Pesther und Ofner Wegweiser Kalender 1840
Pester und Ofner Wegweiser Kalender 1840. - Kalender
— 31 in die Höchsten Regionen des Opernhauses, und nur die Äöchinen hörten nichts davon, denn — sie waren eingeschlafen. Auch die Damen hatten diesen ärgerlichen Umstand vernommen, und rissen, da sie keine deutsche, sondern eine italienische Oper hören wollten, im vollen Unmuth den mühsam arrangirten Kopfputz vom Haupte, und beschlossen zu Hause zu bleiben, um da die das Eintrittsgeld bringenden Köchinen zu erwarten. — Allein vergebens — Nannerl und Liefert schlieien, Ju6 die rauschende Ouvertüre sie weckte. Sie waren hoch erstaunt, daß ihre Gebieterinen noch nicht eingetroffen waren, blieben aber rnhig'sitzen. Die Gardine rollte auf, und beide hörten mit offenem Munde die vermeinte italienische Oper an. Kaum war der Vorhang am Schluffe des ersten Actes gefallen, so stand Liefert auf, und rief der etwas entfernt sitzenden Nannerl zu: „Du Nannerl! Das hält' ich in mein'n Leben nicht geglaubt, daß ich italienisch kann; ich versteh' jedes Wort!" „Ich auch!" schrie Nannerl, „'s ist gar ka schwere Sproch!" Ungleiche Wünsche. Ein Gelehrter blieb alle Morgen regelmäßig fünf Stunden lang in seinem Studirzimmer, und ließ öfters bei Tische auf sich warten. Als er nun eines Tages all zu lange zögerte, kam feine Gattin selbst, und da sie ihn noch über der Arbeit antraf, sagte sie: „Ich wünschte ein Buch zu sein!" „Warum?" fragte der Gelehrte. „„Weil du alsdann beständig bei mir bliebest."" „Ich könnte mir dasselbe gefallen lassen," fuhr der Gelehrte fort, „vorausgesetzt, daß es ein Almanach wäre." „„Warum ein Almanach, mein Schatz?"" „Weil ich alle Jahre einen neuen bekäme." Ein schwieriger Prozeß. Drei Ochsenhändler gaben auf einem Landmarkte ihr Geld der Wirthin aufzuheben, während sie ihren Geschäften jiachgingen. Einer davon kam unverzüglich wieder zurück, und verlangte das Geld im Namen seiner Kameraden, weil sie es zu einem Handel, den sie eben abgeschlossen, nöthig hätten. Kaum hatte er es, so machte er sich damit aus dem Staube, und man hörte nichts mehr von ihm. Die zwei andern fingen mit dem Weibe einen Prozeß an, und verlangten Ersatz; weil sie das Geld Einem gegeben, da man ihr ausdrücklich gesagt hätte, daß alle, drei beisammen sein müßten. — Die Wirthin verlor, und wurde zum Schadenersatz verurtheilt. Der nachmalige Generaladvocat Nay, welcher eben seine Laufbahn antrat,, rieth dem Weibe zu appel- liren, und nahm ihre Sache über sich. Als die gerichtlichen Verhandlungen angehen sollten, erklärte er, daß sein Klient das Geld von allen dreien vereint bekommen habe, und der eigenen Aussage der Kläger zu Folge, es nicht eher zurück geben sollte, als wenn alle drei zusammen kämen. Die Summe liegt bereit, und die Auszahlung wird erfolgen, sobald sie zusammen kommen. — Der Rechtshandel gewann nun eine andere Gestalt, und Nay legte so den Grund zu seinem späteren Ruhme. Kuriose Frage. Eine Schauspielerin, jung und üppig geformt, versprach sich bei dem letzten Worte der Frage: „Sahen Sie meine Büste?" so auffallend, daß der rohere Theil des Publikums lautauflachte, der^ärtere mit ihr erröthete. Seiner Nolle getreu, entgegnete der Liebhaber: „Ich sah, ich küßte sie!" Das Haus erbebte. Bileams Degen. Ein Student, der mehreren Herren und Damen den Antikensaal zu Oxford zeigte, machte sie unter andern aus einen Degen aufmerksam. „Es ist," sagte er, „der Degen, womit Bileam seinen Esel zu tobten gedroht hatte." — „Ich habe aber nie etwas davon gehört," bemerkte eine Dame, „daß Bileam einen Degen hatte; es steht vielmehr geschrieben, daß er sich einen gewünscht." „Mad ame haben Recht," entgegnete der Student, „das ist eben der Degen, den er sich gewünscht!" Entschuldigung. Ein fast hundertjähriger Greis hörte, daß sich Jemand hinter seinem Rücken über die Häßlichkeit seines Gesichts aufhielt. „Mein Herr," sprach er, „bei mir kömmt's nicht darauf an, ob ich häßlich bin oder nicht. In meinem Alter ist es schon genug, wenn man nur ein Gesicht hat." Nicht hinlängliche Entschädigung. König Heinrich VIII. von England wollte in einer mißlichen Angelegenheit einen Edelmann zu Franz I. senden. Der Edelmann bat, ihn mit dem Aufträge zu verschonen, weil bei so einem hitzigen Herrn, wie Franz, sein Leben leicht in Gefahr kommen könne. „Fürchte nichts," sagte Heinrich, „vergreift er sich an dir, so lasse ich zehn Franzosen die Köpfe vor die Füße legen." — „Sehr wohl, Ew. Majestät!" entgegnete der Edelmann ; „aber von all den 10 Köpfen wird keiner auf meinen Rumpf passen."