Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1837 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1837. - Allerlei zum Zeitvertreib

Allerlei zum Leitvertreib. Vierzehn tägiger Schlaf. Vandervkel berichtet, im Jahre 1684 habe ein Töpfer zu London vierzehn Tage hindurch geschlafen, ohne aus Mangel an Nahrung ge­schwächt worden zu seyn. Er glaubte, als er erwachte, nur eine Nacht geschlafen zu haben. Der letzte Wille. Eine reiche Jüdin in Lon­don, welche starb, machte in ihrem Testamente die Ver­ordnung, daß ihr Leichnam nach Jerusalem gebracht und dort beerdigt werden sollte. Zwölf gesetzte Männer rer jüdischen Nation sollten die Leiche dahin begleiten und das Begräbniß nach der Vorschrift besorgen. Für diese Mü­hewaltung sollte ein jeder 400 Pfund Sterling erhalten. Buchstäblich wurde auch dieser letzte Wille in Erfüllung gebracht. Das erste Ereigniß. Als ein sehr berühmter Hen­ker einen berüchtigten Mörder an dem Galgen in die Hohe ziehen wollte, riß der ganz neue und sehr starke Strick. Ein anderer Henker hatte aus Neid den Strick mit Schei­dewasser bestriechen: Schwere Nvth, fluchte der Henker, so Etwas ist mir doch in meinem Leben noch nicht passtrt! »Mir auch nicht!« entgeguete ganz gelassen der, an der Erde liegende Delinquent. Die Auflage vom Klopstvck. Ein Student, der sehr reich, aber dabei sehr unwissend war, prahlte wegen seines Rcichthnms gar sehr. Sv sprach er in Ge­sellschaften von nichts als den großen Classtkern, und brü­stete sich, daß er sie alle in ganz guten Ausgaben besitze. Dabei war er durch seine Schurkenstreiche unter den ande­ren Studenten so sehr verhaßt, daß er eines Abends mit einer tüchtigen Tracht Prügel für einen solchen Streich ausbezahlt wurde. Ein Jude, der dieses mit ansah, an dem der Student wohl auch schon einen Schur­kenstreich ausgeübt haben mochte, rief aus: »Do Hot er sich wieder aane herrliche Auflage vom Klopstvck angeschafft«. Veränderte Aufschrift. Das Schauspielhaus eines Provinzialstädtchens wurde in ein Heumagazin umge­staltet. Der Magistrat dieser kunstsinnigen Stadt wußte durch die Veränderung eines einzigen Buchstaben in der Aufschrift: »Musis consecratum,« dieselbe auch für den neuen Zweck passend zu machen, nämlich: «Mulis eon- secratum.« D i e Su p li ke. Ein Schmid' in einer kleinen Stadt hatte einen großen Diebstahl begangen, und cs kam das Urtheil, daß er gehenkt werden sollte. Die Gemeine war darüber sehr verlegen, und gab dcßwegen höhern Crt5 eine Suplike ein. Wir haben, sagten sie, nur die­sen einen Schmid, der uns ganz unentbehrlich ist.'aber dage­gen drei Schneider, wovon wir schon einen missen konn­ten. Wenn es ja seyn muß, henkt einen der Schneider, und schenkt nur Dem Schmid das Leben. Chinesische Firmát aket. Ein Reisender gibt folgende wörtliche Ucberseyung von einem Aushängeschild vor der Bude eines Tintcnfabrikanten in China: «Sehr 26 -------­gute Tinte, sehr schöne, sehr alte Bude. Mein Großvater, mein Vater und ich, wir machen diese Tinte. Sie ist schön und hart, sehr hart (die Chinesen schreiben nämlich mit Tusche), ausgesucht schön, und schwarz vorher und nachher. Ich verkaufe sehr gute Tinte, der erste Ankauf ist sehr theucr. Diese Tinte ist schwer, sie ist aus Gold, Niemand kann solche Tinte machen. Andere machen Tinte, um Geld zu verdienen und zu betrügen; ich allein mache sie um der Ehre Willen. Viele vornehme Leute kennen meine Tinte, meine Familie betrügt nie. Ich mache Tinte für den Kaiser und alle Mandarine, die ihn umgeben. Alle Leute von einiger Bedeutung müssen in meine Bude kommen und meinen Namen wissen: U n g w a n sch i- K v c sch u.« Dauerhafte Güter. Ein Dorfschulmeister frag­te im Examen einen Bauernknaben, welches die dauerhaf­testen Güter des menschlichen Lebens wären? Der Knabe antwortete: «Die E i se n g i t t er«. Der W o r t st r e i t. Vor einiger Zeit wurde Je­mand in einem Jrrcnhause gefragt, wie er hierher gekom­men sei? Er antwortete: »Durch einen Wortstreit !« »Wie so?« »Die Welt sagte: ich wäre toll; ich aber sag­te: die Welt wäre toll. Ich wurde überstimmt«. Der Beweis. Ein Friseur und ein Barbier strit­ten untereinander, wessen Metier das vornehmste wäre ? — Herr, sagte endlich der Friseur ; was wollen Sie doch viel Redens machen? Vor Ihnen behält jeder dieMütze auf dem Kopfe; vor mir nimmt sie auch der König her­unter. Die Gesellschaft wahrer Freunde. In London hat sich ein Verein von Dieben zusammen gefun­den , und sich den Namen gegeben: »Gesellschaft wahrer Fr eunde«. Sie beschränkt sich auf sechzig Mitglieder, wel­che sich allmonatlich in einer Schenke versammeln. Wer ohne hinlänglichen Grund ausbleibt, muß eine Geldstrafe erlegen. Bei der letzten Versammlung fehlten drei und vierzig; doch es fanden steh gültige Entschuldigungen: Acht waren gehängt, eilf verbannt, neun flüchtig geworden, und fünfzehn saßen im Gefängniß. D i e Verlegenheit am Traualtar. In Berlin y>urde jüngst ein Paar getraut. Als eben der Geist­liche nach dem Ja fragen wollte, lief plötzlich der Bräu­tigam davon, und sämmtliche Trauzeugen ihm nach. Der Pfarrer blieb mit der erstaunten Braut allein stehen. Der Bräutigam und die Zeugen waren nämlich Nachtwächter, hörten von Weitem schon das Fcuerhorn, und eilten von Amtsivegen fort. Wahrscheinlich hat sich die Braut, vom Stehen ermüdet, gesetzt. Schuldner in London. Im Laufe von drkttehalb Jahren sind zu London und in der Umgegend 70,000 Per­sonen wegen Schulden verhaftet worden, und die Kosten dieser Verhaftung betragen nicht weniger, als 500,000 Pfund Sterling. Der Schelm im Winter. Ein Schelm ging bei strenger Winterszeit über die Straße und schrie: «Feuer! Feuer!« Die Vürger'liefen zusammen und fragten, tuo es fei? «Ja,« crwiederte er, «das wüßte ich gern,.um mich $u wärmen«.

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