Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1837 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1837. - Allerlei zum Zeitvertreib

28 ©ín Zug von Katharina U. Sie klingelte eines Tages, um zu einem Minister zu senden. Niemand kommt. Ohne ungeduldig zu werden, geht sic selbst zu ihren Frauen, und findet diese, wie sie eifrig mit dem Kammer­diener Karten spielen: «Gieb mir die Karten, Zacher," sagte sie zu ihm, »ich will dein Spiel übernehmen, bis du meinen Auftrag besorgt hast; sobald du zurürkkvmmst, gebe ich sie dir wieder, denn cs vergnügt dich, und ich habe zu thun«. Die Braut. Bei Gelegenheit der Vermählung des Grafen von Artois stattete die Stadt Paris, um ihre Freude zu bezeugen , zwanzig junge Mädchen aus. — Eine junge Wäscherinn von achtzehn Jahren meldete sich, und als sie gefragt ward, wie ihr Bräutigam hieße, antwortete sie: Mein Bräutigam? Ich habe geglaubt, die Stadt gäbe al­les Nothige her. Triftiger Grund. Eine Dame überraschte ein­stens ihren Mann, indem er ihrer Kammerjungfer einige Caressen machte. Um nun diese Schäkereien ins Künftige zu verhindern, so gab sie ihr den Abschied, und sagte zu ihr: Geht nur hin, meine Tochter, ich brauche Euch nicht mehr; denn ich will das schon selber verrichten, was Ihr hier thun wollt. Der Kohlenbrenner und der Wolf. Ein Kohlenbrenner in einer waldigen Gegend von Pohlen durch­streifte im verflossenen Winter eine bergige Strecke, um sich das Holz zur Verkohlung zu bezeichnen, und dasselbe sodann ans einen Schlitten nach dem Meister zu transpvr- tiren. Bei dieser Wanderung gelangte er zu einer Schlucht, »velche wie ein Brunnen geformet, fen fr erbt in den Boden hinabstieg. Ein Stein unter seinen Füssen loste sich los, und er stürzte damit in die Tiefe hinunter. Nachdem er sich von dem betäubenden Faste etwas erholt hatte, versuchte er, sich mit aller Anstrengung aus der Felsengrube heraus zu arbeiten. Schon war er bis gegen die Mitte des Loches aufwärts geklettert, als ein Wolf in die Grube hinabstürzte. Wahrscheinlich hatte das Thier den Menschen gewittert, und da es in die Höhlung hinabschnüfclte, löste sich ebenfalls eine Erdscholle, worauf cs in die Tiefe hinunter schosterte. Der Kohlenbrenner strebte nun mit erhöhter Anstrengung der vergrößerten Gefahr zu entrinnen: als er aber empor blickte und die Höhe maß, die er noch zu ersteigen hatte, ersah er zu seiner Bestürzung einen zweiten grimmigen Wolf am Rande lauernd, hernieder schauen. Der arme Bedrohte schwebte also in der gräßlichsten Situation; er durfte seinen ermüdenden Posten nicht mehr verlassen, und konnte doch nicht für die Länge in dieser Stelle bleiben, denn seine Kräfte erlahmten mit jedem Augenblicke. Nach einer Stunde endlich kamen seine Knechte, welche den Ver­mißten suchten, den lauernden Wolf erlegten, und den Kohlenbrenner befreiten. Indianische Gerechtigkeit» Eine junge Frau, aus der Zunft der Schlosser, hatte sich, verführt durch den Preis von zw/i Rupien (ostindische Münze, in Gold s 9 Tbaler, in Silber 16 Groschen), bewegen lassen, in das englische Fort zu kommen, um eine strafbare Zusam­menkunft mit einem englischen Soldaten zu halten. Die ganze Caste hatte sich versammelt, und den Beschluß ge* saßt, daß ein solches Aergerniß mit dem hundertfachen Preis des Vergehens bestraft werden müsse. Merkwürdig aber ist es, daß der Mann der Derbrecherin verurtheilt wurde, die zweihundert Rupien zu bezahlen, weil er keine strenge Aufsicht über seine Fra« geführt hatte. Eine solche Gerichtsbarkeit dürfte in Europa etwas schwer einzuführen sein. Was ist wahrscheinlich? Ein Bursche welcher einige Jahre zur See gewesen war, kehrte nach Hause zu seiner betagten Großmutter zurück. Sie war sehr neugierig, seine Abenteuer zu hören, und sagte ihm eines Tages: Nun, Jack, erzähle mir, was Du Alles gesehen hast, aber die wunderbarsten Dinge zuerst. Ja Großmütterchen. Also, wie wir im rothen Meere waren, warfen wir dicht am Ufer Anker, und als wir den Anker wieder heranfhol- ten, hing ein Wagenrad daran. Oh! Jack, Pharao und sein ganzes Heer ertranken ja im rothen Meere, und was Du da sagst, beweist, daß die Bibel pure Wahrheit redet. Nun, Jack, was hast du mehr gesehen? Ja, Großmut- terchen, als ich in Westindien war, da sah ich ganze Berge von Zucker, und die Flüsse dazwischen waren lauter Rum. Richtig, richtig — sagte die Alte, mit den Lippen schnal­zend — Du weißt ja, wir bekommen allen Zucker und Rum von da her. — Sag' mal, Jack, hast Du jemals eine Mecrjnngfer gesehen? Nein, Großmutter; aber einen Mcermann Hab' ich gesehen. Na so laß hören, Jack. Als wir nördlich von St. Katharina vor Anker lagen, rief uns eines Sonntags Morgens eine fremde Stimme an die Schiffsseite. Wir sahen über Bord, und da sahen wir einen Meermann, der eben auf die Oberfläche gekommen war. Er strich sich die Haare glatt und begrüßte den Capi- tän, indem er die Hand an den Kopf brachte, gerade wie wir's machen. Er sagte also dem Capiiän, er möchte so gefällig seyn, den Anker im Meeresgrund ein Bischen weg- rücken zu fassen, da er gerade vor der Thür seines Hauses da unten liege. Er könne die Thür nicht ansmachen und eö würde seiner Frau zu spät werden, in die Kirche zu gehen. Du meine Zeit! — rief Die Alte aus — sie sind ja Christen, so wahr ich írbe! Nun erzähle mir noch was, Jack. Hier­auf erzählte Jack, dessen Erfindungsvermögcn vermuthlich erschöpft war, daß er Hunderte von fliegenden Fischen gese­hen habe. Hör' mal, Jack, sagt,e die Alte, jetzt flunkerst Du mir was vor: Du mußt Deiner alten Großmutter so was nicht aufbinden wollen. Mit dem Wagenrad wird es seine Richtigkeit haben, weil es wahrscheinlich ist. Daß es mit dem Zucker und Rum seine Nichtigkeit hat, weiß ich, und auch mit dem Mcermann: denissich habe Abbildungen davon gesehen. Aber fliegende Fische — Jack, das ist eine Lüge. — Ursache des schlechten Verdienstes. Eine vornehme Dame begegnete einer Operistinn in dem Gange hinter dem Theater. Sie redete sie an , und sagte: Nun, Mademoiselle, wie geht das Handwerk? diese antwortete: schlecht, Madame! es ist jetzt wenig dabei zu verdienen. Wie so? versetzte die Erste. Die Operistin erwiederle: es pflischen zu viel Damen darein.

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