Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1844 (Pesth)
Der Pesther Stadt- und Landbote für das Königreich Ungarn 1844. - Magazin
Das neue Gesangbuch. Als vor mehr als 40 Jahren das neue Zeizer Gesangbuch eingeführt wurde, fand dasselbe bei vielen Landlcuten aus übertriebener Anhänglichkeit an das Alte, lebhaften Widerspruch. Einer der größten Verehrer des alten Gesangbuches ging deshalb zu seinem Beichtvater, um ihm die Bedenklichkeiten, die er gegen die ttcue Ausgabe des Gesangbuches hatte, auseinander zu setzen. Die Beschwerde, daß kein Teufel darin stehe, stand oben an. Da gab ihm statt aller Antwort der Pfarrer das neue Gesangbuch, das eben auf seinem Schreibpulte lag, in die Hand, nachdem er darin das herrliche Lied: //Befiehl du deine Wege" rc. aufgeschlagen hatte, und indem er auf den 5. Vers: ,/Und obgleich alle Teufel hier wollten widerstehen" rc. mit dem Finger zeigte, sprach er: „Seht, hier sind sie Alle, auch nicht einer fehlt!" Und siehe da, von dem Augenblicke an, daß der Bauer die Teufel alle fand, ward er aus einem Gegner ein warmer Liebhaber des verbesserten Gesangbuches. (Sin eingezogenes Leben. Ein Londoner Kaufmann suchte vor Kurzem durch die Zeitungen einen Commis, der an „e n eingezogenes Leben" gewöhnt sei, worauf sich ein Mrnn meldete, der zu seiner Empfehlung darthat, daß er sieben Jahre im Gefängnisse gesessen harte. Der höfliche Ausmärker. „Euer Gnaden!" wurde kürzlich ein norddeutscher Gelehrter von einem Aufwärter in Wien angeredet. Bescheiden erwiederte dieser, daß er nicht vom Adel und auch kein gnädiger Herr sei. „Machen sich Euer Gnaden nichts daraus," antwortete der Aufwärter, „wir heißen hier jeden Lumpen Euer Gnaden." Einmischung wird verbeten. In einem „Newyorker Blatte" liest man folgenden seltsamen Artikel: „Oberst 9t. 9t. von der regulären Armee, und Kapitän N. N. von der Miliz, sollen sich morgen oder übermorgen schlagen. Wir beschwören die Polizei, sich nicht dazwischen zu legen; wenn diese braven Leute doppelt schießen und beide aus dem Platz bleiben könnten, so wäre dies ein großes Glück für die menschliche Gesellschaft." Zum Sprechen ähnlich. In einer Gesellschaft sprach man einst über berühmte Künstler, unter andern auch von dem Thiermaler Dall inger. Ein Bekannter desselben sagte: »Ja, er ist ein kapitaler Mann; er hat mich selbst zum Sprechen ähnlich getroffen !" Wißbegierde eines Eckenstehers. Ein Herr ging unter den Linden in Berlin an einem total besoffenen Burschen, welcher dort eingeschlafen war, vorüber, den ein Eckensteher, der ihm zur Seite stand, zu bewachen schien. Nach Verlauf einer Stunde führte denselben Herrn sein Weg abermals an diesem Ort vorbei, und siehe ba, der Bursche schlief noch immer und der Eckensteher stand mit dem, dieser Klasse eigenen Phlegma, neben ihm. Neugierig wandte sich der Herr an den letztern und fragte ihn: „Sag' mir doch, auf was wartest Du denn so lange?" — „Ich warte biß der Trunkenbold da ofjewacht ist," antwortete der Eckensteher, „denn ich möchte ihn jerne fragen, wo er seinen Schnapps jekoft hat." Lauter Confusion. Bei einem großen Manöver, bei welchem Kaiser Joseph kl. gegenwärtig war, machte ein Major einen Fehler, wodurch das ganze Regiment in Unordnung gebracht wurde. Der Kaiser ritt schnell hin, und fragte ihn: „Was machen Sie Herr Major?" „Lauter Confusion, Ew. Majestät!" antwortete der Major. Der Kaiser lächelte und ritt fort. Guter Vorsatz. Der Lehrer diktirte seinen Schülern den Spruch: Weder Mühe noch Beschwerden, Scheue um gelehrt zu werden.' Ein Schüler schrieb nach: Feder, Mühe und Beschwerden, Scheue um gelehrt zu werden. Die Verwalldten. Ein Bauer trieb seinen Esel am fürstlichen Schlosse vorüber, und da das faule Thier nicht vorwärts wollte, schlug er tüchtig darauf los. Ein Bedienter eines Hofca- valiers sah dies und rief dem Bauer zu: Schäme Dich Du Schelm, warum schlägst Du den armen Esel so. Ach verzeiht, gestrenger Herr Lakai, antwortete der Bauer, ich wußte wahrlich nicht, daß mein Esel bei Hofe Verwandte hat. Gin Esel ist dabei. Ein Höfling, der nicht zu den Gescheidtesten gehörte, sollte einen Freiherrn von Riedesel beim Minister ein- sühren; er hatte aber in seiner Zerstreuung den Namen vergessen und stellte den Fremden als Baron Stein esel vor. Da sagte jener ruhig zu dem Minister: Ew. Ercel- lenz, ein Esel ist dabei, ich aber, ich heiße Ri ed esel. Zweckmäßiges Mittel für Bäcker zu hohen Jahren zu gelangen. An dem Tage, wo zu Stuttgart die herrliche Feier der fünfundzwanzigjährigen Regierung König Wilhelms begangen wurde, ging in dem prächtigen Zuge, in dem alles Volk und alle Stände dem trefflichen Herrscher huldigten, auch ein steinalter Bäcker mit, der hundert und drei Jahre alt, mancherlei hat wechseln und sich neu gestalten sehen.— Als sie ihn fragten, wie er es angefangen habe, so alt zu werden, antwortete er: „Ich habe stets gutes Brod gebacken, und richtiges, ehrliches Gewicht gegeben. 5