich führe traurige vom Hunger heimgesuchte Tage". **) Die Erkrankung Zápolyas erfolgte in Gyula £ehérvár. Am 10. Juli wurde er nach Szászsebes (Broos) gebracht, und dort überraschte den kranken König die Freudenkunde, daß seine Gattin am 7. Juli einen