Pester Lloyd-Kalender 1859 (Pest)

Pester Lloyd-Kalender für das Jahr 1859 - Geschichte des Jahres

Geschichte des Jahres. 147 befestigten Calpi gegen Ende des Jänners und An­fangs Februar — zur, selben Zeit, wo am 10. Fe­bruar Oberst Mac Causland in dem Distrikte von Bareilly, nördlich zwischen Delhi und Lucknow eine 4000 Mann starke Rebellenschaar zersprengte, und in dem Herzen Centralindiens der heroische Lieute­nant Osborne ein von den Insurgenten, besetztes Fort nach dem andern stürmte und auffliegen ließ. Ehe Sir Colin eintraf, wollten die Seapoy's noch einen letzten Versuch gegen Sir James Outram wa­gen:.am 21. und 25. Februar griffen sie ihn mit dem Muthe der Verzweiflung bei Allumbagh und Dschellalabad an. Sie wurden beide Male nicht nur mit blutigen Köpfen zurückgewiesen; sondern es gewannen auch die, vor dem Chefcommandanten ein­herziehenden Brigaden des General Franck und Sir Hope Grant'ö immer weiteres Terrain in dem Kö­nigreiche. Der Erstere siegte am 23. bei Sultanpur über die von Nizam Mendi Duffair befehligten 25000 Bewaffnete zählenden Rebellen, die ihn in einer starken, von 25 Kanonen geschützten Position erwarteten, todtete denselben 1800 Mann und eroberte 20 Kanonen: der Letztere erstürmte Mean- gunge, eine feste Stadt in Aude, an dem nämlichen Tage, wobei die Aufständischen 500 Mann verloren. Der Oberkommandant fand also seinen Weg geebnet, seinen Rücken gedeckt und in Oude selbst zahlreiche Anhaltpunkte in den Händen der Seinen: als er — am 25. Jänner von Futtighur aufbrechend und nach Aushebung seines dortigen Lagers über Cawnpur mar- schirend — in den ersten Tagen des März wieder vor den Thoren Lucknows erschien. Am 3. bereits besetzte Sir Colin das Lustschloß Delkosah und ver­einigte sich sodann zu Reedecoll mit General Franck; am 6. überschritt Sir James Outram seinerseits den Gumtecfluß mit 6000 Mann und 30 Kanonen, alle Angriffe des Feindes, der ihn an dieser Ope­ration verhindern wollte, zurückschlagend. Nunmehr faßten der Chefcommandant und beide Generale mit einer Gesammtftreitmacht von 50,000 Infanteristen, 10,000 Reitern und 120 Geschützen Pofto vor Luck­now. Nachdem Outram die Vertheidigungslinien umgangen und Sir Edward Lugard die Martinisre erstürmt, wurden am 8. März die Circumvallationen vollends genommen; daraus wurden mit dem Ba­jonett in der Faust der Jmaumbarah und der stark sortificirte Begum-Palast der Königin erobert; end­lich fiel nach vierundzwanzigstündigem Gefechte am 14. der Kaiser-Bagh in die Hände der Sieger: doch erst am 19. endete der wüthende Straßenkampf, der die ganze Kapitale der Herrschaft der Briten un­terwarf. Leider gelang es hier ebenso wenig wie in Delhi die Besatzung abzusangen: das vierzehntägige Schlagen hatte den Rebellen 2,000 Mann gekostet: dfccr volle 50,000 von der Garnison entwischten, um sich theils südwärts nach Centralindien, theils nordwärts nach Bareilly zu werfen. Die Pacisicirung des Landes von Oude und von Rohilkund war daher die Aufgabe, deren Lösung Sir Colin sich selber vorbehielt; in Bundelkund, Centralindien und der Radschputana aufzuräumen, überließ er seinen Ge­neralen. Nach der letzten Seite hin waren die mäch­tigen Festungen Kotah, Kalpi, Jhansi und Gwalior die Hauptstützen des Aufstandes: Stadt und Fort von Schunderin war schon am 17. März einem fünf­tägigen Bombardement erlegen. Die Belagerung Jhansi's begann Sir Hugh Rose am 22. März mit 6,000 englischen Truppen. Am 25. hob die Beschie­ßung an; ein Versuch der Meuterer, die Festung mit einem Corps von 25,000 Mann und 18 Kanonen zu entsetzen, wurde am 1. April zurückgewiesen, wo­bei der Feind 1500 Bewaffnete verlor. Am 2. ward die Ringmauer, am 4. nach verzweifelter Gegenwehr auch die Stadt mit Sturm erobert: darauf räumten die Rebellen in der Nacht vom 5. die Citadelle frei­willig; auf der Flucht brachten die verfolgenden Briten ihnen eine Reihe von Schlappen bei. Am 30. März ereilte Kotah dasselbe Schicksal: General Roberts mit der Radschputana-Feldmacht nahm die am Tschumbulflusse gelegene Stadt sammt ihrer Fe­stung mit stürmender Hand. Rose wandte sich nach dem Falle Jhansi's sofort gegen Kalpi: ehe er dort­hin gelangte, schlug er das Gwaliorkontingent, das in dieser Gegend allenthalben den Kern der Jn- surrection bildete, am 30. April und am 7. Mai zweimal auf's Haupt. Am 22. Mai fast vor den Mauern Kalpi's zum dritten Male attaquirt, rieb er die Gwaliormacht vollständig auf und zog am folgen­den Tage in Stadt und Fort ein, ohne auf weiteren Widerstand zu stoßen. Der Sieger eilte, so schnell wie möglich neue Lorbeeren bei Gwalior zu pflücken: nach verschiedenen Gefechten vom 17. Juni ab stürmte Sir Hugh Rose am 19. in fünfstündiger hartnäckiger Schlacht Stadt und Palast, am 20. auch das Fort von Gwalior: 27 Kanonen fielen in die Hände der Briten und am 21. erbeutete General Napier, der die flüchtige Besatzung einholte und nochmals auf's Haupt schlug, weitere 25 Geschütze. Kehren wir zu Sir Co­lin zurück, so ward er bald inne, daß er sein Auge nicht blos nordwärts nach Bareilly und Rohilkund, sondern auch westwärts, nach dem mittleren Ganges hin zu wenden hab% da ein guter Theil der Oude- rebellen nach der Einnahme Lucknow's die Richtung auf Benares eingeschlagen. Sie überrumpelten daselbst die Stadt Azimghur und Sir Edward Lugard mußte ih­nen nachgeschickt werden. Er schlug sie am 17. April hinaus und brachte ihnen bis Mitte Mai noch einige weitere Niederlagen bei, so daß auf dieser Seite jede Gefahr verschwunden war. Auf der Campagne in das Rohilkund standen die Generäle Walpole, Whitelock, Penny und Sir Hope Grant dem Chefkommandanten zur Seite. Walpole hatte am 15. April zwar Unglück bei einem Sturme auf Fort Rowas, der dem Briga­dier Adrian Hope das Peben kostete: doch in der nach-

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