Pesther und Ofner Wegweiser Kalender 1837

Pesther und Ofner Wegweiser Kalender 1837. - Geschäfts-Kalender der Landwirthschast, für alle zwölf Monate des Jahres

Wunde muß man dann oben schön einschmieren, und von oben mit Bast fester umbinden, wie von unten; welcher Verband nach 10—14 Tagen, da das Aug schon wachset und grünt, nachgelassen werden muß, damit die Säfte freieren Lauf erhalten, f) Das Ausschnitzen der beäugelten Bäume muß auf den künftigen Frühling gelassen werden, da man alsdann die Äste des Stammes so nahe und knapp aufwärts abschneiden muß, daß das Messer fast das geäugelte Pfropfreis berühre. Die Wunde wird mit Baum­wachs beschmiert, bis sie ganz verwachset, g) Wie­viel Augen auf einem Ast geäugelt werden sollen, wird die Zahl der Aste des Stammes am besten zeigen; wo man auch das wird beurtheilen können, ob man der Sicherheit wegen in alle Äste äugeln kann, und ob in diesem Falle ein Aug auf einem Aste hinlänglich sey, oder L, 3 erfordert werden? — h) Damit die eingcäugelten Pfropfreiser vor den Frost bewahrt werden, pflegen einige Gärtner die­selben gegen Anfang Dezember mit Moos oder tro­ckenem Schilf umzuwinden, i) Fast alle Gärtner stimmen darin überein, daß das Äugeln an hartker- nichte Früchte bringenden Bäumen allezeit glücklicher vorgenommen werde, als an solchen, welche Samen tragen. Damit man aber Apfel und Birnen eben so glücklich äugeln könne, wie Zwetschken, Aprikosen u. dgl. wird anempfohlen, das man beim Abnehmen des Auges zu demselben etwas mehr Holz abschneide; woher außer dem, daß es gewiß fortkommen und gerathen wird, noch der Vortheil entspringt, daß man nicht warten darf, bis die zu veräugelten und einzuäugelnden Bäume beiderseits so saftig werden, daß sie die Rinde auf einmal wegschälen lassen, k) Das spätere Äugeln, oder in's schlafende Aug, ist besser, als jenes ins treibende Aug, doch nur so daß das schlafende Aug in dem Jahre nur grünet aber keinen Trieb schießt. Äugelt Jemand in's trei bende Aug, so wird dieses in dem Jahr nicht nur grünen, sondern auch treiben, welcher Trieb aber, da er wegen Einfallen des Winters in dem nämlichen Jahr nicht vollkommen abzeitigen kann, wegen der Kälte zu Grunde zu gehen pflegt; hingegen, weil das schlafende Aug nur grünet, und nicht treibet, bleibt es unverletzt, treibt früh im künftigen Früh­jahr) zeitigt in dem Jahre ab, und wird stark. Das Röhrlpfropfen ist eine Gattung von Äugeln, nach welche die Rinde von dem obern Theile des abgestumpften Stammes gleich einem Röhrlein abgezogen wird. Eben so zieht man auch von dem Pfropfreise die Rinde 3, 4 Augen lang zu einem Pfeifchen ab, und zieht diese auf das ent­blößte Ende des Stammes, und verbindet alsdann die Wunde. Hier hat man zu beobachten: 1) Daß die Dicke des Pfropfreises der des Stammes vollkommen gleich sey, denn sonst kann man entweder das Röhr! nicht darüber ziehen, oder, wenn es weiter ist, wächst es nicht überall an den Stamm an. L) Daß die zum Röhrl ziehende Reiser sehr saftig seyn sollen, denn sonst, wenn sich die Rinde hart abschält, werden die Augen während dem Ziehen verletzt, und gerathen nicht. Noch gehört unter die Pfropfarten das K o p u- liren, welches von dem übrigen sich hierin unter­scheidet, daß hier nicht nöthig ist das Pfropfreis abzubrechen, sondern nur zu den Stamm hinzuzie­hen , den man durch Kopuliren veredeln will. Hie­bei ist zu beobachten: 1. Das Pfropfreis ist nach der Beschaffenheit des Stammes zu wählen, in Rück­sicht der Dicke, Rinde und Alter, r. Ein Ast des Stammes wird nun abgestumpft, mit einem Messer gespalten, in welchen Spalt der durchgezogene Zweig wie in eine Zange eingezwickt wird. 3. Der durchge­zogene Zweig wird an beiden Seiten breit geschnitzet bis an den Kern, aber an den zwei andern Seiten wird die Rinde darangelassen, durch welche die zwei Aste zusammen wachsen. 4. Wenn diese nun schon zu- sammengewachsen sind, wird der durchgezogene Zweig von seinem Mutterstamm abgeschnitten *). Diese Pfropfart ist deßwegen lobenswürdig, daß hiebei den Pfrofzweig nicht der Stamm, indem er gezogen wurde, sondern der Mutterstamm ernähren muß, bis er nicht zu Kräften kommt; weßhalb diese zur Veredlung aller der Baumgattungen benutzt werden kann, welche andere Pfropfarten nicht vertragen. •) Ns» eine andere einfachere Srt des Baumkopulirens ist diese: Ma« macht einen glatten, schrägen (Hirschklauen förmigen) Schnitt ferne»! an einem Aste des Wildlings, als auch dem edlen Zweige. woran l, 3 Uugen gelassen werden. Der Schnitt sell jede» etwas länglich seyn. damit sowohl das Zusammenwachsen. als auch das Zusammenbinden der Äste leichter geschehe, wobei ,u bemerken ist: I) Da» der fe< pulirendc edle «st eben fo dick seyn soll, wie der Ast dcS Wildlings, damit das innere Heiz auf Holz'. und Rinde auf Riude fall«. 2) Wenn alleS gut auf einander vaßt, belegt man den Schnitt m»1 Wachs. und verbindet ihn behutsam, daß sich nichts vom Fleck rührt.

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