Pesther und Ofner Wegweiser Kalender 1837
Pesther und Ofner Wegweiser Kalender 1837. - Geschäfts-Kalender der Landwirthschast, für alle zwölf Monate des Jahres
vom Holz abschäle. Darnach wird die Sägespur mit einem scharfen Messer glatt abgeschnitten, und fo hoch, als die Propfreiser eingelassen werden, mit einem Verband über guer gebunden, damit die Rinde nicht ausspringe , wodurch leicht der Krebs entstehen könnte, c) Das Pfropfreis wird beinahe ein Glied lang einem gesunden Auge gegenüber von der einen Seite so breit zugeschnitzt, daß das Messer fast den Kern erreiche, (welchen man jedoch nicht berühren soll) die andere Seite aber wird, wie sie ist , rund gelassen, d) Die obere Rinde wird von dem Reiser von der Seite, welche die Rinde des Stammes berühren wird, ganz sanft herabgezogen, damit die untere grüne Rinde nicht verletzet werde, e) Zwischen der Rinde und dem Holze des Stammes, muß nun mit einem von Elfenbein, oder harten Holz gemachten Nagel ein Glied langes Loch geschlagen werden, in welches der Pfropfzweig bis an das gelassene Knospenauge eingelassen wird aber so sachte, daß keine von beiden Rinden beschädigt werde, f) In hübsch dicke Stämme kann man auch 3 oder 4 Pfropfreiser hineinstecken, welches man nun mit oben beschriebenen Pflaster mit Moos und Lumpen dergestalt einbinden muß, daß der Regen oder die Luft nicht zur Wunde komme, und die unterste Knospe auch bedeckt sey, wodurch erzielet wird, daß wenn gleich der Pfropfreis oben abbreche, er doch von unten austreiben kann, welches Auge auch sehr frisch zu treiben pflegt, sobald der Band abgelöset wird. In Hinsicht dieser Pfropfart in junge Bäume ist nöthig: aa) daß die eine Seite des Pfropfzweiges um etwas länger, beiläufig 1^ Glied lang zugeschnitzet werde. Doch muß auch hier dieses Ausschneiden, der Knospe gegenüber geschehen ; von der andern ganz gelassenen Seite aber wird auch die äußere Rinde nicht abgeschälet, sondern nach Vorbereitung des Stammes die Rinde desselben mit einem Messer anderthalb Glied lang ausgeschnitten, und eröffnet, daß der Pfropfzweig desto leichter eingesetzt werden könne, bb) Wäre der Zweig schon blättericht, so müssen die Blätter hübsch abgenommen, daß der Saft einzig und allein zur Vertheilung der Wunde verwendet werde. Das Äugeln, je nachdem es in zwei verschiedenen Zeiten vorgenommen wird, heißt entweder Äugeln in's treibende Aug, welches im Juni geschieht, oder Äugeln in's schlafende Aug, wenn man es im August oder September vornimmt. Hierbei ist zu beobachten, a) das Äugeln pflegt man meist an solchen Bäumen vorzunehmen, welche wegen den von sich fließenden Gummi das Pfropfen in den Spalt und Rinde nicht gedeihen lassen. Ein solcher ist der Feigenbaum, und alle die Bäume, welche unter ihren weichen Früchten, harte Kerne tragen, z. B.: Pflaumen, Mandeln. Aprikosen, Kirschen und Weichsel u. dgl. b) Das Pfropfreis muß auf dem Baum wohl ausgewählt werden, von welchen man zu Äugeln gedenket. Das Beste ist, welches glänzend, dicht, glatt und auffallend knospig ist, und welches schon zum voraus Hoffnung zum Trieb macht, c) Eine so gewählte Knospe ist am rathsamsten, und sichersten eben in der Stunde abzubrechen, in welcher das Äugeln vorgenommen werden soll. Denn da diese sehr zart und delikat ist, ersticket sie leicht schon von der wärmern Luft. Muß man aber von ferne hin Reiser zum Äugeln bringen lassen, müssen diese auf oben empfohlene Weise in Äpfel, Birnen oder Rüben gesteckt, in einer Schachtel gebracht, werden, d) Der Spann in welchen geäugelt werden soll, muß eben so gewählt werden, wie die Reiser. Auch die Zeit zum Äugeln ist wohl in Acht zu nehmen, denn das Äugeln ist nur alsdann glücklich, wenn der Saft in den Bäumen so häufig ist, daß sich die Rinde leicht wegschält. Darum wird zu diesem Geschäft die Früh- und Abendkühle am zuträglichsten gehalten. Und da in Mitte Sommers die Säfte der Bäume sehr abnehmen, so dürfte es wohl sehr dienlich seyn, die Stämme der Bäume vor dem Äugeln, 2, 3 Tage gut zu begießen, da es gewiß ist, daß die Bäume nach dem Sommer-Regen sehr saftig sind, e) Bei dem Äugeln wird die Rinde des Stammes nahe bei der Erde an der gegen Himmel aufwärts stehenden Seite mit einem scharfen Messer nach der Form eines umgestürzten lateinischen (x) gespalten, das zu verpfropfende Aug ebenfalls mit einem scharfen Messerchen von dem Pfropfreiser abgenommen, (wobei man darauf zu sehen hat, daß der Kern oder die Wurzel des Auges nicht an dem Holz zurückbleibe) und unter die eröffnete Stammrinde dergeftalten hineingeschoben, das wenigstens die eine Seite desselben die Rinde des Stammes durchaus fest berühre, weil sich hier das Zusammenwachsen am ersten anfängt. Die