Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1844 (Pesth)
Der Pesther Stadt- und Landbote für das Königreich Ungarn 1844. - Magazin
30 Handel gesetzt wird. Daher denn auch die Fabrikanten, besonders wenn ihre Wollenwaare in hellen Nuancen gefärbt werden soll, immer Wolle von der erstgenannten Qualität zu erhalten wünschen; was aber wieder dem Schafzüchter und Oekonomen selten convenirt, weil et die Verkühlung der Schafe süichtct. Untersucht man jedoch, worin denn eigentlich die Verschiedenheit bei beiden Wollgattungen begründet ijj, so wird sich bald auch ein Ausweg finden, auf welchem beide Parteien zufrieden zu stellen sind. — Der Grund jener Verschiedenheit ergibt sich bei einigem Nachdenken unzweifelhaft in Folgendem: Bei der mit sammt dem Schweiße ab- geschornen Wolle trocknet d'estr Schweiß ein, ehe sie nach in die Hände des Fabrikanten gelangt und dem Proeesse des Entschweißens und Bleichens unterworfen wird. Dabei tritt aber nebst der Schwerauflöslichkeit des bereits eingetrockneten Schweißes, auch noch der böse Umstand ein, daß die färbenden Bestandiheile des Schweißes, durch die Einwirkung der Luft verändert werden, fester halten und zuletzt selbst durch das Bleichverfahren nicht mehr gänzlich hinwegzuschaffen sind; während, wenn das Waschen auf dem Rücken fccr Schale geschieht, der Schweiß noch frisch, also unverändert ist. und daher beim Waschen leichter abgeht. Nicht also, weil man die Wolle auf dem Rücken wäscht, sondern weil sie gewaschen wird, ehe noch der Schweiß eingetrocknet und chemisch verändert ist, rcsullirt ein besserer Erfolg. — Es l'egt daher auch am Tage, daß man, um beiden Par- theien zu genügen, zwar die Schafe ungewa chen und zu jeder beliebigen Seit scheren kann, aber die abgeschorne Wolle nicht erst trocknen lassen, sondern alsogleich mit denselben Mitteln waschen soll, d>e man ehedem auf dem Rücken der Sch--fe anzvwenden uflegte. — Der Gewichtsabgang, welchen die Wolle beim Waschen erleidet, wird gewiß nicht größer fein, als er wäre, wenn die Wolle auf dem Rücken gewaschen würde, und fällt billiger Weise so wie der Waswer- lohn dem Käufer der Wolle zur Last. — Die Vließe werden bei diesem Verfahren wohl zerrüttet; allein dies sollte weh! billigerweise nicht als wesentlicher Mangel angesehen werden, da man die Vließe nicht als solche verbraucht. (Zeitschr. f. u, üb. Oesir. Jndusir. u. Handel.) Legirung von Platin und Silber für Uhrmacher. Herr Benőit, Uhrmacher in Versailles verfertigt verschiedene Gegenstände und namentlich jene sich reibenden Thcile in den Uhrwerken, welche man bisher aus Messing zu arbeiten pflegte, auS einer Legirung von Platin und Silber. Here Benőit bemerkt nämlich ganz richtig, daß unter den zahlreichen Ursachen, welche störend auf den Gang und die Dauerhaftigkeit unserer Uhren einwirken, das Del, welches man gezwungen ist, zwischen die dir Reibung unterworfenen Theile und namentlich zwischen die Zapfen der Räder und deren Löcher zu hingen, eine Hauptrolle spiele. Er ging nun alle Versuche durch, welche gemacht wurden sich ein zu den Zwecken der Uhrmacherkunst ganz geeignetes Del tu verschaffen, und versuchte auch alle Mittel, die dasselbe ersetzen sollen, j. B. die Rubine, kam aber endlich zu dem Resultate, daß die Uhrmacherkunst nothwendig eines Metülles bedürfe, welches alle Eigenschaften des Messings ebenso, wie jene der Löcher in Rubin besitze, ohne die Fehler von beiden zu hc-ben, und welches dabei auch leicht zu arbeiten und nicht zu tbeuer ist. Herr Benőit glaubt dies Metall in einer neuen von den Herren Mention und Wagner verfertigten Platinlegirung gefunden zu haben, und die Erfahrung wird es lehren, ob er sich nicht geirrt habe. Ueber eine Ursache des Losgehens der Percussionsflinten. Es hat sich schon öfter ereignet, daß Percussionsge- wehre, auf welche die Kapsel vor tem Laven aufgcfleckt worden war, während des Ladens losgingen, obschon auf die Kapsel selbst kein Stoß oder Schlag ausgeübt wurde. Die Erplo- sion geht nämlich durch den Druck der Lust, der beim Laden im Laufe erzeugt wird, und auf die Zündkapsel wirkt, vor sich. Da viele Jäger die üble Gewobnheir haben, die Zündkapsel vor dem Laden des Laufes aufzustecken, so kann vor den üblen Folgen, die daraus entstehen können, nicht genug gewarnt werden. Uebrigens ist auch das sehr falsch, wenn man, wie es häufig geschieht, glaubt, aller Gefahr vorgebeugt zu haben, wenn man an Flinten, die man geladen nach Hause bringt, die Kapsel abm'mmt: denn viele Kapseln, namentlich die Bombes cannalees lassen Spuren eines weißlichen Pulvers zurück, welches aus Knallpulver besteht und durch den leisesten Schlag auf den Piston der Flinte zum Losge- hen gebracht werden kann. Die Späne des Fischbeins, welche beim Fischbeiureißen abfüllen, können zum Polstern von Meubeln und Matratzen sehr vorthcühaft angewendet werden. Sie kommen dem Roßhaare an Elasticität, Weichheit und Dauer fast gleich, sind um die Hälfte billiger und werden von den Motten nicht angegriffen. Ueber das Verpacken des Schießpulvers imd der Zünd- geräthschaften. Wollte sich Jemand die Mübe nehmen, all das Unglück, welches durch die unvorhergesehene Entzündung des Schießpulvers und der Zündgeräthschaften, namentlich aber der jetzt so sehr beliebten Reibfeuerzeuge, jährlich entsteht, aufzuzählen, so würde man erstaunen und gewiß auf ein Mittel sinnen, dem Schaden , welchen Nachlässigkeit und Bosheit damit stiften können und wirklich stiften (abgesehen davon, daß bei dem besten Verpacken, Aufbewahren und Verführen nicht alle Gefahr zu vermeiden ist), doch wenigstens einige Schranken zu setzen. Die Gesetze haben bei uns hinsichtlich der Auf- bewahrrmg und des Kleinverkauss des Schießpulvers sehr weise Fürsorge getroffen, und es fehlt nur noch die Anordnung, daß kleinere bestimmte Mengen (1 — 4 8 —16 Loth) gleich nach der Fabrikation, in Blei verpackt nnd darin verkauft werden; das Abwägen Einpacken rc. wird dabei vermieden und auch vielfache Ge