Pester Lloyd-Kalender 1861 (Pest, 1861)

Pester Lloyd-Kalender für das Jahr 1861. - Necrologie

16 Necrologie. in England zu veröffentlichen. Sie sind seitdem fast in sammtliche Sprachen übersetzt worden. Ein Whig aus Neigung, Erziehung und Bildung, konnte es nicht fehlen, daß seine Parteigenossen sein gro­ßes Talent bald zu verwerthen trachteten. Nachdem sie ihm eine Anstellung im Bankerottgerichtshofe gegeben, verschafften sie ihm, als er kaum 30 Jahre alt war, einen Unterhauösitz, und später die Sekre­tärstelle im indischen Amte unter Earl Grey's Ver­waltung, dessen Reformen er mit dem ganzen Auf- wande seiner Talente und seines Eifers unterstützt hatte. Im Jahre 1832 für Leeds gewählt, legte er zwei Jahre später dieses Mandat nieder, und begab sich als Conseilmitglied und Präsident der legislativen Kommission nach Kalkutta. Das indi­sche Civilgerichtsverfahren erfuhr durch ihn eine wesentliche Umgestaltung, und diesem seinem Aufent­halte in Indien verdankt die Welt zwei seiner herr­lichsten Essay's, — über Clioe und Hastings. — Kurz nach seiner Rückkunft übernahm er 1839 un­ter Lord.Melbourne's Premierschaft den Posten des Kriegssekretärs, den er bis 1841, bis zum Sturze des Whigministeriums behauptete. Ein Jahr früher war er in Edinburg, zum Unterhausmitgliede gewählt worden, doch dekretirten ihm seine Wähler 1847 eilt Mißtrauensvotum, nachdem er ihre protestanti­schen Gefühle durch seine Befürwortung des May- noothkollegiums verletzt hatte. Darüber empört, wollte er sich von der Politik für immer lossagen, aber Lord I. Ruffel bewog ihn, in Glasgow zu kandidiren. Dort wurde er wirklich gewählt, und wieder bekleidete er von 1846—48 einen hohen Posten bei der Regierung als Generalquatiermeister. Seine parlamentarischen Arbeiten hatten ihm wah­rend dieser Jahre genügend Zeit zu seinen histori­schen Studien gelassen. Im Jahre 1842 erschienen von ihm „Lays of ancient Rome“, und tut Jahre 1848die beiden erstenBände seiner englischen Geschichte, gleichzeitig aber auch die ersten Symptome der Krank­heit, die ihn dahingerafft hat. Er mußte sich fortan geistig und physisch viele Entbehrungen gefallen lassen. Die Folge davon war, daß der dritte und vierte Band seines Geschichtswerkes , das mit dem Rys- wicker Frieden abschließt, erst int Jahre 1855 er­scheinen konnten. Aus seinem literarischen Nachlasse ist, den neuesten Berichten zufolge, leider keine Fortsetzung des Werkes zu erwarten. Macaulay hatte 1852 noch die große Genugthuung, von Edinburg, das ihn so schwer gekrankt, ohne sein Zuthun wieder ins Parlament gewählt zu werden. Er nahm das Mandat an, aber zwei oder drei große Reden ab­gerechnet , die gewissermaßen über dem Niveau der Debatte standen und sorgfältig gearbeitete Essay's waren, hat er sich an den parlamentarischen Kämpfen weiter nicht betheiligt. Im Oberhause, das er seit seiner Ernennung zum Pair nur selten besuchte, seine Stimme atrch nicht ein einziges Mal ge­hört worden. Die Aerzte hatten ihm das Reden aufs strengste untersagt. Morel starb,93 Jahre alt zu Cremieu im Spätherbste; siebenthalb Decennien früher hatte er als Geschworner über Charlotte Corday, die Mör­derin Marats zu Gerichte gesessen, und war das ein­zige Mitglied der Jury gewesen, das den Muth gehabt hatte, für die Freisprechung der Angeklagten zu stimmen. Nagy, Paul, einer der bedeutendsten Redner des ungarischen Reichstages und Verfasser einer pragmatischen Geschichte Ungarn's, von 1815 bis 1837 Professor an der Universität von Großwar­dein , später Administrator der gräflich Pálffy'schen Herrschaften, starb im Alter von 81 Jahren am 18. December zu Eperies. Napier, Sir William, englischer General- lieutenant, Bruder des Eroberer's von Scinde, be­rühmt durch sein Werk über den „Halbinselkrieg" in Spanten gegen Napoleon, und Geschichtsschreiber der Feldzüge seines Bruders, starb im 75 Jahre am 12. Februar auf seinem Landsitze bei London. Nena Sahib, der Mahratte, der grausamste Führer der Seapoysmeuterei in Hindostan, der sich durch die Schlächterei von Cawnpur im Duab am 27. Juni 1857 ein unaüslöschliches Schanddenk- mal gesetzt, ist nach Aussage seines, von den Eng­ländern gefangenen Ministers im Nepalesischen, wo­hin er sich geflüchtet, am 24. September bestattet worden. Quaglra, sardinischer General und Altersprä­sident der zweiten Kammer, starb am 7. April zu Tu­rin, nachdem ihn fünf Tage vorher bei der Eröffnung des Parlamentes der Schlag getroffen. Reille, Joseph Graf, General des ersten Kaiserreichs und seit September 1847 Marschall von Frankreich, den Jahren wie dem Datum seiner Er­nennung nach der älteste der französischen Marfchälle, starb am 5. März zu Paris im Alter von 85 Jahren. Retßiger, Carl Gottlieb, geboren am 31. Januar 1798 zu Belgiz bei Wittenberg, starb am 7. November in Dresden, wo er als Hofkapellmeister angestellt war. Unter seinen Compositionen befinden sich mehrere Opern, und namentlich ein Oratorium „David." Űfríttée , Amódóe, Publicist und Historiker, Mitglied der Gesetzgebenden Versammlung und Chef­redakteur des „Constitutionnel", starb am 11. No­vember in Marseille. Richter, Caroline, von 1801 bis 1825 die Gattin Jean Pauls, Tochter des Geheimen Obertri- bunalsrathes Mayer in Berlin, starb am 28. Januar zu München, im Alter von 84 Jahren. Robert, Ludwig von, Chef eines angesehenen Bankhauses in Wien, Director der Nationalbank und Präses der Börsenkommission, entleibte sich am 13.

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