Pester Lloyd-Kalender 1859 (Pest)

Pester Lloyd-Kalender für das Jahr 1859 - Nekrologie

84 Nekrologte. unmittelbar vorher hatte ihn seine Frau noch an dem Orte wo er Unterricht ertheilte ausgesucht, um ihm die fröhliche Botschaft zu bringen, daß es mit ihrem Un­wohllein, welches ihn besorgt gemacht, nichts aus sich habe. Die Tochter und leidenschaftliche Verehrerin des Rheins ruht auf einem Friedhofe in der Nähe von London, das Antlitz nach dem heißgeliebten Deutsch­land gekehrt. Konduriottis, Georg,Fürst und griechischer Se­nator, Einer der Heroen des Hellenischen Befreiungs­krieges, während dessen er eine Zeit lang der griechi- lchen Regierung präsidirte, starb 65 Jahre alt zu Hydra am 27. Marz. Der König ordnete seines To­des wegen eine fünftägige Trauer an. Lablache, Luigi, 1794 in Neapel geboren, durch seine berühmte Baßstimme lange Zeit eine Zierde der Opern vieler Hauptstädte, die meiste Zeit in Paris en- gagirt, starb am 28. Jänner in seiner Geburtsstadt. Lányi, Emerich von, Ritter des St. Stephan­ordens, k. k. Kämmerer, gewesener Obergespann des Unghvárer Komitates, Beisitzer der ehemaligen Sep- temviraltafel, Präsident der deligirten Abtheilung des Oberlandesgerichtes in Pest, starb im 60. Dienst­jahre und im 83. Jahre seines Alters am 23. Juni Zu Pest. Lendvay, Martin, Celebrität der magyarischen Schauspielkunst, hervorragendes Mitglied des Pester Nationaltheaters, geboren zu Nagybánya am 11 .Juni 1807, erlag am 19. Jänner zu Pest langwierigen Leiden. Lyons, Sir Edmund, britischer Admiral am 21. November 1790 zu Burton in Hampshire gebo­ren, trat mit eilf Jahren in die englische Flotte, machte 1806 Sir John Duckworth's Eypedition nach den Dardanellen mit, diente dann fünf Jahre in In­dien und erhielt 1814 das Commando eines Schiffes, mit dem er Ludwig XVIII. nach Frankreich und die verbündeten Monarchen nach England escortirte. Im Jahre 1828 diente er als Capitain bei der Blo- kade von Navarin und vor Morea. Später trat er in die Diplomatie und repräsentirte sein Vaterland von 1835 bis 1849 in Athen, dann bis 1851 in Bern, bis 1853 in Stockholm. Da wurde ihm, als der Krieg mit Rußland vor der Thüre stand, das zweite Commando in Mittelmeere übertragen. Er war es zumeist, der den Landungsplan bei Eupato- ria entwarf; seine Geschütze halfen den Franzosen bei der Almaschlacht; er leitete die Transportschiffe; er hals bei dem Bombardement Sebastopol's, wobei er seinen zweiten Sohn, einen der ausgezeichnetsten Capitaine des Geschwaders, durch eine russische Kugel verlor, in erster Reihe mit; und seiner Entschlossenheit verdankte man es, daß Balaklawa nach dem unglück­lichen Reitergeftcht der Lords Lucán und Cardigan nicht von Lord Raglan aufgegeben wurde, wozu letz­terer factisch schon den Befehl gegeben hatte, und wodurch die Fortsetzung der Belagerung sehr proble- I matisch geworden wäre. Mittlerweile war er Ober- commandant geworden; es kam der Friede, er wurde Peer, und erhielt den Dank des Parlaments. Der Rest seines Lebens spielte sich theils in Malta und anderen Stationen des Mittelmeeres, theils in Eng­land ab. Schon seit längerer Zeit leidend, übernahm er im Sommer 1858 aus Gefälligkeit gegen die Kö­nigin noch das Commando des Geschwaders, das sie zu den Festen von Cherbourg begleitete. Er verschied am 23. November 1858 auf dem Schlöffe des Her­zogs von Norfolk, seines Eidams, Arundel-Castle bei Brighton, an allgemeiner Kräfteabnahme. „Mit ihm, sagte die „Times," ist der populärste Admiral der brittischen Flotte gestorben;" er soll Nelson über­raschend ähnlich gesehen haben. Masjon, I. A., geboren am 7. Februar 1817 zu Dortrecht, unter der Leitung seines Vaters zum Seedienste erzogen, war mit 19 Jahren bereits Schiffscapitän in holländischen Diensten. Durch Graf Stephan Széchényi nach Pest gezogen, zeichnete er sich hier, gleich nach seiner Ankunft, im März 1838 bei der Ueberschwemmung, die damals Pestofen ver­heerte, durch muthige rettende Thaten aus. Die Donaudampfschifffahrtsgesellschaft übertrug ihm zu­erst die Befahrung der Strecke von Wien bis Linz, aus der er vielfache Beschleunigungen ins Werk setzte; dann 1840 den Bau der eisernen Bote; ein Jahr später die Sondirung der Stromschnellen und Untie­fen am Eisernen Thore; endlich 1844 die Leitung der Altofner Schiffswerfte, wo er vollen Spielraum hatte, sein gediegenes Wissen und seine hohe organi­satorische Begabung zur Vervollkomnung von Schiffen und Maschinen zu verwerthen. Im Jahr 1855 be­theiligte er sich als Hauptgründer bei der Anlegung der Pester Hobelsäge- und Holzwaarensabrik; auch übernahm er bei der Theißregulirung die Durchftich- und Baggerungsarbeiten; und schied, um diesen Un­ternehmungen seine ganze Thätigkeit widmen zu kön­nen, aus seiner Stellung bei der Dampsschiffsahrtsge- sellschast aus. Eben war er mit englischen Kapitalisten in Unterhandlung getreten, um aus der Monopols- Erlöschung der Donau-Dampfschiffsahrts-Gesellschaft in Folge des Pariser Friedens und aus der Freige- bung der Concurrenz für die Befahrung des Stro­mes mit Dampfkrast, auf Grund der Navigations­akte vom November 1857, Vortheile zu ziehen, als ihn am 19. September 1858 aus einem Landsitze in der Nähe von Pest ein Schlagfuß mitten im Kreise der Seinen jäh dahinraffte. Bei seinem Leichenbegäng­nisse in Pest bildeten die theilnehmenden Leidtragenden einen wahrhaft unabsehbaren Zug. Meßäros, Lazar, geboren 20 Februar 1796 zu Baja in Ungarn, bekannt aus der Bewegmngspe- riode, flüchtete im August 1849 nach der Türkei, hielt sich dann in England und Frankreich auf, von wo ihn der Staatsstreich des 2. December 1851 nach der Insel Jersey vertrieb. Im Jahre 1853 wanderte er

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