Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1839 (pesth)
Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1839. - Allerlei zum Zeitvertreib
Allerlei zum Zeitvertreib. Ein arger Lügner prahlte einst ln einer Gesellschaft, er sei schon in 5 Minuten eine halbe Meile geritten. — Man bat einen anwesenden Stallmeister, einen tüchtigen Reiter, um seine Meinung darüber, und dieser sagte trocken: „reiten kann ich's nicht, aber lügen kann ich's auch.« Eine sparsame junge Frau eines Mannes, der von ihrem eingebrachten eine Handlung etabliren wollte, hatte so eben die Aushängeschilder bestellt; da rief sie den weggehenden Maler noch einmal zurück, und sagte: Lassen Sie doch unter dem Namen etwas Platz. Wozu?— fragte dieser verwundert. Nun — meinte die Oekonomische, so braucht man nicht erst neue machen zu lassen, wenn einmal „fei. Witwe"- darauf kommen soll. In einem Hause, welches den Schild „$u den zwölf Aposteln" trägt, starb eine Kammerjungfer, und ward in dem Tvdtenregifter mit den Worten aufgeführt: „Johanna F, 28. J-ahr alt, Kammerjungfer bei den zwölf Apostel n." An einem großen Theater wurde ein dritter Tenorist cngagirt, der vorher das Schuhmacherhandwerk trieb. Die beiden Theaterdiener und Rollenansager gehörten gleichfalls zu dieser Zunft, und es sagte deshalb Jemand: Wir haben der unserer Oper drei Schuster; zwei laufen, daß man singt, und der dritte singt, daß man läuft. Das bestrafte Verbrechen. General Van» dämme leitete im Winter 1806 — 7 die Belagerung von Breslau. Er bewies durchaus keine Schonung, ließ die umliegenden Orte auf eine empörende Weise behandeln und ausplündern und erklärte: den Breslauern sollten nur Thränen übrig bleiben, um ihr Elend zu beweinen. Im Sommer 1813 ward Vandamme als Kriegsgefangener von Prag nach Breslau gebracht. Der Empfang von Seiten der dortigen Bewohner war so, wie es zu erwarten stand. Eine Menge Volks rottete sich zusammen, verlangte, daß man ihm den General übergeben möchte, um ihn an dem Orte seiner Verbrechen zu züchtigen und würde vielleicht in der Wuth sich seiner gegen den Willen der Behörden bemächtigt haben, wenn man ihm nicht eine starke Bede, ckung zugctheilt und durch gütliche Vorstellungen den Hau. fen beruhigt hätte. Vandamme war bei dieser beschämen, den Scene sehr niedergeschlagen. Seine Kleider waren ab» genutzt, und er hatte kein Geld. Der Kaufmann F * * *, bei dem er 1807 gewohnt hatte, mußte ihm 200 Thaler vorschießen, wovon er sich neu bekleidete und mit Wäsche versorgte. Nachdem er drei Tage in Breslau zugebiacht hatte, wurde er am 4. des Morgens um 3 Uhr ganz in der Stille wieder fortgefahren. So bestrafen Verbrechen gegen die Menschheit sich selbst. Der Pulver kar re n. Auf dem Rückzüge aus Salzburg 1809 machte der Korporal Ladislaus Jonas, vom 9. Husaren-Regimente Frkmont, mit 5 Mann den Nachtrab. Um den Weg ungangbar zu machen, war ln einem engen Passe bei St. Michael ein untransportabler Pulverkarren umgestürtzt worden, wobei ein Theil der Straße zufälliger Weise mit Pulver bestreut wurde. Korporal Jonas lag in der Nahe des Pulverkarrens im Hin- terhalte und sah eine große Anzahl feindlicher Kavalleristen anlangen, welche von den Pferden abstiegen und sich alle mögliche Mühe gaben, das Hinderniß bei Seite zu schaffen. Gelang es, so ging der größte Theil der Bagage, die einen zu kleinen Vorsprung hatte, verloren. Die Feinde anzu- greifcn und sie zurückzutreiben, war unmöglich, denn der umgestürtzte Wagen sperrte den Weg. Sein Entschluß war gefaßt. Mit einer beispiellosen Resignation befahl er der ihn begleitenden Mannschaft, zurückzureiten, er selbst aber sprang mit aufgezogenem Pistole mitten unter die Feinde und schoß in das auf dem Boden zerstreute Pulver. Mit einem betäubenden Knalle ging der Pulverkarren in die Höhe, und über 30 Mann und Pferde fanden dabei ihr gräßliches Ende. Nach einiger 3t. erhielt Jonas seine Besinnung wieder, halb verbrannt steht er sich unter der angerichteten Verwüstung liegen, doch hatte er noch so viel Kraft, sich nach Bobén in das Spital zu schleppen, von wo er, nach einer fünfwöchentlichen Kur geheilt, beim Regiments wieder einrückte. Die Kaiserin Katharina und Graf R o- manzow. Nachdem mehrere Generale Katharkna's von Rußland durch dke Türken geschlagen worden waren, entschloß sich die, über kleinliche Rache erhabene Kaiserin, den Oberbefehl dem Grafen Romanzow anzuvertauen, der seit einiger Zeit in Ungnade gefallen war. Sie schrieb zu diesem Zwecke einen Brief an den Veteran, der also lautete: „Graf Romanzow! Ich weiß, daß Sie mich nicht leiden können; Sie sind aber ein Russe und müssen deshalb wünschen, den Feind unseres Vaterlandes zu besiegen. Bewahren Sie Ihren Haß gegen mich, wenn es ihr Herz verlangt, aberschlagen Sie die Türken. Ich gebe Ihnen den Oberbefehl über mein ganzes Heer." Den Brief begleiteten 20,000 Rubel zur Ausrüstung des Generals. Roman- zvw besiegte die Türken, und als er zurückkam, ging ihm Katharina in militärischer Uniform entgegen. Der General langte mit seinem Stabe an, die Kaiserin stieg ab, ging auf Romanzow zu und ersuchte ihn, auf seinem Pferde zu bleiben. „General!" sagte sie, mir geziemt es, dem heldenmüthigen Vertheidkger meines Reiches entgegen zn gehen-^ Romanzow konnte sich der Thränen nicht enthalten, stieg ab, warf sich seiner Gebieterin zu Füßen, und blieb von diesem Augenblicke an einer der eifrigsten Anhänger Katharkna's. Helena. Durch mich entstand ein ungeheurer Brand Vor langer Zeit an eines Meeres Strand; Jetzt liege ich im Meer als ödes Land, Umgürtet rings von einer Felsenwand. Für jenes Mannes Staub ein ehern' Band, Der Schwert und Zepter in der Riesenhand Ein Heros gegen ganz Europa stand. Und als der Stern des Glückes ihm verschwand. Den Tod hier und ein einsam' Grabmal fand. Als Zeugniß, daß hienieden Alles Tand! K.