Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1835 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1835. - Manningfaltigkeiten

39 Der seltene Arzt. Als Ludwig der XV. zu Metz erkrankte, erschien einer seiner Acrzte mit einer ckrz- net, welche mit Widerwillen zurückgcstoßen wurde, ^er Arzt bewies, erklärte, bat, erschöpfte alle seine Ueberre- dungskunst; — vergebens! — „Ich, -will s aber . rief endlich der beherzte Aesculap ernsten Tvnes. Dieser kühne Dtachtspruch riß den Monarchen aus seiner Betäubung. Erstaunt, aber doch herrisch, blickteLudwig den Furchtlosen an, und sagte: „Du willst cs ? " — „Ja Sire, ich wills " erwicderte er mit der größten ^reimuthigkeit. „ich muß tieutc Ihr Herr s-yn, damit El- noch länger der unsere bleiben. Die Lüge. Ein Stutzer sprach mit einem jungen Frauenzimmer und nannte sie immer: ,, Steine -Vchöne. Empfindlich über diese vertrauliche Benennung, sagte ste endlich: „Ich wollte, daß ich dieses von Ihnen ebenfalls sagen könnte." „Warum nicht ?" sprach er; „Sie dürfen nur lügen, wie ich." Das wohlfeile Schauspiel. Jn^ einer Provinzialstadt, wo immer am Sylvesterabend im ^chau- spielhause zum Besten Der Armen gelpielt wird, kam zu ihrer Herrschaft ein armes Dienstmädchen und bat um die Erlaubniß, hinein gehen zu dürfen, und als die Frau selbe fragte: „Hast du auch Geld dazu?" antwortete sie: „Man spielt ja heute für die Armen." Einladung eines Leichenbitters. Gott zum Gruß! Der alte Nachbar Veit, Welcher gestern um die Abendzeit Endlich, in Geduld, hat ausgelitten. Läßt auf Morgen Euch zum Leichgang bitten. Die Druckfehler. Eine Menge Druckfehler und Unrichtigkeiten hatte ein zu N. erschienenes Gesangbuch für die Gemeinde dergestalt verunstaltet, daß man ein fast zwei Seiten langes Verzeichnrß derselben auf einem eige­nen Blatte dem Buche anfügen mußte. Die Ueberschrift dieses Blattes aber, worauf die Druckfehler angezeigt wur­den, hieß: Drufckehler. Der schamhafte Student. Zwei Studenten .wohnten auf einer Stube, der eine von ihnen war blut­arm, und verbarg dennoch jeden Abend seine Beinkleider unter dem Kopfkissen. Als ihn der Andere einmal spot­tend fragte: „Du hast ja nichts, wozu jeden Abend diese Vorsicht?" antwortete er: „ich schäme mich, lieber Bru­der — vor dem Diebe. Galanter Wunsch. Die Königin von Frank- ciich, Anna von Oesterreich, hatte so schöne Hände, daß der Dichter Scarron in einem Gedichte wünschte, Ohr­feigen von ihr zu bekommen. Todesanzeige. In einer Stadt befindet sich ein Haus, welches den Schild führt: „Zu den zwölf Apo­steln.^ Es starb eine Kammcrjungfer in diesem Hause, «nb ward in dem Tvdtenregister mit den Worten aufge- f«brt; „Johanna F., 28 Jahre alt, Kammerjungfer bei den 12 Aposteln." Schneller W e ch se l. Ein Bürger zu Birmington, in der Grafschaft Warwik, verlor seine Frau am Diens­tage, ließ sie am Mittwoch begraben, am Donnerstag het- rathete er wieder, und da seine Frau ihm am Freitage ei­nen jungen Sohn brachte, den er nicht erwartete, so hing er sich am Sonnabend auf. Unterschied. Zu einem tapfern Prinzen kam ' Ein altes We,b, das Söhnlein loszubitten, Das man zum Trommelschläger nahm. Und als der Prinz sich lang' mit ihr gestritten, Spricht er: „Nun geht! Soldaten braucht der Staat! Ich bin ein Prinz, mein Bruder ist der König, Und er und ich, — wir beide sind Soldat." „Das glaub' ich," spricht das Weib, — „Sie lernten auch nichts weiter, Mein Görget aber ist ein Schneider." * Vertier. Vertier, ein französischer Geistlicher, wollte vor mehreren Jahren entdeckt haben, daß die Kör­per, je höher sie steigen, immer schwerer würden. Ahard widerlegte ihn; als davon die Rede war, machte Bret- schneider nachfolgendes Epigramm aus dem Stegreife: Daß alle Körper schwerer werden. Je höher man sie von der Erden Erhebt, — Das Ding verlohnt der Müh'. Wahrhaftig, ich probir' es morgen! Parterre will ich Dukaten borgen Und auf dem Thurm verwechsl' ich sie. T r e f fe n d e A n t w o r t. Ein Officier erlaubte sich in einer zahlreichen Gesellschaft einige Unziemlichkeiten ge­gen eine Dame, und da sie ihn eben nicht auf die scho- nendste Art in die gebührenden Schranken zurückwies, so rief er aus: Wissen Sie, gnädige Frau, daß ich Officier bin f „Gemeiner können Sie gewiß nicht seyn!" er- wiederte sie. D e r k l u g e Arzt. Doctor Jebb in London be­suchte einen Lord in seiner Krankheit, er erwartete fünf Guineen für jeden Besuch, empfing aber nur drei. Er vermuthete, daß der Haushofmeister vielleicht da­bei einen Unterschleif machte, und um sich darüber auf eine feine Art Gewißheit zu verschaffen, ließ er die ihm vom Haushofmeister gereichten Guineen vorsätzlich fallen. Man hob sie auf und gab sie ihm auf's neue._ Der Doctor sah aber noch immer forschend auf den Fußboden. Der Lord dies bemerkend, fragte ihn: Vermissen Sie noch etwas? „Noch zwei Guineen," erwiederte der Arzt, „ich habe nur drei." Der Lord hatte ihm nie mehr reichen lassen; er »ew stand aber den Wink, und Jebb erhielt nun für jeden Besuch fünf Guineen. Ueber einen Spaßmacher. Ihr nennt die Späße kalt, mit denen Borg uns quält Nicht recht: denn aufgewärm t ist, was er uns erzählt.

Next

/
Thumbnails
Contents