Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1840 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1840. - Mannigfaltigkeiten

30 Rvß und ermahnten ihn, sich eiligst aufzumachen. Dleß geschah, und Walter sprengte in rasender Eile querfeldein, bis endlich, mitten auf einer Haide, das Roß todmüde znsammensank und der Reiter aus dem Sattel fiel. Walter grollte mit dem Schicksale, das ihm ein so reizendes Glück nur darum in der Nähe gezeigt habe, um es ihm für immer wieder zu entreißen. Sein Herz wollte vcr Schmerz und Kummer brechen, denn er liebte Kuni­gunde wahrhaftigllch und verzweifelte fast in dieser trostlo­sen Lage. Da vernahm er plötzlich ein furchtbares Getöse, der Erdboden barst auseinander, und eine dichte Rauch­wolke stieg aus dem Spalt hervor. Die Wolke aber ge­staltete sich nach und nach zu einem unförmlichen Riesen- Haupte, das glotzte ihn mit seinen feurigen Augen an, und hauchte ihm glühenden Athem zu. Und als der Jüngling sich entsetzt abwandte, riß die Erscheinung den Mund weit auf und sprach mit gewaltig tönender Stimme: »Ich bin gesendet von dem, ln dessen Hand das Geschick der Men­schen gegeben ist; er hat deinen Kummer erkannt, und du hast sein Mitleid erregt, darum sage, daß er dir helfen soll, und dir wird geholfen sein." Da erhob sich Walter, sah die Erscheinung fest an und sprach: „Qebe dich weg von mir! Ich habe nicht ge­mein mit Satansbvten der Unterwelt! Mein Geschick ruht in Gottes Hand; ihm vertraue ich, ihm fei; Lob, Ehre und Preis in Ewigkeit, Amen!" Und als er diese Worte sprach und dazu das Zeichen des Kreuzes machte, versank die Erscheinung mit einem donnerähiillchen Getöse. Walter'' siel auf die Knie und dankte Gott,, daß er ihn aus den Händen des Teufels erlöst hatte, ufcÜT als er darauf reinen Sinnes geworden war, und wohl einsah, daß er Kuni­gunde niemals von ihrem Vater erhalten werde, so wie, das; es ohne ihren Besitz für ihn kein Erdenglück mehr gebe, setzte er seinen We§ weiter fort, bis zum nächsten Kloster, verlangte zum Prior geführt zu werden, und als er vor diesem stand, offenbarte er ihm seinen tiefen Kum­mer und bat dann kniend als Laienbruder ausgenommen zu werden. Dieser Wunsch ward ihm gewährt und Walter schied mit diesem Tage von der Erde, denn als er sein Probejahr glücklich überstanden, leistete er sein Gelübde und ward feierlich ti^fccV Orhen ausgenommen. Wenige - Tage nach seiner Aufnahme ward er von dem Prior mit einem Aufträge in Lie.»ua^ Stadt geschickt. Er entledigte sich des Geschäftes w?h^^Aid..al,s ££* Abend wieder _ in die Nähe des Küsters kam, sah er etwas sD»stch im»' Grase schimmern. Gr* iietiW'auf und glaubte vor Schreck in die Erde zu strckrn>"<rm'ev.düs-Lirtztcnfel seiner heiL^e- liebtcn Kunigunde erkannte. In dem ersten Äug'ellb'kitke opr Überraschung preßte er es an seine Lippen, und et-fre wilde Gluth durchrieselte seinen Körper. Als aber bald darauf sein Bcivußtseln zurückkehrte, ermannte er sich, und ver­suchte das Bild vo» sich zu schleudern; aber umsonst, er wurde dessen nicht ledig, wie durch einen Zauber schien es in seine Hand gebannt zu fein. Uuwillkührlich heftete sich sein Auge wieder auf das Bildniß, und cs war ihm. als ob er ganz deutlich Kunigundens Stimme hörte, die ihm zu­rief: »Rette mich! Rette mich!" Don Angst getrieben eilte er fort, und erreichte todesmatt sein Kloster; aber als er auf sein Lager sank und seine Augen sich schon schloffen, sah er noch das Bildniß neben sich liegen und hörte noch Kunigundens Jammerlaut: »Rette mich! Rette mich!* Von diesem Tage an war Walter wie umgewandelt, er hatte keine Lust am Gebet und an der Arbeit, er wies die Trost« spräche der Brüder von sich, und schlug die Ermahnungen des Abtes in den Wind, er irrte unstätt und flüchtig um­her; gütige Behandlung machte keinen Eindruck auf ihn, unv Strafe verhärtete sein Gemüth nur noch mehr. Er be­nutzte jede sich varbiethende Gelegenheit, dem Zwange der Klostermauern zu entrinnen, und tobte dann so lange ohne Zweck und Ziel im Freien umher, bis Hunger und Ermat­tung ihn wieder heimführten. — So sank er einstmals, bis zum Tode ermattet, am Eingänge eines Gehölzes zu Boden; das Licht, das in der Klosterkirche brannte, schim­merte zu ihm herüber, aber er vermochte diese nicht zu erreichen. Da bemerkte er plötzlich an seiner Seite einen Mann von etwas possirlkchem Ansehen, er trug ein Ritter­gewand. hatte auf dem Kopfe einen Hut mit einer rothen Hahnenfeder, und ein seltsam leuchtendes Schwert an seiner Seite. Dieser ergriff den schwankenden Mönch, hielt ihm das müde Haupt und reichte ihm einen Becher ftarkduften- den Weines. Begierig ergriff Walter dle dargebotene Spende. und stürzte den Gluhttrank in sich hinein. Zuse­hends erholte er sich, neues Leben durchrieselte seine Adern, aber mit zehnfacher Stärke waren auch wiederum alle frü­heren Leidenschaften in ihm erwacht. Er sprang auf, sah seinen Helfer an, und fragte hastig: »Wer seyd Jhr^" . „Ein Freundcntgegnete der Fremde, »der es nicht ertragen konnte, zu sehen, daß der Stolz eines Vaters das Liebes- und Lebensglück zweier Menschen zerriß, indem er sie trennte, und der dir wieder zum Besitz des geliebten Gegenstandes verhelfen will, wenn du Muth genug hast, ihn dir zu erringen." »Jch^xill Alles thun, was in meiner Macht steht," entgegnete Walter, »um die Ärmste zu retten, aber was vermag ich, ein armes Mönchleln inr Kampfe mit einem mächtigen Edelmann?" »Du darfst nur sagen, du willst," antwortete ihm der Fremde, »und du wirst mächtige Freunde finden, die sich deiner erbarmen und dir beistehen." ' In diesem Augenblicke war es dem Mönch; als hörte er Kulflgundens herzzerreißende Stimme: »Rette mich! Rette mich! und in seiner Hand erblickte er plötzlich das Bild der Gelsebten, das in dieser Minute einen so gewal- ti^/n Eindrickk ans ihn machte,daß er nicht im Stande mar, sich von demselben loszureißen. Während er im Anschauen versunken dastand, näherte sich ihm der Fremde, legte den Mund an sein Ohr und flüsterte ihm zu^ »Sie schmachtet in Jammer und Elend; als du die Bur^ verlassen hattest, wüthete der Vater noch eine geraume Zeit fort, und drohte seiner Tochter, ste lebendig vermauern zu lassen, wenn sie nicht ihm gehorche, und dem Manne ihre Hand reiche, den er ihr zuführeu werde. Aus Furcht sagte ste Ja, und er-

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