Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1840 (Pesth)
Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1840. - Mannigfaltigkeiten
anderes Fletsch gebrauchen kann) gesetzt, das man vorher durch starkes Stampfen möglichst klein gemacht hat. Nun wird die oben angegebene Masse Malz mit dem gestampften Fleische wohl unter einander gemengt, und 240 Pfund Salz, 40 Pfund Ingber, 10 Pfund Kümmel, 10 Pfund Pfeffer und 400 Stück gestampfte Zwiebeln hiuzugethan. Hierauf wird nun Atles in einer Stampsmühle bearbeitet, so, daß ein Brei daraus entsteht. Ist dieß geschehen, so wird der weiche Brei herausgenommen und kn Formen solcher Gestalt gebracht, daß der Brei in kleine Stücke, von der Größe eines Kubikzolls, abgetheilt wird, die man auf glattgehobclten Brettern ausbreitet. So werden die Stücke auf eine Obstdarre gebracht und ausgetrocknet. Die trockene Masse wird nun auf einer Schrotmühle geschrotet, da man dann aus der obengegebenen Masse 1600 Pfund Gries gewinnt. Wenn von diesem Gries 8 Loth in 2 Pfund Brunnenwasser bis zum Kochen erhitzt werten, so gewinnt man sogleich eine gute wohlschmeckende Suppe, durch die ein hungriger Arbeiter eine sehr zweckmäßige Nahrung erhält, die nicht über 4 Pfennige zu stehen kommt. Karto ffelh efen-Berei tung. — Um die vorerwähnte Kartvffelhefen zu verfertigen, nehme man nächste- hende Ingredienzen und verfahre folgendermaßen: 1 Berliner Metzen rohe Kartoffeln werden abgesotten, dann geschält und klar gerieben, von 6 Nöfel (6 Pfund) lauwarmen Brunnenwasser übergossen, 2 Nöfel (2 Pfund) feines Wci- tzenmehl mit allem obigen vermischt, und dann 1 Viertel Nöfel (8 Loth) frische, dicke Bierhefen binzugelhan. Die vorgenannten Bestandtheile werden gut unter einander gemengt , und an einen Ort gestestt, wo es nicht zu kalt ist, um daß die Masse bald zur Gährung kömmt, nach selbiger wird die Masse wieder in's Kühle gesetzt. Man kann auch die Kartoffeln, vorher abgewaschen, ohne Wasser, in einem Dämpftopf im Backofen gahr kochen, und verfährt alsdann in vorgeschriebener Weise, wodurch die Hefen weit besser und grumiger wird. Die Verarbeitung obiger Hefen in Backwerken geschieht auf folgende Art: Es sollen 4 Nösel (4 Pfund) Wasser zu einem Semmelteige gegossen werden, so wird, anstatt der erwähnten Quantität Wasser, nur halb so viel genommen, und die andere Hälfte von eben dieser Hefen hinzugethan und zugleich mit einem Löffel Bierhefen vermischt. — Es muß der Sachkunde des Arbeiters sowohl, als auch der Jahreszeit überlassen bleiben, in welchem Grade der Wärme diese Hefen, welche vor dem Gebrauche erst durch den Durchschlag gerieben werden muß, dem Mehle beigegossen werden kann. Dieses Verfahren gibt bei einer völlig richtigen Gähre und einem gutgeheiz- ten Ofen ohnfehlbar schöne und wohlschmeckende Waare. — Schließlich wird noch bemerkt, daß wenn diese Hefen ihre Eigenthümlichkeit behalten soll, nicht über 3 bis 4 Tage alt «erden darf, da solche dann an ihrer Kraft und Stärke verliert und für die völlige Gährung nicht gebürgt werden kann. Allerlei zum Zeitvertreib. Ein Kranker, der an einem hitzigen Fieber darniedev lag, wurde von einem unerträglichen Durst geplagt. Dis Ärzte, welche um das Krankenbett herumstanden, berath-- schlagten sich, was sie für ein schickliches Mittel finden könn» ten, um den Durst zu stillen. Nachdem sie mancherlei in Vorschlag gebracht hatten, und sich über kein Mittel ver-" einigen konnten, unterbrach sie der Kranke: Sorgen fie nur erst dafür, meine Herren, wie sie mir das Fieber weg- schaffen, den Durst will ich hernach wohl selbst vertreiben. Ein unwissender Doctor hielt die Zeichen des Fleckfies- bers für Flöhstiche, und sagte, als die Kranke gestorben- war: Es ist mir ein fataler Streich passtrt: die verfluch» ten Flöhe haben mir einen Patienten tvdt gebissen. SixtusV. erinnerte sich als Papst, gar nicht mehr, eines gewisse» Advocaten, mit dem er ehemals, da er noch der Franziscancr Montalto war, in vertrauter Freundschaft gelebt hatte. Der ehrliche Advocat war krank. Er war äußerst dürftig, und es fehlte ihm also an jeder Art von Pflege und Unterstützung. Ganz von ungefähr brachte seine alte Wirthin den päpstlichen Leibarzt zu ihm; und eben sv von ungefähr erwähnte dieser des kranken Advocaten und seiner Dürstikeit gegen den Papst. Sixtus lenkte das Gespräch auf etwas anderes. Apropos, sagte er Tags darauf zu dem Leibärzte: Wissen Sie wohl, daß ich mich auch bisweilen mit Receptverschreiben abgebe? Sie sprachen gestern von dem armen Turinaz. Ich erinnere mich mit Vergnügen, daß ich diesen braven Mann ehemals recht gut gekannt habe. Ich habe ihm daher einen herrlichen Salat zngeschickt. der ihn wahrscheinlich gesund machen wird. — Einen Salat, heiliger Vater? rief der Arzt; in der That, die Kurart ist ganz neu! Aber wir glauben ja an Ihre Unfehlbarkeit. — Sagen Eie Turinaz, setzte Sixtus lächelnd hinzu, daß er künftighin keinen andern Arzt brauchen soll als mich. Diesen Kunden schnapp' ich Ihnen weg. Der neugierige Arzt empfahl sich und eilte sogleich zu dem Advocaten. Er fand ihn wirklich faji ganz hergestellt, und erstaunte. Zeigen Sie mir doch, rief er, den Wundersalat, den Se. Heiligkeit Ihnen geschickt hat. Das müssen doch ganz besondere Kräuter sein. — Ganz gewiß, sagte der Kranke lächelnd, Ihre ganze Botanik hat dergleichen nicht aufzuweisen. — Ec holte den Korb, und der Arzt besah die Kräuter. Es waren ganz gewöhnliche. — Wie? davon wären sie besser geworden? Untersuchen sie nur etwas genauer. Tiefer unten liegt die eigentliche Panacev. — Der Arzt ti)at dieß und färb eine sehr ansehnliche Summe Zechinen. — Aha! das ist das Mittel! rief er aus. Sie haben Recht, dergleichen können wir unfern Kranke« nicht geben. — Diese Geschichte ist in Italien zum Sprichwort geworden. Wenn von Jemanden gesprochen wird, dem mit (Selbe geholfen wäre, so sagt man: Dem fehlt ein Salat vom Papst Sixtus. 4