Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1837 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1837. - Allerlei zum Zeitvertreib

31 »Herr « beilegte, weil, wie ersterer meinte, solcher nur ihm allein gebühre; dagegen unterließ der Altgesell nicht, bei Außerachtlassung dieser Respektsbezeigung, gelegent, lich den Lehrjungen mit dem Knieriemen nachdrücklich daran zu erinnern, und so stand unser Pvldl zwischen Hammer und Ambos, d. h. zwischen Stock und Knieriemen, den stärker oder minder empfindliche,- Zurechtweisungen Preis gegeben. Als er sich einstens in Gegenwart des Meisters wieder mit dessen Vorzugsrechte gegen den Altgesellen äußerte, donnerte den erschrockenen Respektödelinquenten der Meister mit den Worten an: „Jetzt hob ichs endlich sott, du Tausendsappermenter! wogst du denn nit den Un­terschied zwischen Moastcr und Gesellen?« — »«Joa,«« winselte der Zitternde, «»der Unterschied is, dvß i von aucn mehr Prügel bekomme, als von dem andern.«« Der Schuß. Englische Blätter erzählen folgenden Vorfall: — Hr. Arnold, ehemaliger, Capitän in königl. Seediensten, bewohnt ein kleines, gänzlich isolirtes Land­haus auf der Straße von Aberdare. Unlängst fuhr er in der Nacht erschreckt vom Schlafe auf, und aufmerksam horchend, erlangte er die Ueberzeugung, es suche Jemand die Fensterläden seines Schlafzimmers durchzubrechen. Hr. Arnold war allein, und ohne Waffen; dennoch verließ ihn seine Geistesgegenwart nicht. Er griff nach einem Kruge Sclterswasser, riß im Dunkeln den Spagat davon ab, hielt mit dem Daumen den Pfropf nieder, und den Krug gewaltig schüttelnd, wartete er bis der Dieb nach durchbrochenem Laden und ausgemachtem Fenster zuerst mit dem Kopfe ins Zimmer Einbringen würde- Als dies geschah, jagte ihm Hr. Arnold ganz aus der Nähe den Pfropf ins Gesicht, Me Detonation war furchtbar, und der von dem Schlage betäubte Dieb, welcher schon die Flucht ergreifen wollte, stürzte vor Schrecken zu Boden und bat um Gnade und Barmherzigkeit, als er bemerkte, wie das Blnt (dafür hielt er das Selterwasser) von seinem Gesichte hcrabrieselte. Als Hr. Arnold sich die Ueber­zeugung verschaffte, daß jener allein war, sprang er beim Fenster hinaus, band ihm die Hände ohne Widerstand zu finden, und führte ihn zum nächsten Dorfe, wo er ihn einem Constable übergab. Das An rühmen. Auf dem Prager Judentandel- markte werden oft auf komische Weise die allda befindli­chen Waaren durch eigends hiezu bestimmte schmutzige Quäl­geister ausgeboten. — «Kümmen Se her, kümmen Se her,« rief einst Ei«er derselben einigen, den Platz durch­streifenden Herren zu, «Beinklaider houb jach, schaine Bajnklaider für Herrn von Bvckledcr !« Buchstäbliche Vollziehung. In einem böh­mischen Abderitenstädkcheu dellberirte so eben der versam­melte hochweise Rath während einer ausgebrvchcnen Epi­demie mit größter Wichtigkeit über die Sanitäts-Frage: ob die Erdäpfel mit oder ohne Montur (Schale) der Ge­sundheit nachtheilig seyen, als des Magistrats exekutives allwaltendes Prinzip, der Gcrichtsdiener, in den Raths­saal tretend, die vor demselben Statt gehabte Zänkerei- zwischen zwei weiblichen Supplikantinnen meldete. Ent­rüstet über die Störung und von der Bedeutsamkeit des berathencn Gegenstandes ganz eingenommen, fuhr der Cvnsul auf und herrschte dem Trabanten der Gerechtig­keit zu: «Wir haben jetzt wichtigere Angelegenheiten zum Wvhle des Gemeinwesens abzumachen, diese Sache ist zu geringfügig; darum schlag' Er sie einstweilen nur nieder.« Und der gehorsame Gcrichtsdiener that, wie ihm geheißen, ging hinaus, und schlug mit seiner gewaltigen Faust Die streitenden Weiber nieder. Der Eassen-Defect. Ein Kaffenbeamter, der obgleich gut besoldet, dennoch das Auslangen mit seinem Gehalte nicht erzielte, weil er allzuverschwenderisch lebte, griff endlich in der Noth die ihm anvertrauten ärarischen Gelder au und wurde bald darauf, als unvermuthet eine Untersuchung Statt fand und ein bedeutender Kassa- Defekt sich zeigte, seiner Stelle entsetzt und gefänglich eingezvgcn. Der Vorfall machte indem böhmischen Städt­chen, wo dieses sich zutrug, gewaltiges Aufsehen, und war eine ganze Woche hindurch das Gespräch des Tages. Der Wirth zum rvthen Ochsen insbesondere bedauerte das Loos des ihm sehr werth gewesenen splendiden Gastes, und äußerte in Gegenwart eines Fremden, den er anre- dcte: Herr von — bitt' ich Ihne, spendirens me werthe- stes Namen Jhniges. — Fremder. Ich heiße Kraut; aus Berlin. Wirth. Aha! das is af böhmisch Kapusta. Is e dcle- gates Speis mit Schunke abv Schweinene, F r e m d e r (lächelnd). Ich habe viel von den böhmischen Dalken gehört. Wirth. O Herr von Kapusta! über böhmisches Dalken is e nix. — Ale Hörens nur, wos hob ich wullen ver­zählen: Sie kennen se doch Herrn Wossidil, wos is e gwesen hier Kassier? Abo kennen se nit? Olles ans! Wvr se brave Herr, hot verzehren bei mir oft in anc Tag mehr, als anderes aufbloseue Lnmbekedl in ane Jahr; ale verstehns mi, is e auch gwesen bisset lieder­lich und hat ghobt fluchtes Maler (Malheur) durchseine nixnützige Sekretär, wos Hot ihn verflogen in Stille bei löbliche Magistrat, und is e worden stampete (stante pede) Herr von Wossidil von Stelle seiniges absetzt und in Kriminal hineinsetzt. Skoda tohv Pana! Is e Selwd für ihn. Fremder. Hat er denn ein sv großes Verbrechen be­gangen , daß er — Wirth (einfallend). Bitt' ich Ihne, Herr von Kapusta! Nix hat er brvchen, nit su viel!-----------Ganzes Ma­ler is e kümmen, weil hat funden Magistrat bei Unter­suchung in Kassa — Konfekt. Kaufmännische Industrie. Ein Kaufmann von Manchester reiste kürzlich auf der Eisenbahn nach Liverpool, und kaufte 150 Tonnen Baumwolle ein. Da sie sogleich Absatz fand, so reiste er sogleich wieder ab, und kam abermals mit 150 Tonnen zurück. Der Mann hat demnach in 12 Stunden 120 englische (24 deutsche) Meilen zurückgelegt, und dabei 300 Tonnen Baumwolle gekauft und verkauft.

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