Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1837 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1837. - Allerlei zum Zeitvertreib

29 Drollige Entschuldigung. Ein Offizier war in erster Ehe mit einem adelichen Fräulein vermählt. Als diese starb, vermählte er sich, schon bei vorgerückten Jahren, mit einer Kammerjungfer, und entschuldigte sich, da ihm Jemand Vorwürfe wegen dieser Mißheirath machte: »Als ich noch jung war, nahm ich ein Weib, tcnu ich dienen mußte; nun, da ich alt und schwach bin, muß ich eines haben, das mir dient«. Das Portrait. Ein junges Frauenzimmer ließ sich in völliger Lebensgröße als eine Vestalin malen. Sie war noch unverheirathet, und Vestalinnen, wie bekannt mußten Jungfrauen ferm. Als das Bildnis; fertig war, fand sie allerlei zu tadeln, besonders, daß ihre Figur viel zu klein gerathen. Der Maler, der über dem vielen Kri- tisicen schon verdrießlich war, fuhr heraus: Ei was? Die Figur mußte so klein seyn, denn man weiß ja doch, daß es keine großen Vestalinnen gießt. Das schönste Gartenhaus. Das schönste Gar­tenhaus, oder das schönste Haus in Form eines Gartens, besitzt Lord Grey auf einem Landgute zwei Stunden von London entfernt. Das Dach ist ganz mit Blu­mentöpfen besetzt, und bildet einen der herrlichsten Blu­menhügel, in deren Mitte sich der Rauchfang des Hauses als Statue der Göttin Flora erhebt, die Wände des Hauses sind ebenfalls mit einem natürlichen Pflanzen- und Blumen - Teppich überzogen, und das Ganze erscheint dem­nach dem Auge nicht als Gebäude, sondern als architckti- scher Blumengarten. Die verfängliche Frage. Ein junger Mensch, welcher eine besondere Geschicklichkeit besaß, die Ansspra­che, Stimme und Geberden anderer Leute auf das natür­lichste nachzuahmen , belustigte einmal mit dieser seiner Fä­higkeit eine Gesellschaft. Eine Dame, welche sich sehr hierüber verwunderte, fragte ihn: Ei, mein Herr! kön­nen sie auch wohl meinen Mann nachahmen? W a h l u m t r i e b e. Bei der Wahl eines Landtags- Mitgliedes zu Wayne in Pensylvanien wußte das Volk nicht, für wen es stimmen sollte, als ein alter Offizier aus dem Revolutionskriege auf einen Baumstock trat, und folgende Anrede an die Versammlung hielt: ,,Jhr scyd verflucht dumme Menschen, daher zu kommen, ohne zu wissen, wen ihr zu der Staatsversammlung wählen sollt. Wählet mich: ich habe Geschäftein der Stadt, und kein Geld, um die Reise dahin zu bestreiten. Erwählet ihr mich, so kann ich meine und euere Geschäfte zu gleicher Zeit besorgen; wählt ihr mich aber nicht, so fahret zum Teufel!« — In Folge dieser schrecklichen Worte wurde er einstimmig gewählt. Der Gesandte ohne Bart. Der dänische Hof sandte Erich Rosenkranz, der schon unter der Re­gierung Karls I. nach England gereist war, um dieses Land durch eigene Anschauung kennen zu lernen, im Jahre 1652 als außerordentlichen Gesandten wieder dahin, nach­dem Cromwell, unter dem Titel eines Protektors, dort regierte. Rosenkranz war ein sehr junger Mann, und Cromwell, der ihm keine Erfahrung und gehörige Gewandt­heit für den schwierigen Posten eines Gesandten zutraute, fr agte ihn einmal spöttisch: »Ob es denn in Dänemark viele, solcher frühreifen Geister gäbe, die es sich Heraus­nahmen , wichtige Staatsgeschäfte zu betreiben, ehe ihnen der Bart gewachsen wäre«. Rosenkranz verlor nicht die Geistesgegenwart, und die sehr natürliche Aufwallung des Zornes über eine solche beleidigende Frage unterdrückend, erwicderte er mit einer bewunderungswürdigen Mäßigung: »Gnädiger Herr! mein Bart ist freilich noch nicht sehr gewachsen, aber er ist doch viel älter, als ihr Freistaat«. — Der Erfolg dieser Antwort war, daß ihn Cromwell in der Folge mit ausgezeichneter Achtung behandelte. Hieronymus W h i t e's Geistesgegenwart. Hieronymus White, Cromwels Capelan, ließ sich beifal­len, sich in die jüngste Tochter seines Herrn zu verlieben, doch fürchtete er des Protektors gewaltigen Geist um so mehr. Auch war sein Stand gering, gegen den seines Herrn gerechnet. White hoffte also um so weniger, an ihn einen Karl den Großen zu finden. Bei seiner Gelieb­ten ersetzte indeß die jugendlich männliche Schönheit, die jedermann anerkennen mußte, jenen Äkangel, und in die­sem Selbsibewußtsein suchte und fand er bald Gelegenheit, Fräulein Franziska Cromwell seine heißen Wünsche zu Füßen zu legen. Gingen nun die beiden Verliebten in ihrer Vertraulichkeit zu unbesorgt zu Werke, oder-war Cromwell's Scharfblick die Ursache — genug, er faßte Argwohn, befahl einem seiner vertrautesten Diener aufzu­passen, um ihm sogleich Nachricht zu geben, wenn er be­ne, kte, daß White seiner Tochter den Hof mache. Es ltschah. Cromwell eilte voll Zorn zu seiner Tochter, und teher war dem feurigen Liebhaber kein allzugünstiges Schicksal zugedacht. Eben lag White vor seiner Geliebten mf den Knien, und küßte zärtlich ihre Hand, als die thüre des Zimmers aufgerissen wurde, und der Protektor, jvrnerglühten Gesichts, hcreintrat. White stand auf, und 'he noch der Protektor zu Worte kommen konnte, redete >r ihn an und sagte: , Schntzgcist Britaniens! ich liebe die kammerjungfer ihrer Tochter bis zum Sterben, und uns 'rbittlich verweigert mir das Fräulein unsere Verbindung; ch bitte um eure Fürsprache«. Cromwell stutzte , er war )om Gegentheile überzeugt, und doch behinderte ihn die Geistesgegenwart seines Capelans, sich darüber auszu- prechen. Er befahl seiner Tochter, Whitcs Bitten nach- juqeben, ließ einen Prediger holen, die Kammerfrau ru- 'cn,uod — beehrte die Trauung mit seiner Gegenwart. D i e neuen Hosen. Unter den Kindern, welche 7ch um den Wagen eines Königs und einer Königin von England, bei ihrer Wiederkunft nach London, versam­melt hatten, war auch cm kleiner schöner Knabe, mit vor- reiflich blonden Haaren, der eben die ersten Beinkleider in dem Tage bekommen hatte. Der König bemerkte das 'chöne Kind, fragte wer sein Vater scy, und sagte ihm, cs 'olle niederknieen, und der Königin die Hand küssen. — »Das lasse ich wohl bleiben, « antwortete der Knabe, »ich nag meine neue Hosen nicht schmutzig machen.« — Der König und die Königin konnten sich über diese Antwort des Lachens nicht enthalten, und beschenkten den Kleinen eichlich.

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