Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1835 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1835. - Manningfaltigkeiten

37 Der neugierige Franzose. Ein junger Fran­zose fragte einst den berühmten Herzog Bernhard von Wei­mar: „Wie kam es, daß Eure Hoheit die Schlacht bei N. verloren?" — „ Das will ich Ihnen sagen," erwie- derte der Held kaltblütig, „ich dachte ich würde sie nicht gewinnen, und so verlor ich sie." Der gröbste Lügner. Ein Franzose versprach demjenigen seiner drei Diener, der'ihm die gröbste Lüge sagen würde, eme Belohnung." — „Ich habe nie gelo­gen," sagte M Erste. — „Ich kann gar nicht lügen," rief der Zweite. — „ Meine beiden Dienstbrüder haben eben die reine Wahrheit gesagt, "bemerkte der Dritte, und bekam die Belohnung. Der Rauch in der Küche. Ein Ehemann stand, wie cs wol manchem geht, unter den Pantoffel. Einmal ließ er sich cinfallen, Gäste mit nach Hause zu bringen, ohne früher seine Frau um Erlaubmß gebeten zu haben. Sie nahm das sehr übel, und brummte gewaltig, als er ihr, mit sehr bittendem Tone, ankündigtc, sie muffe die­sen Abend Essen für die Fremden machen. Sie ging denn, um nicht unhöfl ch genannt zu werden, in die Kü­che. 2Cus der Küche ging cm kleines Fenster in die Stube, wo der Mann mit den Gästen war. — Ihn fing an zu hungern; er machte das Fenster auf, steckte den Kopf durch, und fragte seine Frau, ob das Essen fertig wäre. — Die Frau schoß geschwind auf ihn los, und ehe er noch den Kopf zurückziehen konnte, gab sie ihm eine solche Ohr­feige, daß ihm die 'Augen überliefen. — Als ihn dre Gä­ste mit thränenden 'Augen sahen, fragten sie, was ihm fehle? „Ach nichts!" antwortete er, „es ist so viel Rauch in der Küche." Der lä ch e r l i eh e I r r t h um. Auf dem Lande war eine 'Amtmannstochter zu Gaste, deren Bruder die Stimme eines Esels sehr natürlich nachmachen konnte. Slc erwartete ihn sehnlichst, daß er sie abholen sollte, als ein wirklicher Esel vor der Thür anfing zu schreien. „Ach!" sagte sie, „nun kommt mein Bruder." Goldener Wunsch. In einer Gesellschaft kam das Gespräch auf Wünsche. Jeder sagte seinen Wunsch. „Was wünschen denn Sie?" fragte man Chamfcrt. „Ich?" entgegnete dieser, „den Bösen Faulheit, und den Narren die Kunst, zu schweigen. Kennzeichen weiblich erVerfeinerung. Je­mand sagte in einer Gesellschaft: „Man kann unfern Frauen und Töchtern hier in *** das Lob rucht versagen, daß sie seit etlichen Jahren an Bildung zugenommen haben." — „Ein alter Herr versetzte: „Daß Hab' ich schon längst be­merkt; man ißt mit jedem Tage schlechter." DerLuftballon undFranklin. Als der Luft­ballon erfunden war, fragte Jemand den Doktor Franklin, zu was er nütze ■ Der Doktor beantwortete die Frage mit mit einer andern: „Was nützt ein neugebornes Kind? Es kann ein Mann werden." Die Dame von Geist. Die verstorbene eng­lische Herzogin von Gordon fühlte einst einen so heftigen Drang, den Minister Pitt im Parlament zu hören, daß sie sich als Mann verlleidet auf die Gallerte begab. Un­glücklicher Werse hatte sie die Sache aber nicht geheim genug gehalten, daher denn, als sie sich eben recht ge­mächlich zurecht gesetzt, Herr Colemann erschien und Jhro Gnaden höflichst zulispelte, Ihr Geschlecht sey verrathen, und es bestehe ein Gesetz des Hauses, das die Zulassung des weiblichen Geschlechtes auf der Gallerie durchaus ver­biete. Die Herzogin ließ sich jedoch nicht aus der Fas­sung bringen, und erwiederte, „Ei, sagen Sie mir doch, ist denn auch ein Gesetz vorhanden, wonach ein Frauen­zimmer, wenn es schon Platz genommen, wieder hinaus- gcworfen werden soll?" Diese Frage schlug den Herrn Eoleman auf's Haupt, und er zog sich, der Siegerin das Feld räumend, schweigend zurück. Der Rath des Pädagogen. Der Doktor N. war der Gräfin von M. als Erzieher für ihren sechszehn» jährigen Sohn empfohlen worden, und sie ließ ihn dem­nach zu sich einladen. Ec kam; sie machte ihn mit ihrem Borhaben bekannt, daß sie ihn zum Erzieher dieses ein­zigen Kindes wünsche, und stellte ihm b'ei ihrem Reich- thume in pecuniärer Hinsicht sehr annchmlche Bedingnisse. Dann schloß sie mit einem wegwerfenden Tone: „Aber das bitte ich mir aus: Sie sind, wie ich gehört habe, ein sehr gelehrter Mann, machen Sie mir keinen gelehrten Pedanten aus ihm. Ich verlange nichts als einen leichten Anstrich von Allem, von Sprachen, Mathematik, Ge­schichte, Geographie, Diplomatie und wie die Dinger alle heißen mögen."— „Wenn das ist, meine gnädige Gräfin," erwiederte N. mit einer Verbeugung," so rathe ich Ihnen, lieber einen 'Anstreicher zu nehmen." — Daß er die Stelle nicht behielt, versteht sich von selbst. Treffender Witz. Goethe ging einst mit einem Herrn von Stein in den Bergen bei Karlsbad herum und suchte eifrig nach Steinen, während eines derben Landre­gens. — Stein ungeduldig, trieb nach Hause, der Dichter zögerte aber immer. Endlich rief Stein ärgerlich: „Nun wenn Sie die Steine so intereffiren, zu welchen Steinen rechnen Sie mich denn?" — „Zu den Kalksteinen, mein Bester," erwiederte Goethe gelassen, „wenn Wasser auf Sie kommt, so brausen Sie auf." Der Schwimmunterricht. Ein Mann besah eine Schwimmanstalt; er fand das Institut vortrefflich und fragte, was für das Erlernen des Schwimmens zu bezahlen sey? — „Vierzig Gulden für den ganzen Kurs," erwiederte der Schwimmmeister. — „Unb wie v:el ist zu bezahlen, wenn ich den Schwimmmeister zu mir auf'ö Z.mmcr kommen lasse?" „Was thu t man zuerst, wenn's in der Stadt brennt?" fragte Professor M. in N. einen Studenten im Examen aus der Polizei. „Man trifft 'An­stalten zum Löschen." — „Ganz falsch,^ sagte M„ „man fragt zuerst wo brennt's?" -

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