Pester Lloyd-Kalender 1859 (Pest)

Pester Lloyd-Kalender für das Jahr 1859 - Nekrologie

Nekrologie. 83 —f--------------—' ---­Csäßär, Franz, Mitglid der ungarischen Aka­demie und vieler anderer gelehrten Gesellschaften, vollendete dm 17. August in Pest seine, einer rastlo­sen Arbeit auf dem Felde der Wissenschaften gewid­mete Laufbahn. Magyarische Blätter rühmten die Volksthümlichkeit, so wie die hohe Achtung, in wel­cher der Verstorbene um seiner patriotischen Richtung willen gestanden. Er hinterließ zahlreiche Schriften auf dem Felde der Dichtung, der Novellistik, der Aesthetik, Rechtsgelehrsamkeit und Linguistik. Degen, Johann, Professor, kaiserlicher Rath, emeritirter Rector der Pester Universität und Ge­meinderath der Stadt Pest, verschied am 9. Juki in einem Alter von 65 Jahren. Dvkus, Ladislaus, Rath des k.k. obersten Apel- lationsgerichtshofes starb Anfangs Juli zu Füred am Plattensee. Ense, Karl August Barnhagen von, geboren am 23. Februar 1785 zu Düsseldorf, der geistreiche und gemüthliche Dichter und Freund der Dichter, in des­sen historischen Werken sich das Bild einer reichen vielbegabten Persönlichkeit abspiegekt, ist am 10. Oc­tober 1858 in Berlin an einer Lungenlähmung ge­storben. Seine politische Carriere endete 1819, da er zur Zeit der Ermordung Kotzebues durch Sand, wo er Preußen amHofe von Karlsruhe vertrat und den dama­ligen Berliner Machthabern die badischen Zustände in seinen Berichten nicht roth genug ausmalen wollte. Er widerlegte so das Wort Eines seiner preußischen College« an einem kleinen deutschen Hofe, der auf die Nachricht von der Mordthat Sands, voll Neid aus­rief : „nein! hat der Barnhagen ein Sauglück! wenn er jetzt ordentliche Rapporte macht, muß er ja bald eine große Ambassade bekommen!" Im Gegentheile, der Mann der berühmten Ráhel machte 1848 das Maß seiner Ungnade voll durch die Sympathien, die er der preußischen Nationalversammlung widmete; und bis zum Todestage des Greises hat die „Kreuzzeitung" nie aufgehört, in die Regierung zu dringen, sie möge ihm den kleinen Gehalt entziehen, den er in seiner Eigen­schaft als zur Disposition gestellter Diplomat genoß. Esenbeck, Nees von, geboren am 14. Februar 1776 auf dem Reichenberge bei Erbach, seit 1817 Präsident der k. k. Leopoldinisch-Karolinischen Akade­mie der Naturforscher,berühmter Botaniker, seit 1830 ordentlicher Professor in Breslan, 1848 Mitglied der äußersten Linken in der preußischen Nationalversamm­lung, 1852 seiner Opposition wegen ohne Pension seiner Stelle enthoben, erlag am 16. März einer lan­gen Krankheit in Breslau. Eßterhäzy von Galäntha, Valentin, Graf, wirklicher Geheimerrath und k. k. Kämmerer, aus jener Linie der Eßterhäzy's die zu der Partei Rükü- czy'ö hielt, nach Frankreich flüchtete, wo sie über ein Jahrhundert lebte, und erst Anfangs des neunzehn­ten Säkulums nach Oesterreich zurückkehrte. Graf Valentin, geboren am 28, Januar 1814. widmete sich der diplomatischen Laufbahn und war erst in Stockholm, dann in München außerordentlicher Ge­sandter und Bevollmächtigter Minister des Wiener Hofes. In der gleichen Eigenschaft ward er int Ja­nuar 1854 in Petersburg accreditirt, wo er die schwierige Periode des orientalischen Krieges über­stand. Im Januar 1856 nach Wien berufen, über­brachte er von dort aus das österreichische Ultimatum, das so wesentlich zur Herbeiführung des Pariser Frie­dens beitrug, nach der russischen Hauptstadt. Auch nach dem Märzvertrage fuhr er fort, Oesterreich in Petersburg zu repräsentiren; doch hielt er sich, da seine geschwächte Gesundheit das rauhe Klima des Nordens nicht ertragen konnte, viel auf Urlaub in Paris auf, wo ihn am 3. November 1858 der Tod ereilte. Fabriczy, Samuel, ausgezeichneter ungari­scher Rechtsgelehrter und juristischer Schriftsteller, ehemaliger Rath für evangelische Kultus- und Schul­sachen unter Baron Joseph Eötvös, Mitglied der un­garischen Akademie der Wissenschaften, verschied am 28. März in Pest. Häm, Johann von, Bischof von Szathmär, starb am 30. Dezember. Haspinger, Joachim, geboren zu St. Martin in Tirol am 28. October 1776, in den Tiroler Krie­gen als Kapuziner Rothbart bekannt, starb am 12. Januar in Salzburg. Havelock,Sir Henry,großbritannischer Brigade­general, seit 40 Jahren im englisch-ostindischen Dienste, Einer der frommen indischen Heerführer, un­ter seinen Kameraden als „old phlos“ (der alte Phi­losoph) bekannt, namentlich ausgezeichnet durch seine Heldenthaten während der Seapoy-Rebellion von 1857 und durch den ersten Entsatz Lucknow's, wo er in Alumbagh am 25. November der Ruhr erlag , ge­boren 1795 zu Bischopswearmouth bei Sunderland. Kinke l, Johanna, Frau des bekannten politi­schen Flüchtlings aus Preußen, des Dr. Kinkel, und als Schriftstellerin wie durch ihre musikalische Bil­dung eine hochbegabte Persönlichkeit, an Klarheit und Consequenz des Geistes ihrem Manne jedenfalls überlegen, starb Mitte November 1858 in London eines tragischen Todes. Bon einem Herzkrampse befal­len, der an sich nach dem Ausspruche des Arztes nichts zu bedeuten hatte, riß sie, um frische Lust zu schöpfen das Fenster auf und stürzte über dessen nur zwei Fuß hohe Brüstung aus dem dritten Stock auf den ge­pflasterten Hof. Die durch den Fall zerbrochenen Rip­pen drangen in das Herz, so daß sie augenblicklich verschieden sein muß. So unbemerkt war die gräßliche Katastrophe vorübergegangen, daß die in das Zim­mer der Leidenden zurückkehrende Wärterin ganz er­staunt war, die Stube leer zu finden, bis sie an das offene.Fenster trat und ein Blick in die Tiefe ihr Alles enthüllte. So fand sie der unglückliche Gatte, als er I von einer Stunde, die er gegeben, nach Hause kam;

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