Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1837 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1837. - Allerlei zum Zeitvertreib

Der Beweis. Ein englischer Graf hatte sich auf den glücklichen Fuß gesetzt, stets an der Wahrheit eines unangenehmen Vorfalls zu zweifeln. Wenn man ihm den Tod eines Freundes oder sonst was Widriges hinterbrachte, so läugnete er es hartnäckig. Nach dem Tode seiner Ge­mahlin ließ er nach wie vor bei Tische ein Couvert für sie legen. Diesem Grundsatz blieb er auch im Umgänge mit seinen Freunden, und bei allen möglichen Ereignissen ge­treu. Ein Lord besuchte ihn eines Tages, und wurde von dem Hunde des Grafen ins Bein gebissen. »Seyn Sie unbesorgt, sagte der Graf zu ihm, mein Hund beißt nie­mals." — Der Lord, der das Thier mit einem Schlage zu Boden gestreckt hatte, antwortete in eben dem Tone: „Fürchten Sie nichts, Graf, ich schlage niemals.« Die eigene Schuld. Ein Pommer, der in der Schlacht bei Leipzig beide Beine verlor, sagte kaltblütig: „Das ist wohl meine Schuld! ich habe oft dem lieben Gott Leib und Seele empfohlen, aber an die verdammten Beine habe ich nie gedacht.» Die Erbschaft. In Frankfurt am Main hat ein armer Mann, der aus Hunger beinahe dem Tode nah war, plötzlich eine Erbschaft von vier Millionen gemacht. Die Frankfurter Zeitung vom 19. Mai meldet dies mit folgen­dest Worten: Hier ist ein armer Schuhmacher, mit Namen Christmann, dem es höchst kümmerlich erging, plötzlich ein Millionär geworde.n. Er hat nämlich die obrigkeitliche Anzeige erhalten, daß er einer der fünf Erben eines schon längst in Holland verstorbenen Verwandten sey, der mehr als zwanzig Millionen in wohlklingender Münze hinterlas- scn hat. Dagegen ist am 19. Mai der die Post von Schild­berg nach Kempen fahrende Postillon auf freiem Felde we­gen einer Hand voll Thaler ermordet worden. Was das Schicksal für Launen hat! Versöhnung durch Feinde. Am Tage vor der Schlacht von Trafalgar hatte sich der Admiral Col- lingword mit einigen Hauptlcuten au Bord desAdmiral- schiffes, the Victory begeben, um von Nelson die letzten Verhaliungsbefehle zu empfangen. Rvthcrham, der Ca- pilän von Collingword's Schiffe, fehlte. Nelson erkundigte sich tzach ihm, und als man ihm sagte, daß der Capitän und der Admiral nicht im besten Vernehmen stän­den, rief er: »Was? nicht im besten Vernehmen?" und sandte sogleich ein Boot ab, den Capitän zu holen. So wie er des Schiff betreten hatte, faßte ihn Nelson bei der Hand, führte ihn zu C o l l i n g w v r d , und, indem er nach der französischen Flotte zeigte, rief ix: »Sehet, dort sind die Feinde!» Die beiden Herren schüttelten sich die Hände, und waren versöhnt. • * Der Philosoph Zeno und sein Diener. Der Philosoph Zeno glaubte an eine unvermeidliche Vor­herbestimmung , und erkannte nur einen Gott. Sein Die­ner, der ihn bestohlen hatte, und dafür Schläge bekam, wollte sich diese Lehre zu Nutzen machen, indem er aus­rief: »War ich nicht bestimmt zu stehlen?« »Ja!« ant­wortete Zeno, »aber auch gezüchtigt zu werden«. Jedes hat seine Zeit. Der Redner Aeschines war vom Demosthenes angcklagt, daß er bei einer Ge­sandtschaft an den König von Maccdonien von diesem Für­sten bestochen.worden. Als nun jener seine Vertheidigungs- rede hielt, und dabei von seinen Händen keinen Gebrauch machte, rief ihn Demosthenes zu: »Nein, nein! nicht auf der Rednerbühne, sondern auf Gesandtschaften muß man die Hände unter seinem Mantel verbergen«. Die Probe. Ein Herr beauftragte seinen böhmi­schen Bedienten, ihm ein Päckchen Zündhölzer zu holen, und schärfte ihm ein, ja nur gute, leicht feuerfangende zu bringen. Nach einer Weile kehrte der Bediente mit einem Päckchen angebrannter Hölzchen zurück. »Was Teufel bringst du denn da?« fragte sein Herr, »die Hölzchen sind ja alle angcbrannt« — »Nu freilich l« erklärte der Lakai, »Hab tri) prvbirt jedes, ob wird brennen, sonst ieh nicht wissen , dvß Holzel seynse gute«. Die zu hell klingende Glocke. Kurz nach der Einweihung und dem ersten Geläute einer neuen Glo­cke , äußerte eine alte, plauderhafte, vornehme Frau einem Herezi ihr Mißfallen über den Klang der Glocke, und meinte, er sei zu hell und brumme nicht tief genug. »O,« antwortete dieser, »die Glocke Ist noch zu jung und kaum erst getauft; ist sie einmal so alt wie sie, meine Gnädige, dann wird sie schon brummen.« Ähnlichkeit. Als dem Kaiser Augustus ein jim> ger Grieche gezeigt wurde, welcher ihm ungemein ähnlich sah, fragte er den jungen Manschen: ob seine Mutter in Rom gewesen? Nein, Herr, antwortete dieser Jüngling, aber mein Vater oft. Verspreri-en und verspreri-en. Ein jun­ges Mädchen bereute ihre Verlobung, und erklärte, den Bräutigam nicht nehmen zu wollen. »Aber haben sie sich denn nicht versprochen?" — »Ei freilich,« antwortete sie, »statt Nein sagte ich Ja!« Gute Antwort. Einerfragteeinen andern, was er für ein Landsmann wäre. Dieser antwortete ein Schle­sier; ha, ha, also ein Eselsfresser, versetzte der Ersiere. Hierauf fragte der Andere: sind sie wohl jemals in Schle­sien gewesen? O, ja. Ei! so wundcrts mich, daß sie nicht gefressen worden sind. Die feine List. Ein Böhme, der einen schlim­men Fuß hatte, sollte dafür die russisri-en Dampfbäder brauchen. Er befolgte den Rath des Arztes, und als er das erste Mal frottírt wurde, jammerte er entsetzlich vor Schmerz, so zwar, daß er bei den Anwesenden Mitleiden erregte. Von diesen befand siel) zufällig wieder einer im Bade, als der Kranke dasselbe zum zweiten Male brauch­te, wobei er zur Verwunderung seines Gesellschafters beim Frottírén äußerst ruhig sich verhielt. »Das Bad muß eine sehr heilsame Wirkung thun, da sie nach einmaligem Gebrauche sri)on niri)t mehr fo klagen.« sagte Jener, als ftri) der Kranke zum Fortgehen anschickte, und dieser er­klärte nun mit gehrimnißvollcr Miene: »Liebe Freund, hob' iri) an firmieren das Kcdl, wvs Hot mir vorige Mol so stark weh thun meine krankes Fuß; hob ich ihm diese Mol Hinhalten anderes Fuß, was thut mir nit weh. Muß me seyn gescheid auf das Welt. 32

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