Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1840 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1840. - Mannigfaltigkeiten

26 Gin Arzt verschrieb einem Fieberkranken, der im drit­ter, Stocke wohnte, und fast hergestellt war, zu guter Letzt noch ein großes Recept. Nach einigen Tagen fand er ihn außer dem Bette frisch und gesund. — Nun, redete er ihn an, sind Sie meinem Recepte gefolgt? — Gefolgt! rief Jener, Gott behüte; da hätte ich mir Hals und Beine gebrochen; ich habe es aus dem Fenster geworfen. Gin Schwabe, der über heftige Schmerzen im Beine klagte, ließ einen Arzt rufen. Diesem zeigte er das rechte Bein; aber der Doclor äußerte verwundert, es sei nichts daran zu sehen. — Nex? frug der Schwabe, n u so mueß es das Link' sein. Der poetische Schulmeister eines Dorfes hatte sich, zum Empfange des neuen Gutsherrn, dessen schlecht gepin­seltes Porträt verschafft, und hing dteß an einem Stricke aus dem Fenster. Über dem Fenster stand: An diesem Strick Hangt unser Glück. Ein Judenmädchen, das nicht auf Neinlichkekt hielt, i»eilte den Maskenball besuchen, und war wegen ihres Costüms ln Verlegenheit. Sie wandte sich deßhalb an ihren Liebhaber und ersuchte ihn um Rath. Dieser wußte von ihrer gränzenlosen Unreinlichkeit und erwiederte trocken: Was wellst du dir da lange besinnen mai Rebeckche, wasch' dich nur, as Gott lebt, es kennt dich kai Mensch. Ein Candidat der Medicin wurde im Examen von einem überaus strengen Examinatoren gefragt: Welches sind die schweißtreibenden Mittel? — Der Candidat nannte die ihm bekannten nach einander her. — Aber, wenn diese alle nicht helfen? fragte der Examinator weiter, was wer­den Sie denn anwenden? — Ich werde den Patienten zu Ihnen in's Examen schicken; erwiederte der Gefragte. Auf einem Jahrmärkte wurde ein Krämer gewahr, daß bei dem Gedränge an seiner Bude seitwärts eine Hand zum Vorschein kam, und nach einem Stück Kattun griff, wahr­scheinlich in der Absicht, es zu entwenden. Ganz ruhig klopfte der Krämer den Langfinger auf die Hand, indem er sagte: Dafür kann ich es nicht lassen! — Ja, sagte der Dieb, da kann tch's auch nicht brauchen, und machte sich eilig davon. In einem Kaffcehause führten zwei ältliche Herren stehend rin sehr interessantes politisches Gespräch. Ein junger Stutzer spazierte mehrmals zwischen den beiden Herren hindurch, mit einer gewissen noblen Frechheit, die allgemein auffallen mußte. Man moquirte sich im Stillen darüber, ohne daß aber die beiden Sprecher darauf zu merken schienen. „Ja, ja, wie ich Ihnen sage, Herr Doc­ker sprach der Eine von Ihnen, „gerade so ist es, denn wo Sie stehen, liegt Belgrad, wo ich stehe, liegt Semlin, und mitten durch läuft die 6au." Der junge Mann faßte sich an |cincr Nase und schlich sich bald davon Ein gekränkter Schauspieler schrieb auf einen Zettel; Schaafskopf, und klebte diesen Zettel an die Thür eines j Recententen, auf den er erbittert war. Am folgenden Tage trat der Recensem zu dem über diesen Besuch nicht wenig ; erstaunten Schauspieler mit den Worten ins Zimmer: „Sie I haben mir gestern während meiner Abwesenheit die Eyre erwiesen, mich zu besuchen, und Ihre Visttkarte an meiner Thür zurückgelassen; ich halte es daher für meine Schul- digkert, Ihren freundlichen Besuch zu erwiedern. Maler: Hier bring' ich Ihre Frau, ich bin kein Prahler, Doch sehen Sie, ich Hab' zum Sprecheu sie gemalt. Ehemann: Da nehmen Sie als Honorar zehn Thaler. Maler: Zehn Thaler nur, das ist fürwahrjsehr schlecht gezahlt. Ehemann: Herr! malen Sie mir meine Frau zum Schweigen, Dann werde ich mich generöser zeigen. Der Besitzer einer Menagerie, dessen Frau mit eben einem solchen Kabinet im Lande umherreiste, traf zufällig mit derselben in einem Städtchen zusammen, und ganz er­freut hierüber, kündigte er dleß sogleich folgendermaßen an: „Durch das zufällige Zusammentreffen mit meiner Frau, hat sich meine Menagerie bedeutend vermehrt" Ein 3)1(1011, der mit Viehkuren Glück machte, jedoch nicht als Vieharzt approbirt war, reichte bei dem Magi­strate zu L- ein Gesuch um Errheilung der Approbation in folgenden Worten ein: „Einen Wohllvblichen Magistrat bitte ich ganz ge- horsamst um ein Attest, daß ich Vieh Arzt werden kann!" Vom Kaiser von Rußland erzählt man sich folgende sehr intercssante Anekdote: Ein Officier in russischen Diensten, der außer seinem Gehaltr keine pccuniären Mittel besaß, dennoch Mutter und Schwester zu erhalten hatte, verlegte sich auf schrifl- stcllertschc Produktionen, und schrieb meist launige Artikel in Journale, welche sich eines nicht unbedeutenden Lesekrei­ses erfreuten. Bei einer Revue ließ sich der Kaiser den schriststellcrnden Officier vorstetlen und fragte ihn, warum er kein ganzes Werk schreibe? „Wenn Ew. Majestät geruh­ten, die Dedication anzunehmen, würde ich bald einen Ver­leger finden,u antwortete der Officier. Der Kaiser gab nun die Erlaubniß, und nach einigen Monaten wurde ihm der erste Band eines Romans im Prachtclnbande von dem Officiere überreicht. Hierauf ließ der Kaiser ebenfalls einen Bucheinband anfertigen, legte statt des gedruckten Inhalts eine Einweisung von 1000 Rubel Silber an seine Kasse hinein und befahl, dieses dem Officier einzuhändigen. Bald darauf erhielt der Kaiser den zweiten Band des Romans, wieder im Prachteinbande. Nach einiger Zeit fand wieder ; eine Revue stakt, und der Kaiser fragte den Officier: „Nun, wie hat Ihnen mein Werk gefallen?" „Ganz herrlich, tuet» ; sterhafccntgegnete der Gefragte, „die ganze Geschichte der Literatur aller Zeiten hat kein Besseres aufzuweisen; j nursetzte er schüchtern hinzu, „wäre die Fortsetzung bal- ! digst zu wünschen." Der Kaiser entfernte sich lächelnd, ließ wieder einen solchen Prachteinband verfertigen, legte eine Anweisung von 1500 Silberrubel hinein, und überschickke dieß dem Officiere. Dießmal stand aber auf dem Rücken des Einbandes: Zweiter und letzter Band.

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