Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1843 (Pesth)
Der Pesther Stadt- und Landbote für das Königreich Ungarn 1843. - Erzahlungen und Sagen
31 wieS mit bem Finger auf eine Fackel, die ihrem Ende nahe, schon an der Dille brannte und ries: „Sieh hm!" Der Arzt schauerte." „O theurer Pathe," flehte er, „zündet mir eine neue Fackel an, daß ich das Leben noch genießen, König sein, und die schöne Prinzessin heirathen kann!" — Ich kann nicht," erwiederte der Tod, „eine Fackel muß auslöschen, damit die andere sich entzünde." — „O theurer Pathe, gebt den brennenden Docht von dieser auf eine neue, damit er nicht verlösche bat und jammerte der Arzt und bebte. — Der Tod that, als ob er seinen Bitten nachgebe; er nahm eine ganz neue Fackel, allein, um sich zu rächen, ließ er den schon erbleichenden Docht im Darauflegen fallen, als ob er sich die Finger verbrannt hätte. Er löschte aus: der Arzt verschied und fiel in die Arme des Todes. Das Schloß Lueg, in dessen Nähe sich die Höhle befindet, liegt im Inner-Kram an der Pock, sieben Meilen von Laibach, und eine von Adelsberg, ist um und um mit Bergen umfangen, so daß die Situation dieses Ortes gleichsam einen Kessel vorstellt. Es steht mitten in einem hohen Berge, und zwar in einem harten Felsen, der ganz senkrecht in die Höhe steigt. Die Hälfte des vordern Thurmes vom Schloße steht allein hervor, und so weit über den Felsen hinaus, daß man glauben sollte, er müsse jeden Augenblick in die Tiefe Hinabstürzen. Den Eingang hat man in den Felsen ausgehauen und neben demselben eine Mauer erbaut. Zwischen den zwei vor den Thoren errichteten Pyramiden und dem Thurme ist die erste, und zwischen diesem Thurme und dem übrigen Gebäude die zweite Zugbrücke. Das Schloß hatte übrigens viele schöne Zimmer, und war, obgleich etwas sencht, dennoch nichts weniger als ungesund, besonders aber im heißen Sommer angenehm zu bewohnen. Biele Klafter tief unter diesem Schloße, nämlich am Fuße des Felsen, worauf dasselbe steht, sieht man ein großes tiefts Loch, in welches ein Gießbach mit so starkem Summen, Brausen und ©tonnen hineinfällt, daß es dem Rollen eines nicht fernen Donners gleicht. Biele Klafter hoch über diesem Loche ist eine Grotte r die beim Eingang etwas vermauert ist. Ein gebahnter Weg in den Felsen eingehaueu, den man leicht ohne Beschwerlichkeit zu Fuße zurücklegen kann, führt zu der Grotte; doch muß man zu dem eigentlichen Eingang derselben über ein Brett gehen, das statt einer Brücke angebracht ist, da der Felsen dicht vor der Höhle senkrecht in den Abgrund fällt. Man kann in diese Grotte vielleicht gegen eine Meile hinein- gehen, wo dann der Gang ein Ende nimmt. Man hat in ber* selben ziemlich guten Weg, nur an einigen Orten ntuß man auf allen Vieren durchkriechen. Auch dadurch ist der Pfad beschwerlicher geworden, daß von dem Boden große Felftnstücke herab^ gefallen sind; zum Glück reicht aber dieser Weg nicht sehr weit.. Obschon man in dieser Grotte selbst kein Wasser findet, su kommt man doch zu einem jähen Abschüße, in dessen Tiefe man ein Gewässer stark rauschen hört, lieber diese große Kluft, die wie ein Ziehbrunnen ganz senkrecht in den Felsen hinabgeht, und ungefähr anderthalb Klafter breit ist, hat man ein starkes dickes Brett gelegt, über welches man ohne Gefahr gehen kann. An einigen Orten sieht diese Grotte einem Bergstoüen, oder einem langen Schwibbogen ähnlich, dann kommen zur Abwechslung wieder so weite Hallen, wie große Zimmer und Säle; diese sind hie und da mit ansehnlichen Kolonnen unterstützt, welche in den sonderbarsten Gestalten dastehn. Wunderlich treibt die Natur in diesen Grüften ihr Spiel, und die Einbildungskraft tänscht uns mit den mannigfaltigsten Formen der Gesteine. Hier wähnt man eine Stückgießerei zu finden, denn überall stehen Glocken von schneeweißem Steine umher; da scheint ein Kunstdrechsler seine Werkstätte aufgeschlagen zu haben, da Werkzeuge und Figuren und anderes Kunstgezeuge herumliegt, und di» Augen täuscht. Zwar find diese auffallenden Naturspiele auch in der Adelsberger-Grotte zu sehen, aber man durchwandelt diese Grotte mit nicht so viel Grauen wie jene zu Adelsberg, die durch ihre vielen Gänge den Wanderer so leicht irre führen kann, sondern sie steht mehr traulich und heimlich, als abschreckend aus. Man erzählt da eine Anekdote, deren Wahrheit ich aber nicht verbürgen will. Ein Cavalier soll einst mit einer größern Gesellschaft diese Höhle besucht haben. Als sie zu der tiefen Kluft kamen, fiel ein kleines Hündchen, das derselbe bei sich hatte, hinab, man glaubte also mit Recht, das arme Thier sei zu Grunde gegangen, weil das nicht einmal einer Katze möglich ist, über den senkrechten Felsen wieder herauf zu kommen. Wie erstaunte man aber, als dasselbe am folgenden Tage frisch und unbeschädigt in das Schloß znrückkam. Man glcmbt also mit Wahrscheinlichkeit, daß von dem Boden der großen Kluft ein trockner Gang zu Tage führen müsse. lieber diesem Loche steht viele Klafter hoch das große Schloßgebäude beinahe in einem Loche. Aus diesem Schlosse kann man über eine Treppe bis über die Höhe des SchloßdacheS gehen , dann sieht man erst die auffallende Bildung der obern Grotte, in welche das alte Schloß hinauf gebaut war und die sich in verschiedene Kammern zertheilt. Hier stand das alte Schloß, welches vor Alters die Herren von Lueg (insgemein die Lueger) besaßen. Aus dieser obern Grotte soll, wie man sagt, ein unterirdischer Gang in den Birnbaumer Wald führen, den mait aber seit langer Zeit vermauert hat. Bor allen ist diese Höhe und das Schloß, durch die Verwegenheit seines einstmaligen Besitzers, des Raubritters Erasmus Lueger, bekannt geworden. Dieser Ritter, ein guter Soldat, aber unruhiger Kopf, erschlug einst in einem Streite den Marschall von Pappenheim am kaiserlichen Hofe und floh schnell m sein Schloß zurück. Lange wußte man nicht wo er hingekommen war> bis er einst eben so tollkühn als nnbe- fonnen vor das Schloß Kleinhäusel geritten kam, das dem Herren von Räuber, Hauptmann von Triest gehörte, der diesen Lueger zu fangen vom Kaiser den Auftrag hatte. Dort findet Liteger einen Diener Ratibers und sagte zu ihm: „Geh hin zu deinem Herrn und sage ihm, ich ließe mich empfehlen, ich wäre hier um ihm den Weg zu meinem Schlüße zu zeigen, weil ich vernommen hatte, daß er mich bereits einige 2)te £ueg et * «göfjle tn «ftrattu