Pesther und Ofner Wegweiser Kalender 1837

Pesther und Ofner Wegweiser Kalender 1837. - Geschäfts-Kalender der Landwirthschast, für alle zwölf Monate des Jahres

-<-* LL »-v zu nehmen *). Nur ist zu bemerken, daß Rinde auf Rinde gesetzt werde; denn durch diese geht der Nah rungssaft, und wenn eine außerhalb, die andere inner­halb zu stehen kommt, gerathet der Pfröpfling nicht. Weil an den Äpfel- und Birnbäumen die Rinde des Stammes immer dicker zu seyn pflegt, als an de« Reisern, so muß die Rinde derselben, um den ordent­lichen Weg des Saftes nicht zu verfehlen, um etwas einwärts gesetzt werden, damit dieselbe nicht auf die saftlose äußere Rinde komme. 5. Es trifft sich zuweilen, daß man ziemlich dicke Stämme abpfropfen muß; da steckt man denn auch mehrere Reiser in einen Stamm, zwei und zwei Fin ger weit auseinander, welches man das Kronpfropfen nennt. Zndeß ist es besser in alte Bäume gar nicht zu pfropfen, oder wenigstens nicht in den Stamm, son­dern inseine dünnernAfte; in welchem Falle der Baum nicht abgeftümmeit werden darf, wie es viele thun, indem sie alle um den abgepfrosten Äst befindlichen Aste und Sprößlinge abschneiden; vielmehr warte man ab, bis der Sprößling wächst, und dann erst nehme man nach und nach die «»gepfropften Aste ab. Die Ursache hievon ist, weil die Wurzeln mit den Asten der Bäume stets in einer sehr gleichförmigen Ausdeh­nung sind, folglich, wenn die Aste abgeftümmelt wer­den, verdirbt auch die Wurzel nach und nach; denn gleichwie die Aste größtentheils von der Wurzel er­nährt werden, so ziehen auch diese von jenen das Leb­hafte an. Wenn also keine Aste bleiben, so wird die Wurzel von außen nicht ernährt und belebt werden können. 6. Fast alle Gärtner halten dafür, daß man bei trockenen Wetter pfropfen muffe. Viele nätzen die zu­gespitzten Reiser vor Einstecken auch mit dem Speichel, und mit gutem Erfolge. Darum ist es eben nicht noth ') Der Pfropfreis wird en dem Lickern oder tmtern Ende von zwei Seiten rin wenig eingeschnitren und dann zwickelmäßig oder in Form eines lateinischen V. jedoch länglicher zugespitzt, so, daß das zuge spitzte Ende in den Spalt hineinpaffe. Der Spalt aber soll desto brei­ter und tiefer scyn, je älter der Wildling ist, und desto kürzer, je juugcr rr ist. Die mittelmäßige Größe des Spaltes oben ist die Dicke eines starken Gartenmessers, womit der Spalt gemacht zu werden pflegt, indem cs mit einem Hammer in den Wildling hineingcschlggcn wird. Während dem man das Messer hcrauszicht, hält man schon den Pfropf­reis im Munde in der Bereitschaft, woran man höchstens drei Knospen läßt, steckt ihn dann in den Spalt hinein, und verschmiert die obere Seiten-Wundc mit Wachs, welches mit einem Stückchen Leinwand, u. dzl. angebunden und befestigt wird. wendig, die Pfropfreiser zwei Monate vor dem Pfro­pfen abgebrochen aufzubewahren, wie es die Gärtner allgemein haben wollen, damit dieselben von ihren überflüssigen Säften etwas verlieren. Vielmehr wenn dergleichen längst abgebrochene Reiser besser fortkom- men, kommt es eben daher, daß sie von der Erde oder Sand, in welchem sie vor der Pfropfzeit gehalten wer­den , sich voll Saft ansaufen, welcher im Winter ohne­hin in dem Baume sehr gering ist. 7. Man hat schon mancherlei Pflaster erfundm, mit welchem die Wunde eingeschmiert wird, dergleichen die mit Spreu abgemachte Leim, Tonerde, das Wachs aus Terpentin, Pech und Unschlitt (von jedem gleich­viel genommen) bereitetes Pflaster. Dieses Pflaster an sich selbst befördert die Heilung der Pfropfwunde gar nicht, und dieses ist eben auch nicht nöthig,denn die Wun­de heilet auch von sich selbst zu, wenn nur die äußere Luft nicht dazu kommt, welches wir auch an den körperlichen Wunden erfahren; sondern es dienet nur dazu, damit die Wunde von den äußern Luftveränderungen gesichert werde, und hiezu ist auch der mit Leim abgemachte Mist, von mit trockenem Heu gefütterten Hornvieh hin­länglich. 8. Es ist rathsam mit dem Aufbinden der Pfröpf­linge zu eilen, und das Pflaster so lange daran zu lassen, bis die Wunde gänzlich verwachset, denn die noch nicht verwachsene Wunde wird von der Luft und Feuchtigkeit ganz schwarz. Daraus folgt, daß die an jungen Bäumen verursachten Wunden gegen die Ein­stöße der Luft und Feuchtigkeit sorgfältig zugeheilet, und nicht sich selbst überlassen werden müssen. Darum ist es immer besser selbst Baumschulen zu halten, wo wir dann die Wunden nicht verhehlen, — wie jene, die sich nur des Gewinnstes freueu, — sondern sie wahr­haft heilen. Das Pfropfen in die Rinde ist zwei­erlei; entweder geschieht es 1) in alte, oder L) in junge Bäume. In Rücksicht jenes sind folgende Re­geln zu merken: a) Die zu rechter Zeit eingcsammel- ten Pfropfreiser behält man in kühlen Kellern oder Kammern so lange aussbis sowohl diese, als die abzu­pfropfenden Stämme vollkommen in Saft kommen, denn dieß ist bei dieser Pfropfart unumgänglich nothwendig, welche selten vor dem Mai vorgenommen wird. b)Wenn nun der Gärtner dieß wahrnimmt, säget er den Stamm so behutsam ab, daß sich die Rinde nirgends

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