Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1840 (Pesth)
Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1840. - Mannigfaltigkeiten
31 fuhk, daß sich ein großer und mächtiger Mann um sie beworben habe, der bereits mit einer Grafschaft belehnt sey, und bei des Kaisers Majestät in hohen Gnaden stehe. Als aber dieser Graf selbst kam, und sie einen alten widerwärtigen Greis sah, dem der Vater ihre blühende Jugend verkaufen wollte, wandte sie sich voll Widerwillen ab, und erklärte laut, ihrer ersten Liebe treu bleiben zu wollen. Da entbrannte des Vaters Zorn auf's Neue, er eilte mit ihr fort zum öden Scestrande, und weiter hinaus nach der Felseninsel Helgoland, wo ein Einsiedler hauste, der allerlei Zauberkünste trieb,, damit dieser das Herz der Tochter wandte. Dort sitzt sie nun in einem Tempel von Kristall gefangen, den der Zauberer über sie gewölbt hat. Aber fein Zauber vermag nichts über sie, den sie läßt nicht von dir, ihre Lippe nennt deinen Namen, und wenn sie singt, tönt es an der kristallenen Kuppel wieder und rauscht bis auf die See hinaus. Aber sic schwindet täglich mehr hin, und wenn ihr nicht bald Hülfe naht, wird sie cs nicht über« ' leben." Diese Worte machten einen so gewaltigen Eindruck auf Walter, daß er laut ausrief: „Ich will! Ich will!" „Olun gut!“ sprach der Frcmde mit Grinsen, „dann bedarf cs nur, daß du dieß unmännliche Gewand zerreißest und ausrufcst: „i)er Teufel helfe mir!“ Und von tausend Hvllenquallcn gefoltert, seiner Sinne nicht mächtig, von einem höllischen Feuer durchströml, packte er sein heiliges Gewand mit beiden Händen, riß es von oben bis unten auseinander, und schrie mit gellendem Tone: „Der Teufel helfe mir!“ „Hier ist er, Kamerad!“ antwortete der Fremde mit einem boshaften Hohnlachen, und schwang sich mit dem lästernden Mönch in die Luft. In der unmittelbaren Nähe der Insel) rauschte der Teufel mit seinem Gefährten, den Mönch, herab, und setzte ihn vor sich nieder. Dann zeigte er auf eine hohe kristallene Kuppel, die von zwei Salamandern erhellt wurde, und worin Kunigunde weilte. „Du magst dich jetzt an den Anblick deiner Liebsten ergötzen, aber sprich kein Wort, bis ich wicderkehre, ich gehe, um einen Stein zu holen, womit ich jene Zauberkuppel zerschmettern kann. Kaum sah sich der Mönch allein, als Kunigunde einen einfachen G sang begann, der ihn bis in das Innerste des Gemüthes rührte. Er wurde tief bewegt, gedachte seines Treubruches gegen Gott und des Schimpfes, den er seinem heiligen Gewände angethan; sein Herz klopfte mächtig vor Furcht und Angst, und drohte ihm schier die Brust zu zersprengen. Da gewahrte er den bösen Feind, der mit einem großen Steine durch die Lüfte daher schwebte. Und als er sah, wie er sich herabsenkte, warf er sich auf die Kniee und rief im Tone der Verzweiflung: „Érette mich, Herr und Gott, und erhöre den Sünder, der sich voll Reue und Buße zu dir wendet. Erhöre mich um deiner ewigen Barmherzigkeit willen, und du, Kunigunde, bete für den verlornen Freund.“ Da zersprang die kristallene Kuppel mit melodischem Tone; Kunigunde schwebte in der Gestalt eines Engels zu ihm nieder, und sank betend an feine Seite. Als der böse Feind dieß gewahrte, ergriff ihn eine ohnmächtige Wuth, er stieß ein furchtbares Gebrüll aus und ließ den Stein fallen, der den büßenden Mönch und den betenden Engel begrub, und rings um denselben schäumte alsvbald die See hoch empor. Der Stein steht noch immer auf derselben Stelle, wohin ihn der Teufel geworfen; seit Menschengedenken heißt er noch immer der Mönch, aber die Sage, der er diesen Namen verdankt, ist fast von Jedermann vergessen *). Philipp Melanchton war unter andern auch ein Freund der Chiromantie oder der Kunst, aus den Linien in den Händen die Schicksale der Menschen zu weissagen. Einmal besuchte er einen Bürger zu Wittenberg, der viele Kinder hatte, und indem er die Händchen des Jüngsten mit besonderem Vergnügen betrachtete, sagte er: „Dieses Knäbchen wird einmal ein großer TheologuS werden.“ — „Ehrwürdiger Herr," versetzte der Bürger, „wenn es nur kein Mädchen wäre,“ und Melanchton wollte nicht weiter weissagen. Der große Dichter Torquato T a sso, der von ver- . schiedencn Päpsten eine kleine Pension — aber vergebens — zu erbetteln versuchte, war so arm, daß es ihm nicht selten an Beinkleidern und Strümpfen mangelte, um aus- geben zu können. In einem seiner Sonnette bat er seine Katze, ihm das Licht ihrer Augen zu leihen, weil er kein Llcht zu kaufen im Stande sey. Zum Hosrath Böhmer in Leipzig brachte einst ein • Bauer, der sehr wohlhabend war, seinen Sohn. Er stellte I ihn diesem berühmten Gelehrten mit den Worten vor: I „Ich habe von meinem Pfarrer und dessen Söhnen gehört, daß Er sehr gelehrt ist; mache Er mir doch einmal meinen Jungen zu einem Juristen, denn zum Bauer ist der Junge zu dumm.“ Dupvnt de Namours, Verfasser eines Werkes über die Ameisen (1800), behauptete, aus der Sprache der Thiere bereits so viel zu wissen, daß ihm 11 Worte aus der Taubensprache, 11 der Hühner, 33 der Hunde, 14 der Katzen und 22 aus der Nindersprache bekannt seyeu; die der Raben aber verstehe er ganz. Fidibus. — Zu der Zeit, da den Studenten das Ta- bakrauchcn verbothen war, hielten diese geheime Tabaks- gcsellschaften, wo der Wirth einen lateinischen Zettel, auf welchem die Bursche, welche kommen wollten, ihre erdichteten Namen unterschrieben, folgenden Inhalts umhergei-cn [jrß; Fid. Ibus 8. D. N. H. Hódié hóra VII. et c. a. v. s. Das heißt: Fidelibus fratribus salutem dicit N. hospes. Hodie hora seplima apparebitis in museo meo, her ha Nicotiana et cerevisia abunde vobis satisfaciam. So« bald sie beisammen waren, stellten sie sich rm Kreise u:n= her, und zündeten für jene Pfeifen ihre Zettel als ein Fi- dlbusopfer an, woraus dann Fidibus entstand. *) Und auch dcr Steiil ~steht seit einem Jahre nicht mehr aufrecht ; in einer furchtbaren Sturmcsnacht stürzte er zusammen. SSirliefcbt sind nun Walter und Kunigunde im Paradiefe miteinander vereinigt.