Pester Lloyd-Kalender 1859 (Pest)

Pester Lloyd-Kalender für das Jahr 1859 - Nekrologie

Nekrologle. 87 marschalllieutenant empor. Nach dem Friedensschlüsse ward er zum Chef des Generalquartirmeisterstabes und zum Hofkriegsrathe ernannt, in welcher Stellung er Be­deutendes für die Reorganisation der österreichischen Armee leistete. Während der Feldzüge von 1813 bis 1815 sammelte er als Chef des Stabes neue Lorbeeren bei Kulm, bei Leipzig wo er verwundet ward, bei La Rothtäre. Nach Herstellung des Welt­friedens befehligte er als Divistonair in Oedenburg, später in Ofen, seit 1821 als Festungskommandant in Olmütz: kurz vorher war er zum General der Ka­vallerie befördert worden. Zehn Jahre später trat er als Oberbefehlshaber der österreichischen Streitkräfte in Italien eine neue Laufbahn an: während deren er sich, 1836 zum Feldmarschall befördert, ein großes Verdienst um Oesterreich durch die Bestimmtheit er­warb, mit der er einen Zusammenstoß mit Sardinien und ein blutiges Ringen um das Principat in Ita­lien jahrelang als unvermeidlich voraussah; und durch die rastlose Energie, mit der er in Folge dieser Er- kenntniß die Befestigung Verona's betrieb. Die all­gemeine Erschütterung der apenninischen Halbinsel, die sich seit Wintersanfang von Neapel bis Piemont hin erstreckt hatte, rief am 18. Marz 1848 den Auf­stand in Mailand hervor : und Radetzky, der sofort einsah,daß er es mit ganz Italien zu thun haben werde, räumte die Stadt am 23. Marz, nur darauf bedacht Verona zu gewinnen, wo er am 2. April eintraf. Von dort aus ergriff er am 27. Mai, Carl Albert's Unthätigkeit benutzend, die Offensive indem er nach Mantua aufbrach, den Mincio überschritt, die Linien von Curtatone nahm und sich am 22. Juli, um das von dem Feinde cernirte Mantua zu entsetzen, durch Occupirung der Höhen von Sommacampagna und Cuftozza in den Besitz aller Flußübrrgänge längs des Mincio brachte. Am 25. Juli schlug Radetzky Carl Albert bei Cuftozza : am 6. August mußten die Sardi­nier auch Mailand räumen und eiuen Waffenstillstand eiugehen, den sie am 12. März 1849 kündigten. Neun Tage später wurden sie bei Vigevano und am 21. März ftn dem Entscheidungskampfe bei Novara geschlagen : Carl Albert dankte ab und Viktor Erna­nnt! schloß am 26. März jenen zweiten Waffenstill­stand ab, welcher zum Frieden und zur Neubegrün- dung des österreichischen Primates in Italien führte. Nach dem Frieden lebte Radetzky abwechselnd in Ve­rona, an welchem Orte er 1854 seine Frau, eine ge­borene Gräfin von Strassoldo, nach 56jähriger Ehe verlor, und in Mailand. Wegen zunehmender Schwäche ward er auf seinen Wunsch seines Postens als Gou­verneur des lombardisch-venetianischen Königreiches ei» Jahr vor seinem Tode enthoben. Bald darauf hatte er das Unglück, bei einem Falle in seinem Zim­mer einen Beinbruch zu erleiden, der nicht mehr or­dentlich heilen wollte : am 5. Jänner 1858 machte eine Lungenlähmung seinem Leben in der Villa reale bei Mailand ein Ende. Die Leichenparade in Wien bei der Uebersiedelung des Verstorbenen kommandirte Se. k. k. Apostol. Mas. in Person. Die schließliche Beisetzung erfolgte, ebenfalls in Anwesenheit des Kai­sers, am 19. zu Wetzdorf bei Stockerau in dem, seit­dem für Se. Majestät erworbenen bekannten Parke des Herrn Pargfrieder. Von fünf Söhnen und drei Töchtern haben den Verblichenen nur der Generalma­jor Graf Theodor und die an den Rittmeister Grafen Wenkheim verheirathete Gräfin Friederike überlebt. Rauch, Christian,geboren am2.Jänner 1777 zu Arolsen im Waldeck'schen, bestimmte sich zwar von Ju­gend auf zum Bildhauer, hatte indeß mit großen Hin­dernissen zu kämpfen, bis er in seinem zwanzigsten Jahre nach Berlin kam, wo er längere Zeit Kammer­diener der Königin Louise war. Hohe Einflüsse ver­schafften ihm nunmehr Gelegenheit zurReise nach Rom, wo er an Wilh. v. Humboldt, Thorwaldsen und Canova Freunde und Gönner fand. Sein Ruf datirt von der Statue der Königin Louise, die er von 1804bis 1814 für das Mausoleum in Charlottenburg bei Berlin ausführte. Bis 1827 hatte er bereits über 70 Bü­sten , darunter 20 kolossale, mit eigener Hand aus Marmor und Bronze gearbeitet, unter denen Statuen der hervorragendsten preußischen Heerführer aus den Befreiungskriegen für die öffentlichen Plätze Berlin's und Breslau's den ersten Rang einnehmen. Auch von Hannover undMeklenburg ward er mit ähnlichen Auf­trägen betraut, und in Charlottenburg fügte er zu dem Standbilde der Königin 1843 dasjenige ihres Gemahles, Friedrich Wilhelm's III. Im Mai 1851 konnte unter den Linden der preußischen Hauptstadt sein kolossales Monument Friedrich's des Großen ent­hüllt werden : seitdem vollendete er noch Bronzesta­tuen von Gneisenau und Jork — über dem Modelle zu einer Mosesgruppe für die Chornische des Ber­liner Domes ereilte ihn am 3. Dezember 1857 der Tod. Reden, Friedr. Wilh. Otto Ludw., Freiherr v., geboren 1804 in Lippe-Detmold, Einer der fleißig­sten Statistiker Deutschlands. Er machte frühzeitig aus­gedehnte Reisen durch Deutschland, Frankreich und die Schweiz, um volkswirthschaftliche Daten zu sam­meln, und trat dann in Hannoversche Dienste, die er aber in Folge der Casfirung des Staatsgrund- gesctzes 1837 verließ. Seine unfreiwillige Muße be­nutzte er zu Reisen, bei denen er besonders das Eisen­bahnwesen in's Auge faßte: dies verschale ihm 1841 eine Anstellung als Specialdirtzctor bei der Berlin- Stettiner Bahn, und 1843 eine Berufung in das preußische Ministerium des Auswärtigen ,, wo beson­ders Handel, Gewerbe und Verkehrsmittel seiner Be­rücksichtigung überwiesen wurden. Im Jahre 1848 ward er nach Frankfurt gewählt und nach Auflösung des Parlamentes von der preußischen Regierung, de­ren Mißfallen sein Benehmen als Deputirter erregt, auf Wartegeld gesetzt. Er lebte seitdem in Frankfurt, bis ihm Anerbietungey aus Oesterreich gemach

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