Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1837 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1837. - Allerlei zum Zeitvertreib

worden. Das Stück endete ohne sonderlichen Eindruck. Blos ein kleiner Junge auf der Gallerie hatte slcy in den Kops gesetzt, Brockmann hcvorzurufen, und ließ feine gellende Stimme als Solo weit durch den Raum erklingen, während ein Theil der Zuschauer ruhig die Plätze verließ, die Uebrigen aber neugierig stehen blieben, um die Wir« kung der Knabenstimme abzuwarten. „Brockmann! Brock- mann!« schrie der Kleine wie ein Besessener und ließ sich dadurch gar nicht irre machen, daß ihn ein Gelächter von unten herauf accompagnirte. Brockmann hatte sich indes­sen ausgeklcidet, einen üeberrock angelegt und trat aus seinem Zimmer, da gerade der eonsequente minorenne Her­ausrufer sich am lautesten vernehmen ließ. Er horcht ein Weilchen, dann öffnet er mit seinem Schlüssel die Thür der Gaüerie und steht hinter dem Knaben, der fortwäh­rend mit Händen und Füssen arbeitet und „Brockmann!" schreit. Plötzlich faßt ihn Brockmann sehr unsanft beim Kragen, dreht ihn mit einen Ruck gegen sich um und spricht: Ich danke Ihnen für Ihren gütigen Bei­fall—nun scheer' Dich nach Hause, Range!« — Die beiden Advokaten. Ein alter Advokat gab einem jungen seine Tochter zur Ehe, und statt der Mitgabe trat er ihm drei einträgliche Prozesse ab. Der junge Doktor brachte zwei Prozesse nach Wunsch zu Ende, und sah den dritten gleichfalls auf gutem Wege. Er glaubte Wunder, wie vortrefflich er seine Sachen ge­macht hätte, uui) wie sehr sein Schwiegervater ihn ívben würde. Aber dieser ward bei der Nachricht äußerst unge- halten, und rief: ich Narr! daß ich nicht meine Prozesse für mich behalten. Noch zehn ganzer Jahre hätte ich meine ganze Haushaltung davon bestellt! Sie pfiffige 25 í t t c. In einem Gasthause zu Daaden , nächst Wien, speiste ein junger Mann gcsellschaft- sich mit mehreren Personen aus der Kaiserstadt, und als er vernahm , daß sein Tischnachbar nach der Mahlzeit wie- der in die Residenz zurückfahrcn mürbe, wandte er sich an ihn mit den Worten: „Erlaubcn's, Sö fahren nach Wien? Wollten's nicht so guet seyn, und mir a klani Galligkeit erweisen?" — „ „Mit Veronügen ! -« war die Antwort, "»was svllö denn seyn?«« — „Ich wollt Ihnen halt bit­ten , daß Sv mir mein Überrock mitnehmen möchten.« — "»Recht gern! und wo soll ich ihn denn abgebe:, ? «« — »O da brauchens Ihnen nit zu bemühen, i wcrd'ihn schon selber anziehen.« Gleichn iß. Ein Dauer kam zu seiner Herrschaft nach in der Absicht, sich eine Gnade zu erbitten. „Wie geht's Euch, mein Lieber! und wie lebt mein guter Amtmann?« erkundigte sich theilnchmend der gute Herr. — ,,S' geht 6ef uns halt wie in der Küchel, der gstrenge Herr Amt­mann rupft uns, und wir müssen ihn dafür spicken.« Richtige Bemerkung. Der Handeljude Schmuel ging oft in Geschäften zu einem angesehenen Herrn, der ein leidenschaftlicher Lottospieler war, und dadurch viel Geld verlor, und dessen unartige Knaben den Hebräer schon zu verschiedenen Malen auf unanständige Art geneckt hatten. Eines Tages traf er ihn, ob eines bedeutenden Verlustes in der letzten Lotto-Ziehung, fast verzweifelnd sein Zimmer auf* und abschrelten. Nachdem der Lotto­spieler dem in Geldverlegenheiten stets Hülfe bietenden Hausfreunde seine Noth geklagt, bedauerte ihn dieser mit den Worten: „Grauß Unglück, gnädiger Herrleben, wous Sie haben! Nicht allan immer ungezogene Nummer, aach ungezogene Kinder dazu.« Der dreifache Schuß. Ein Jäger schoß auf einem kleinen Gewässer eine Ente. Die Kugel prellte auf dem Wasser ab, und verletzte zwei auf der andern Ufer­seite gehende Männer, von denen der eine ein Freund des Schützen, welcher rothes Haar hatte, und der andere ein Jude Namens Hirsch war. Lächelnd tröstete der Ja­ger die Verletzten und versicherte: es sey das erstemal in seinem Leben, daß er Hirsch, Fuchs und Ente auf einem Schuß getroffen habe. Die Prämie. Ein Mann aus Bretagne kam nach Paris, und bcfuchte den Herrn von Saintfoix, seimn Landsmann Bei dieser Gelegenheit mahnte er ihn um einen sechs Livrcsthaler,. den er ihn ungefähr vor fünf­zig Jahren geliehen hatte. Auf diese Erinnerung rief der Herr von Saintfoix seinen Bedienten und sagte zu ihm: „La Brie, hole eine Leiter her, und siehe einmal oben auf dem Schranke zu, ob du da nicht ein Buch finden kannst. Der Diener ihat cs, stieg wieder herunter, und gab seinem Herrn ein altes verbrauchtes Buch, das halb von Mäusen zerfressen und ganz mit Staub bedeckt war. Der Herr von Saintfoix überreichte cs seinem Gläubiger, der bei der ganzen Handlung große Angen machte. „Neh« men Sie es an, mein Herr! « sagte er zu ihm, „nehmen Sie es, es ist eine Prämie des Gedächtnisses, die ich in meiner Jugend erhalten häbe, Sie verdienen sie besser als ich. Die anerkannte Stärke. Ein meklenburgi- scher Landmann, Jonas, war im Lande bekannt als ein Starker. Ein Thüringer, der in diese Gegend gerieth nahm sich, im Vertrauen auf seine Stärke, vor, ihn auf­zusuchen , um sich mit ihm zu messen. Der Thüringer kam vor sein Haus, sah vom Pferde über die Hofmauer hin­weg einen Mann Holz spalten, und fragte: Wohnt hier der starke Jonas? —Keine Antwort! Er stieg darauf vom Pferde, öffnete die Pforte, führte das Pferd hinein, und band cs an die Mauer. Höre, Jonas, ich will mich mit dir versuchen. Jonas, nach weggelegter Axt, ergreift den Thüringer, und wirft ihn sofort über die Mauer zu­rück. Nach einer halben Stunde, in der sich der Thürin­ger, der Anfangs das Aufstehen vergessen hatte, wieder erholt sah, rief er über die Mauer; Lieber Jonas, Jo- „a^i __ Was gibts? sprach dieser. Lieber Jonas, sagte der Thüringer: sey so gut und wirf mir auch mein Pferd herüber! Stande Vergleich. Ein Verehrer des schö- neu Geschlechts deutete also: Der Wehrstand sind die Jungfrauen; sie wehren sich. Der Nährftand sind die Frauen; sie müssen wir ernähren. Den Lehrsiand bilden die Wittwen; sie können uns gute Lehren geben.

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