Pester Lloyd-Kalender 1859 (Pest)

Pester Lloyd-Kalender für das Jahr 1859 - Nekrologie

86 Nekologte. katholischen Kirche, wo die Gebeine Ludwig Philipps und der Herzogin von Nemours ruhen. Der Bestat­tung in Weybridge wohnte der Prinz-Gemahl Albert in Person bei. Die Freunde des Hauses Orleans aus Frankreich, wie Guizot, Thiers, Montalembert, de Remusat, de Lasteyrie, Fürst de Broglie, Ary Schef- fer, der sich hier den Keim zu seiner eigenen Todes­krankheit holte, strömten in so großer Anzahl herbei, daß die bonapartistischen Blätter ihren Ingrimm über diese Demonstration in ein par fulminanten Artikeln aushauchten. Die ländliche Bevölkerung der Umge­gend nahm massenweise an der Trauerprozession Theil; auch zu Eisenach in Thüringen wurde die Stunde des Begräbnisses durch Zeichen der Trauer ge­feiert, an denen alle Einwohner des Städtchens und der Nachbarschaft participirten, indem trotz des be­lebten Wochenmarktes, der gerade stattfand, alle Schaufenster, Läden und Buden sich schlossen, als das Trauergeläute von den Thünnen herab begann. Owen, Robert, der bekannte englische Socialist und Vater des nordamerikanischen Gesandten in Neapel, starb im Alter von 87 Jahren am 16. No­vember 1858 zu Newtown in Großbritannien. Peel, William Sir, Capitain der englischen Schraubenfregatte „Shannon," Sohn Sir Robert Peels, am 2. November 1824 geboren, der im Schwarzen Meere und zuletzt als Anführer der in­dischen Flottenbrigade wichtige Dinfte geleistet und bei der Einnahme Lucknow's schwere Wunden erhalten, erlag am 27. April zu Cawnpur den Blattern. Perry, Mathias Calbraith, nordamenkanischer Commandeur, geboren zu South Kingston im Staate Rhode Island, Einer der berühmtesten Seehelden der Vereinigten Staaten, 1809 in die Flotte getre­ten , 1819 als Lieutenant Leiter der Ansiedlung freier Neger in Liberia auf der Westküste Afrika's, 1846 bei der Belagerung von Veracruz thätig, 1852 Chef der Expedition nach Japan, welche dies Land abendländischer Kultur zuerst erschloß, starb 63 Jahr alt am 4. März in Newyork. Perthes, Bernhard Wilhelm, geboren 3. Juli 1821, Besitzer der berühmten Gothaer geographi­schest Anstalt, die durch die Betheiligung von Stieler, Berghaus, Spruner und Anderen einen europäischen Ruf erlangt hat, in enger Verbindung mit dem Mut- ter-Derlags-Geschäste in Hamburg, Verleger der ver­schiedenen Gothaer genealogischen Taschenbücher, starb am 27. Oktober 1857 in Gotha. Pfeifer, Ida, berühmt durch ihre wissenschaft­lichen Reisen, starb nach längeren Leiden am 19. Oktober 1858 in Wien. Sie war krank von Mada- gascar zurückgekehrt, wo sie wegen Verdachtes der Mitschuld an den Jntriguen der Engländer u. Fran­zosen lange Zeit eingesperrt gewesen war und eine Weile sogar in Todesgefahr geschwebt hatte. Alle Phantasien ihres Sterbelagers drehten sich um die Leiden, die sie auf jener Insel erstanden. Rachel, Félix, geboren 1820 oder 1822, nach den Einen zu Mumps im Argau, nach den Andern in Paris von jüdischen Eltern, die ihr Brod als herum­ziehende Musikanten erwarben. Sie debutirte zu Pa­ris im Mai 1837 auf der Bühne des Gymnase mit so großartigem Erfolge, daß sie dies Boulevardthea­ter verließ, um sich im Conversatoire für höhere tra­gische Rollen auszubilden. Im September 1838 er­schien sie wieder auf dem Theater Fran^ais, wo sie in den Stücken Corneille's, Racine's und Voltaire's, die seit Talma's Tode nur selten und nur vor leeren Bänken gespielt waren, übervolle Häuser machte. So ward sie zur Wiedererweckerin der klassischen Tragö­die und damit zur unumschränkten Beherrscherin der alten französischen Nationalbühne. So „schuf" sie nacheinander die Camille tn„Horaces et Curiaces“, die Hermione in „Andromaque“, die Armide im „Tancréde“, die Phädra, die Roxane tm„Bajazet“, die Emilie im „Cinna“, die Chimene im „Cid“, die Pauline im „Polyeucte“, und die Adrienné Lecouv- reur in dem gleichnamigen Scribe'schen Stücke. Ihren jährlichen Urlaub brauchte sie regelmäßig zu Gast­vorstellungen in der Provinz und im Auslande : so lernten sie Deutschland und England, Oesterreich und Ungarn, Rußland und Nordamerika kennen, wo Ber­lin und London, Wien und Pest, Petersburg, Moskau, Newyork und andere Städte ihr den gleichen enthu­siastischen Beifall zollten; und die Anerkennung der auserlesensten Gesellschaft, ja die Gunst gekrönter Häupter ihr in demselben Maße zu Theil ward, wie der Beifall des Publikums und pecuniairer Erfolg. Die letzten Jahre ihrer dramatischen Thätigkeit ver­bitterte der aufblühende Ruhm der Ristori. Ein Brust­leiden machte endlich ihrem Auftreten als Schauspie­lerin ein Ende. Vergeblich suchte sie Heilung in süd­lichen Klimaten, namentlich in Egypten, in Nizza und in der Provence. Nach langen, schweren Leiden erlag sie zu Canet bei Cannes in Frankreich am 4. Jänner 1858 in dem Landhause eines Herrn Sardoux, wo sie den Winter zubringen sollte. Radetzky, Josef Wenzel Anton Franz Graf Radetzky von Radetz, ward am 2. Nov. 1766 auf dem Schlosse Trzebnitz in Böhmen geboren; trat mit 18 Jahren als Kadét in ein ungarisches Regiment; machte die Türkenkriege von 1788 und 1789, dann die Feldzüge in den Niederlanden und am Rhein von 1792 bis 1795 gegen die Franzosen mit; und beklei­dete bei dem Wiederausbruche des Kampfes 1799 be­reits den Rang eines Oberstlieutenants und Adjutan­ten von Melas in Italien. Als Oberst eines Küras­sierregiments focht er 1800 in der Schlacht von Ho­henlinden, kam nach dem Friedensschlussein Garnison nach Oedenburg und ward bei dem Beginne des Feldzugs von 1805 als Generalmajoixwiederum nach Italien zu dem Corps Davidovich's versetzt. Im Kriegevonl809 wohnte er der Schlacht von Wagram, so wie den folgenden Gefechten bei und stieg zum Felh-

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