Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1843 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbote für das Königreich Ungarn 1843. - Einige nützliche Vorschriften in den Haushalt

lustigen Könige oft zu deffen Privatzirkeln gezogen. Eines Mor­gens nach einem besonders heiterm Abende, befahl der König seinem Kämmerer Danby, dem bisweilen etwas störrigen Volks­repräsentanten nebst seinem, des Königs freundlichem Gruße, ein Geschenk von tausend Guineen zu überbringen. Marwell wohnte im zweiten Stocke eines dunkeln Hofes. Lord Danby fand ihn am Schreibtische und erledigte sich seines Auftrages. Marwell klingelte. „Was hatte ich gestern zu Mittage zum Es­sen ? fragte er den Diener. „Eine Schöpsenkeule." — „Und was werde ich heute haben?« „Den Rest aufgewärmt." — „Und für Morgen Mylord, wendete sich Marwell zum Kämmerer, will ich ein delikates Rückenstück bestellen. Mel­den Sie das Sr. Majestät, und ich weiß, Se. Majestät hat zu guten Geschmack, um einen Mann, der vom Fleische seines Va­terlandes sich so vortrefflich nährt, mit goldnen Aepfeln bestechen zu wollen.« Lord Danby entfernte sich und Marwell schrieb sei­nem Buchhändler, ihm eine Guinee zu leihen. — In den Leipziger Blättern las man kürzlich folgende An­zeige : Gestern habe ich daS Glück gehabt, von einem woblkon- ditionirten Knaben entbunden zu werden. Der Korbmachermei­ster Friese! im Namen seiner Frau.« Einige nützliche Vorschriften in den Haushalt. 1) Haar. DaS Haar, die wohlthätige und die Schönheit so sehr ver­mehrende Bedeckung deö Körpers, verdient von Jedermann die größte Berücksichtiguug. Seine Cultur muß von der zarten Kindheit an beginnen, und man muß vorzüglich darauf achten, daß bei Kindern durch Waschen und Baden der Theil des Ko­pfes mit gereinigt werde, an dem der Haarwuchs statt findet. In der Folge der Zeit müssen Kinder nicht solche Bedeckungen tragen, We den Kopf erhitzen, und dem Haarwuchs schaden. Bei milder Witterung, außer im Sonnenscheine, müssen Kin­der im bloßen Kopfe gehen und so auch des Nachts schlafen. Bei unbedecktem Kopfe, täglichem Säubern der Haare, durch Waschen, Bürsten und Kämmen, und bei zuweiligem Ver­schneiden der Haarspitzen wächst das Kinderhaar schnell und dicht empor, auch werden die Wurzeln stärker. Zwar haben nicht alle gleiche Stärke der Haare, doch kann noch, wenn bei man­chem das Haar sehr trocken erscheint, dadurch einiges geleistet werden, daß man die Haare dicht bindet, und so seine eigene Ausdünstung bewirkt. Uebrigens ist bei jungen Leuten die An­wendung von Haarwuchsmitteln sehr gefährlich, weil bei ihnen die Öhren und vorzüglich die Augen ungemein leiden, wenn die Haut mit Materie bedeckt wird, die die Ausdünstung verhindern. In Hinsicht deS Abschneidens und Aufwickeln des Kopfhaars muß man in jeder Lebensperiode sehr vorsichtig sein. Das Ab­schneiden unterbleibe in rauhen, kalten Jahreszeiten, und kurz vor dem Winter ganz, weil daraus Katharre und Gichtübel und vor allem leicht Zahnweh entsteht. Was das Aufwickeln be­trifft , so muß eS nie mit Hülfe des Feuers geschehen; denn daS sogenannte Haarbrennen ist sein, größter Verderb, und stört es im Wachsthum. DaS Aufwickeln mit Essig und Branntwein ist auch schädlich, das mit Bier und Speichel ist noch das un­schädlichste. — Wer sich allmählig daran gewöhnt, seine Haare kurz zu tragen, stärkt dadurch deffen Wurzeln ungemein, und wer sich alle Tage den Kopf einmal wäscht, erhält es länger gut und gesund, ob eS gleich ungleich früher weiß wird. 2) Sommersprossen. Die Sommersprossen verschwinden nach und nach, wenn man das Gesicht des Abends mit Salzwaffer wäscht, und dann auf dem Gesichte trocknen läßt. Am folgenden Morgen muß man daö Gesicht mit ordinairem weichen Wasser waschen, und sich hüten, den Schweiß auf dem Gesichte eintrocknen zu lassen, oder das erhitzte Gesicht kalt zu waschen. — Oder man schnei­det Meerrettig in Würfel, thut sie in eine gläserne Flasche, gießt echten Weinessig darauf, pfropft die Flasche zu und vergräbt sie 14 Tage — drei Wochen in die Erde. Wenn man sich beim Schlafengehn mit diesem Essig wächst, so vertreibt er in kurzer Zeit die Sommer- und Leberflecke und macht eine reine Haut. — Noch schlägt man das Mehl von schwarzen Wicken mit Honig vermischt, gegen diese kleine Hautentstellung" vor, womit man sich am Abend das Gesicht ein.eibr. — Auch eine Drachme Schwefelmilch mit dem Safte von nicht ganz rei­fen Johannisbeeren zu einem steifen Säftchen gemacht, womit die Haut am Abend bestrichen und folgenden Morgen mit lau­warmer Milch und Mandelkleie abgcwaschen wird, ist als sehr wirksam zu empfehlen. 3) Lust in Krankenzimmern zu verbeffern. Dient kaltes, frisches Wasser, das in größeren, weiten, of­fenen Gefäßen an den Boden gestellt wird. Es nimmt viel schädlichen Stoff auö der Luft auf, vorzüglich bei fauligen an­steckenden Krankheiten. Da es aber auf solche.Meise höchst nachtheilig geschwängert ist, so darf man nicht davon trinken, weil man Beispiele har, daß Wasser, das so über Nacht im Krankenzimmer stand, ansteckende Krankheiten verbreitete. — Auch selbst Thieren ist dieses Wasser schädlich. 4) Rechten Meerschaum vom uuächten zu unterscheiden. Am sichersten unterscheidet man ächten Meerschaum vomun- ächten, oder äck'te meerschaumene Pfeiftnköpfe von uuächten, 4oenn man sie mit einem Stück Silbermünze streicht. Bekommt der Kopf davon bleistifiähnliche Streifen, so ist's ein sicheres Zeichen des unächten oder künstlichen; nimmt er aber von dem

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