Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1835 (Pesth)
Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1835. - Manningfaltigkeiten
1 D er Bediente und das nasse Kleid. Eine vornehme Frau schickte ihren Bedienten zum Schneider, weil sie auf den Ball gehen sollte, und empfahl ihm, tut Fall es regne, auf dem Rückwege einen Flakre zu nehmen. Er brachte dcmungeachtet das Kleid ganz durchnäßt zurück. „Kerl, warum Haft Du denn nicht gethan, was ich Dir befohlen habe?" — „Madame, ich habe nach Ihrem Befehle gethan." — „Hat cs denn in die Kutsche geregnet?" — ,,Nein, weil cs mir aber nicht geziemt, darin zu fahren, so bin ich, wie gewöhnlich, hinten auf- gestanden. " Das kurze Kleid. Ein Studircndcr sagte zu seinem Kameraden, ^aß sein Kleid zu kurz sey. „ Ja nun," antwortete er, „cs hat hinlänglich Zeit zum wachsen, bis ich mir wieder ein anderes machen lasse." Mutter und Schwiegermutter. Die junge Gräfin von Bousslers hatte eine leidenschaftliche Liebe zu ihrer Schwiegermutter. — Einst fragte sie die Königin von Frankreich: welche sie lieber hätte, ihre Mutter oder ihre Schwiegermutter? — Einen Augenblick weigerte sie sich, darüber zu entscheiden, bis ihr aber die Königin die verfängliche Frage vorlegte, welche von beiden sie denn retten würde, wenn beide in Gefahr waren, zu ertrinken, antwortete sie: „ Meine Mutter würde ich retten, und mit meiner Schwiegermutter selbst ertrinken." Die Spielschuld. Der berühmte Fox hatte schon lauge Zeit einem Spieler eine Spielschuld zu entrichten, und endlich veranstaltete er, als ihm wieder Geld zufloß, eine Zusammenkunft mit seinem Gläubiger, um des ferneren Mahnens los zu werden. — Während Fox die Summe hin- zähltc, fragte der Spieler nach Feder und D nte. Fox wollte wissen warum? „Um die Zinsen zu berechnen," ward ihm die Antwort. „Aha!" sagte Fox, und schob das h:nge- zählte Geld wieder ein, „ich glaubte, ich hätte eine Ehrenschuld abzulragen, aber ich merke jetzt, daß es keine ist- — Juden bezahle ich zuletzt, damit ihr Geld sicher auf Zinstn stehe, daß ist mein Grundsatz. Sie müssen schon warten, sollen aber Ihr Geld unfehlbar erhalten, so bald die Reihe an meine Freunde vom Volke Israel kommt. '/ Der witzige Krieger. Am Sterbetage Friedrichs des Großen, Königs von Preußen, als in allen Straßen zu Berlin ein ungewöhnlicher Zusammenkauf war, fragte ein gemeiner Soldat einen anderen, der ihm begegnete, was vorgehc» und ob etwa Feuer sey? „Nein," antwortete dieser, „es ist ein großes Feuer ausgegangen." Der Trödeljude und der Student. Ein Student ließ einen Juden zu sich kommen, um ihm einige Kleidungsstücke zu verkaufen. Nachdem der Handel abgeschlossen war, und der Jude die Zeitung auf dem Tische liegen sah, fragte er, darauf hinweisend: „Nun?" was gibt's Neues in der Welt?" Die Antwort war: „In England werden jetzt alle Juden und Esel an einen Galgen gehangen." — „Nu da ist's schön, daß wir beide gerade nicht dort sind!" erwiedertc der Jude. Der Gefangene. Ein Maler hatte einen vornehmen Mann sehr gut gemalt, der ihm aber aus Gei wegen der Bezahlung Schwierigkeiten machte. Der Maler, dem dieses Benehmen verdroß, machte ein eisernes Gitter über das Bild, stellte es an's Fenster, und schrieb dar- ' unter: „Dieser sitzt Schulden halber." Bitte eines Gelehrten. Ein Gelehrter» der in sehr dürftige Umstände gekommen war, bat seinen König um Unterstützung, damit er, wie er sich ausdrücktc, 1 noch fernerhin leben könne, um zu studireu, und nicht gc- gezwungen sey, zu studircn, um zu leben. H u udestr eu e. In einem Hause, in Philadelphia, das eine ältliche Dame mit ihren Söhnen bewohnte, hatte man seit einiger Zeit mehrmals einzubrechen versucht. Die Bewachung des Hauses wurde daher des Nachts einem alten Hühnerhunde von erprobten Mulhe anvertraut. In einer Nacht, um 2 Uhr, wurde plötzlich einer der Söhne dadurch aus dem Schlafe geweckt, daß der Hund mit aller Gewalt an seinem Bettuch zerrte. Er sprang auf, und folgte dem Thicre, das ihn in das Schlafzimmer der Mutter führte, deren Bett in vollen Flammen stand. Es war gerade noch Zeit, die schlafende Frau zu retten und des Feuers Dreister zu werden. Die Dame hatte seit einiger Zeit, da sie unwohl war, und des Nachts manch- malen Medizin einnehmen mußte, eine Lampe an ihrem Lager, und war mit dem Bette der Flamme zu nahe gekommen. Das Pferd zur See. Ein Seekapitan erhandelte ein Pferd. Als der Kauf geschlossen war, sagte er zu dem Verkäufer: „Jetzt, da das Pferd mein ist, sagen Sie mir ehrlich die Fehler, die es hat?" — „Was wollen Sie darmt anfangen?" fragte jener. — „Ich will es mit zur See nehmen." — „Das ist gut, zur See mag's gehen, denn auf dem Lande ist es ganz unbrauchbar." Der geprügelte Journalist. Ein bekannter Journalist ward von einem erzürnten Gegner derb durchgeprügelt, und eilte alsbald zum Polizeidirector, um Ge- nugthuung für die Beleidigung zu erhalten. Der Direktor schien nicht sehr geneigt zu seyn, sich des geschlagenen Schriftstellers anzunehmen, und dieser rief zuletzt ziemlich naseweis aus: „Wozu ist die Polizei anders da, als daß sie dafür sorgt, mir Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen?" — „Ol" erwiederte Jener, „das geht die Polizei gar nichts mehr an, denn Gerechtigkeit, mein Herr, ist Ihnen bereits wicderfahren." Der ängstliche Hofnarr. Ein Hofnarr beklagte sich bei dem König von Frankreich, Franz dem I., daß ein Kavalier ihm gedroht habe, er wolle ihn ermorden. „Wenn er das thut," erwiederte der König, ,,f» lasse ich ihn 5 Minuten darauf hängen." — „ Angenehmer wäre es mir, " antwortete der Narr, „ wenn mein gnädigster Fürst ihn 5 Minuten zuvor hängen ließe."