Pesther und Ofner Wegweiser Kalender 1840

Pester und Ofner Wegweiser Kalender 1840. - Kalender

30 Anekdoten. Der gerettete Kopf. Cf in junger Mensch, welcher von einer schweren Krank­heit genesen war, und dadurch seine schönen schwarzer; Haare verloren hatte, wurde deßhalb von einer mit­leidigen Dame sehr bedauert. „Meine Theuerste !" erwiederte der junge Mann, „Sie haben keine Ursache mich zu bedauern. Der Tod hat mich beim Schopf gefaßt, ich ließ chm die Haare, und rettete dadurch meinen Kopf." Die verführerische Rede. Ein Vater hielt seinem Sohn über dessen luftiges Betragen eine derbe Strafpredigt. „Ich bin auch einmal jung gewesen," sagte er, und hatte mich damals an ein Frauenzimmer innig at- tachirt; doch zu meinem wahren Glück. — Die Dame hieß Pallas, ihr war ich Tag und Nacht dienstbar — die will ich dir anempfehlen ,,So, schöne Streichet" schrie jetzt plötzlich die Mutter zornig darein, „nicht genug, daß man in fei­ner Jugend selbst ein lustiger Vogel gewesen , man will auch sein eigenes unschuldiges Kind noch verführen, und leitet es auf schlechte Wege." Die dauerhaften Hosen. „Hel" rief ein Stutzer zu einem Gassenjungen, der barfuß im Kothe herumlief, wenn deine Strümpfe ein­mal zerreißen, so komm zu mir, ich spendire dir neue !" „Ho ho!" sprach der Junge, „do ist noch lange hin, zwölf Jahr' trag i schon a Hosen von dem näm­lichen Zeug, und 's iö doch nt> nöd mehr, als an Loch d'rin!" Voltaire. Ein Reisender wurde von Voltaire im Schlosse zu Fernai sehr wohl ausgenommen, und äußerte am andern Morgen, es gefalle ihm so gut, daß er 6 Wo­chen hier zu bleiben gedenke. Voltai re gab ihm lächelnd zur Antwort: „Sie wol­len, wie es scheint, keine Ähnlichkeit mit Don Quixote haben: der sah die Wirthshäuser für Schlösser an, Sie aber halten die Schlösser für Wirthshäuser." Ein Kompliment. Ein junger Gelehrter war einer hübschen Dame eine Summe Geldes schuldig geworden, da er sie aber nicht abtragen konnte, so vermied er, aus Scham, fi­zu sehen, traf sie aber doch, trotz seines Ausweichens, einst unerwartet in einer Gesellschaft. Die Dame machte ihm Vorwürfe über sein langes Wegbleiben. „Ich denke doch nicht, daß es wegen der unbe­deutenden Schuld ist?" sagte sie freundlich; ,^as ist eine Kleinigkeit!" „Nein das nicht," entgegnete der Gelehrte, „Sie allein sind lediglich Schuld daran, daß ich Sie noch nicht bezahlte." „Wie das?' „Ja wenn ich Sie sehe, vergesse ich alles übrige." Gute Maaren. Zwei Juden lasen einem dritten den Komödien­zettel vor: „Das war ich!" Lustspiel in 1 Act von Herrn Hut." „Gott's Wunder!" sagte der Eine, ,4>as müß san a gnt's Stückt, von Her rnh u t kommen immer güte Woren." Es ist eine reine Unmöglichkeit. Der Wundarzt einer kleinen Stadt liebte ungemein das Weintrinken. Der Rath befahl ihm einst, am Mitt­woch, an dem Wochenmarkt war, sich des Weintrin­kens zu enthalten, weil da die herbeikommenden Bauern sich gewiß blutige Köpfe schlagen würden. Erbat dagegen, ein ehrsamer Rath möge den Bauern befehlen, sich des Vormittags zu raufen, denn es fei ihm unmöglich, den ganzen Tag nüchtern zu bleiben! Die beiden Köchinen. In P. sollte eine italienische Oper gegeben werden. Zwei Damen wollten derselben auf dem obersten Platze beiwohnen, und schickten deßhalb ihre Köchinen in das Theater mit der Weisung, zwei Plätze für sie einzuneh- men und aufzubewahren. — Diese gingen hinein, doch da das Theater schon ziemlich gefüllt war, so mußten sie die Plätze auf zrvei verschiedenen Bänken nehmen. Die Zeit wurde ihnen lange und sie singen an zu gäh­nen. Unterdessen siel es dem Sänger, der die Haupt­partiein Händen batte, ein, unpäßlich zu werden, und es mußte statt der italienischen Oper eine deutsche gege­ben werden. Diese Veränderung wurde dem Publikum durch kleine Anschlagzettel bekannt gemacht, und drang auch

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