Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1835 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1835. - Manningfaltigkeiten

Das theure Rendezvous. Die berühmte Tänzerin Vestris erhielt von einem reichen Manne ein Billct mit 500 fl., mit dem Ersuchen um ein Rendezvous. Sic sagte es zu, unterhielt sich in Gegenwart eines Kam­mermädchens, eine Stunde lang mit dem freigebigen Lieb­haber, und als sich dieser zum Fortgehen erhob, befahl sie dem Kammermädchen, da es Abend geworden war, eine Kerze zu bringen, zündete solche mit der 50 Pfund Note au, und ließ dem Gaste die Treppe hinunter leuchten. — Ec soll um diesen Preis nicht wieder gekommen seyn. Der Egoist. Der Herzog von Bridgewater er­laubte Niemanden, ihn zu besuchen; er jedoch besuchte je­den Bekannten recht gerne. „Denn," sagte er, „wenn die Leute zu mir kolnmen, so können sie so lange bleiben, als es ihnen gefällt, gehe ich aber zu ihnen, so bleibe ich, so lange es mi-r gefällt." Galante Geistesgegenwart. Ein galanter Offizier, der bei einer Dame zum Diner eingeladen war, wurde von ihr gefragt: ob es wahr sey, daß die Gräfin N. N., bei welcher er Tags zuvor gespeist hatte, das schönste Mädchen ihrer Zeit sey? — Ohne sich lange zu besinnen, versetzte der Offizier auf die verfängliche Frage: „Gestern glaubte ich es noch!" Die ungleichen Brüder. Ein reicher Jude hatte zwei Söhne. Der erste war Forstmeister und machte viele Schulden; der zweite war Kaufmann nnd ging gern auf die Jagd. Als ihn eines Tages einer seiner Hand- lungsgenossen besuchte, sagte er zu ihm: „Ach Herr Löbcl, wie sind Sie glücklich mit Ihren beiden Herren Söhnen." „Ja," versetzte Löbel, „Sie machen mir viel Freude, aber eine umgekehrte; denn der erste, der da schießen soll, macht Wechsel, und der Wechselschrciben soll, thut nichts als schießen." Dche gefährlichste Krankheit» Auf seinem Ruhebett lag Paul, Da trat Stephan zu ihm hinein. Freund, bist du krank? Paul lacht: o nein! Frisch und gesund, Freund; Gott sei Dank! Ich bin nur — im Vertrauen — faul! Du armer Schelm, Du bist unheilbar krank! Der neugierige Diener. Der französische Staatsmann Talleyrand, welcher sich in den verschiedenen Zuständen Frankreichs, seit 1790 bis *1832, stets als ei­nen überaus umsichtigen Mann bewiesen, hatte einen Kam­merdiener, der ihm ungemein ergeben und unentbehrlich, aber auch über alle Maßen neugierig war. Er gab dlesem Diener eines Tages einen Brief zu besorgen, und sah ihm aus dem Fenster nach, ob er sich beeile, den Brief an seine Bestimmung zu überbringen. Sein Erstaunen war groß, als er sah, wie der Kammerdiener den Brief ent­faltete und langsam gehend las. Am nächsten Tage er­hielt der neugierige Diener einen ähnlichen Auftrag; dem Briefe war aber folgende Nachschrift beigefugt: „Sie lcnn.cn dem Uebeibringer Ihre Antwort mündlich geben; er ist von der ganzen Sache vollkommen unterrichtet, da er die Vorsicht gebraucht hat, diese Zeilen vor der lieber; gäbe zu lesen." Diese Nachschrift war wirksamer, als eine Tracht Schläge. Die Verwandtschaft. Eine Gcrichtsperson, Namens Vetter, registrirte in einer öffentlichen Verstei­gerung. „Wer hat das erstanden?" fragte er einmal beim Verkauf einer Sache, auf welche ein Jude das letzte Gebot gethau hatte. „Ich," antwortete dieser, anstatt seinen Namen zu nennen. Vetter, der ein Späßchen mit dem ihm wohlbekannten Juden machen wollte, erwie- derte auf diese unbestimmte Antwort lächelnd: „Ich? — wie soll ich nun schreiben, Schelm oder Dieb?" — ,,0 schreiben Sie, wie Ihnen beliebt," — antwortete der Schalk; — „Sie sind und bleiben doch mein lieber Herr Vetter." Die leichte Buße. Zwei vornehme Damen sag­ten zu einander: „Ostern kömmt heran, und gibt Gele­genheit zum Nachdenken, wir sind große Sünderinnen. Was wollen wir thun? „Ei nun," antwortete die an­dere, „wir wollen unsere Bedienten fasten lassen." Der Wunsch. In einem Rocke mit stählernen Knöpfen gekleidet schritt Lichtenberg, der witzigste Kopf Deutschlands, über die Straße, und begegnete einem rei­chen Betrüger, der ihn aufhiclt mit den Worten: „Ei Herr Hofrath, Sie tragen ja so viel Eisen am Leibe!" „Längst habe ich gewünscht, entgegnete Lichtenberg, einmal viel mehr an Ihnen zu sehen." Kindergebet. Ein fünfjähriges Mädchen hing zu gleicher Zeit mit großer kindlicher Liebe an Mutter und Großmutter. Es war der Geburtstag der letztern , und die Mutter sagte zu der Kleinen: „Heute ist der Geburtstag der Großmutter; du mußt für sie beten, daß sie recht alt wird."— Das Kind sah die Mutter mit Verwunderung an. — ,,Nun," fuhr die Mutter fort: „Willst denn du nicht beten, daß die Großmutter alt wird? — „ Ach nein!" antwortete das kleine Mädchen, „sie ist ja ohne­hin schon so alt ich will lieber beten, daß sie wieder j ung wird.,, Die Standeserhöhung. Johann Taft, ein Holländer, der auf verschiedene Art reich geworden war, und nun auch geehrt seyn wollte, erkaufte sich das Wört­chen van, und ward ein Edelmann, weil er bemerkte, daß dieses Wörtchen besondere Vorzüge verstattete. Er schrieb sich dann: Johann van Tasi. V e r r a t h w: derWillen. Ein niedliches Mädchen bat um einen Reisepaß, und erhielt ihn. Bei der scherz­haften Frage: ob sie keinen Liebhaber zum Begleiter auf ihrer Reise habe, crwiederte sie: „0 nein." Sie mußte nun ihren Namen schreiben: Jakob Steinacher. — Dec Paßaussteller las, und stutzte. „Heißen Sie Jakob?" — Das Mädchen erröthete und stotterte: „Ach Gott! so heißt dec Schneidergeselle, mit dem ich reise.

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