Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1839 (pesth)
Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1839. - Allerlei zum Zeitvertreib
ScköncS Weibchen, — sagte Herr L- zu seiner jungen Nachbarin, — geben sie mir doch ein Küßchen, ich bitte blos aus Neugier , ich möchte gern wissen, ob es von Ihrem Munde süßer schmeckt, als von dem meiner Frau. — Die Mühe können Sie sich ersparen, Herr Nachbar, er» wiederte sie schnippisch. „Fragen Sie nur meinen Mann, der hat ihrer lieben Frau manchen Kuß gegeben , der muß es wissen." Ein Kvsakenofstzier, der im sogenannten Befreiungs- kriege nach Deutschland kam, bestellte seine Mahlzeiten immer mit ten Worten: Wenig und futt, aber viel! — Herr 93 ..., ein Kaufmann aus Marseille, hatte mit seiner Gattin eine Reise nach England gemacht. Am Tage vor ihrer Abreise von London sprach Mad. 93.... zu ihrem Gatten: Ich habe hiev fünfzig Lvuisd'or, und bedaure, mir heute nichts dafür gekauft zu haben. Erst wollte ich mir Spitzen kaufen, und hatte mir sehr schöne ausgewählt; aber ich wurde nicht mit dem Kaufmann über den Preis einig, und ärgere mich jetzt, sie nicht genommen zu haben, denn in Frankreich müßte ich dieselben Spitzen viel thcurer bezahlen." — „9lber, meine Liebe i« crwicderte der Gatte, „i)u kannst im Gcgentheil froh sein, daß Du sie nicht gekauft hast. Weißt Du denn nicht, wie streng die Douancn sind?" — „Denkst du denn, ich hätte die Spitzen in meinen Koffer gepackt? ich hatte mir ein vortreffliches Mittel ausgesonncn, sie einzupaschen; ich hätte sie unter meine Gewänder verborgen." — „Ein schönes Mittel! Die Douane hätte sie auch da ausfindig gemacht." „Warum nicht gar? Meinst Du denn, eine Dame würde einer sol- chen Visitation unterworfen?" „Ja wohl, meine Theure, sie wird entkleidet, zwar nicht von den Zollbeamten, aber von, zu diesem Behufe, angestellten Frauen. Man hätte die Spitzen in Beschlag genommen, uns noch außerdem einen Prozeß an den Hals geworfen, und w r wären noch in Strafe verfallen." — „Du bist auch gleich gar zu ängstlich!" — „Ich versichere Dich, meine Liebe, so käme es." — „Meinetwegen. Aber zu was dient dieser Streit, ich habe ja keine Spitzen gekauft." Als Herr 93... fort war, trat der Kaufmann mit den Spitzen zu Mad. 93... ein, und sagte ihr, daß sie dieselben für den gebotenen Preis bekommen solle. Mad. §3.., trägt einen Augenblick Bedenken , nimmt aber doch die Spitzen, und verbirgt sie in den verborgensten Theil ihrer Kleidung. , Die Reise ging fort. Als das Paketbvot im Angesichte von Boulvgne war, konnte Mad. B. sich einer gewissen Unruhe nicht erwehren; chr Gatte bemerkte dies, und sprach: „Ich weiß wohl, warum Du eine so traurige Miene machst! Du bedauerst noch Deine Spitzen; aber in einer Stunde, wenn Du die Douane passirt hast, wirst Du nicht mehr bereuen, diesen Kauf unterlassen zu haben." An der Douane begnügte mau fid> mit einer oberflächliche» Untersuchung, und Mad. B... wollte sich schon ganz erfreut zurückziehen, als Herr 93.. der überlegte, daß er vor seiner Frau als Lügner dastehen und Unrecht haben würde, wenn nicht die Douane bei der Untersuchung mit der ganzen Strenge verführe, womit er sie beirvht hatte, Zanz leise dem ZeAiufxeLtpr kt das Ohr' flüsterte: „Die Dame führt Eontrebaude bei sich, ich wekß es gewiß, lassen Sie sie sorgfältig untersuchen." Dieser Wink blieb nicht ohne Erfolg. — Mad. 23... ward hös- lichft gebeten, in ein anstoßendes Zimmer zu treten; mau entkleidete sie, und die Spitzen wurden gefunden. Mau denke sich die Bestürzung deS Herrn 93... Er bezahlte die Strafen und die Kosten, und außerdem noch eine bedeutende Gratification, um fernere Unannehmlichkeiten zu vermeiden. Um das Maß seines Unglücks voll zu machen, beging die Douane noch die Indiskretion. ihm in Gegenwart seiner Frau laut ihren Dank abzustatten. Daß ihm dies bei Vieler übel bekam, läßt sich denken. Seit einiger Zeit sind in London eine Art Münch- hausenschen Späßen im Schwünge, die man sich auf Kosten dcp Amerikaner und ihrer Zerstreutheit macht. Hier einige Proben davon. — Eine Zeitung berichtet, daß ein Amerikaner beim Schlafengehen seinen Rock ins Bett legte und sich selbst hinter der Thüre aufhing. — Dagegen schreibt eine andere Zeitung, das sei noch gar nichts: ein anderer Amerikaner habe beim Schlafengehen das brennende Licht ins Bett gelegt, und sich selbst ausgeblasen. 3n einer Gesellschaft war die Rede von sonderbaren Naturspiclen, und einer erzählte, daß ein Hund eine Katze zur Welt^gcbracht habe, wovon man doch eigentlich die naturhistorischen Gesellschaften in Kennlniß setzen müsse. Ei. warum nlt gar, sagte ein anderer, was Ist denn da zu ver- wundern? Ich kenne eine Frau, die Müllerin ist, und zwei Kinder hat, die Rauchfangkehrer sind. Jemand, der mit einem Trunkenbolde zusammen war, wurde Dt-n diesem unaufhörlich zum Trinken aufgcsvrdert- „Ich habe keinen Durst!" sagte er. — „Ei erwiederre der Trunkenbold, welchen Unterschied gebe es denn sonst zwischen Menschen und Thier, wenn der Mensch inzmer nut trinken wollte, wenn er Durst hat?" Ein kleiner Knabe las in einem frommen Buche: «-Q Herr, wo Du nichr bist, ist unser Tischler." Der ganze Fehler aber lag nur in der Betonung, es hieß: „O Herr, wo Du nicht bist, da ist unser Tisch leer. Unlängst wurden in einem Londoner Tageblatte «Frauenzimmer zwischen 20 bis 30Jahren zum Verkauf gesucht." — Es sollte damit gesagt werden. Frauenzimmer zu einer Anstellung in einem Verkaufsgeschäft. Bei einer Parlamcntswahl zu Shrewsbury ließ einst einer der Kandidaten, Klingston, einen pensionirteu Offizier aus London auf seine Kosten dahin reisen, um ihn für sich stimmen zu lassen. Der Offizier prästdirte bei allen Gastmählen, die Klingston gab; als es aber zum Stimmen kam, gab er dem Gegner seine Stimme. Man machte ihm Vorwürfe über sein Verfahren; er erwiedertc: «Meine Herren, ich habe viel Campagnen mitgcmacht, und kann nicht vergessen, daß unser General uns immer empfahl, iy: Feindesland zu fouragiren. In einem Blatte stand neulich folgende Corncfpm,d?r^ eines Arztes: »»Die Operation gelang uns auf's Vollkommenste, und wir hatten unfein Zweck erreicht." Acht harsas starb der Patient. 4