Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1835 (Pesth)
Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1835. - Manningfaltigkeiten
wölbten Schießscharten, mit eisernen Thüren, welche bloß geöffnet werden, wenn man sie abfcucrn will. Die Kur geht reichen von einem Ufer auf das andere. Diese Ungeheuern Stücke liegen nicht auf Lavetten, sondern auf dem Erdboden, mit dem Hintcrtheile gegen eine Mauer, sie können nicht gerichtet werden, sondern der Kanonier muß warten, bis das Schiff, das er beschießen will, der Mündung seiner Kanone gegenüber kommt. Man braucht wenigstens eine halbe Stunde, um eine von diesen Kanonen zu laden. — Das Geschütz in den Dardanellenschlösscrn schießt zum Theil Kugeln v. 800 Pfund. Als der brittische Admiral Duckworth es fm Jahre 1807, am 19. Febr., wagte, trotz dem Feuer jener Schlösser mit seiner Flotte bis vor Konftantinvpel durchzudringen, ward eines seiner Schiffe, das HO Kanonen führte, von einer Kugel getroffen , welche des Ungeheuern Gebäudes Vordertheil zerspaltete. Ein anderer Schuß zerschmetterte die ganze Wand zwischen zwei Stückpforten eines andern Schiffes. Eine dritte Kugel riß einem dritten Linienschiffe v- 74 Kanonen das Steuerrad und 24 Sviavtn hinweg. Die größte Kugel, welche damals die englischen Schiffe tras, war von Granit, 800 Psnnd schwer, und hatte 2 Fuß 2 Zoll im Durchmesser. Eines der Dardanellen-Geschütze schießt aber nOOpfündige Kugeln, wozu es eine Pulvcrladung von 330 Pfund bedarf. Die Erschütterung, welche das Losbrennen verursacht, wird mit einem Erdbeben verglichen. Es sind unlängst einige Matrosen in.die Mündung dieses Artillerie-Ungeheuers gekrochen. Der zurückgewiesene Bewerber. Herr von P .... bewarb sich sehr um die Gunst der Frau von A. *., die in dem Nuse stand, daß sie nicht ganz unerbittlich sei, wenn man ihr Herz durch Geschenke zu erweichen suchte. Da seine Huldigungen ohne Erfolg blieben, so wollte er es mit einem goldenen Talisman versuchen. Er schrieb also ein sehr zärtliches Briefchen, wickelte darein ein Dutzend Goldstücke und aus einem Ball schwärzte er solches heimlich in den Strickbeutel der Dame. Als Frau von A.... ihr Schnupftuch herausziehen wollte, fand sie dieß beschwerte Bittet. Sie entfaltete es, und nachdem sie es gelesen, wickelte sic die Beilage wieder ein, und winkte dann den Briefsteller in eine Fensterbrüstung. „Herr von P ...," sagte sie zu ihm , „unstreitig wissen Sie die Anecdvte von dem König von Frankreich, Heinrich III., in Venedig, als er aus Pohlen in sein Reich zurückkehrte." „Nein, meine Gnädigste!" erwicderte er ziemlich verlegen , denn er hatte ein ganz anderes Gespräch unter vier Augen erwartet. „Nun so muß ich sie Ihnen erzählen. Der Senat in ösencdig stellte ihm zu Ehren glanzende Feste an; unter andern wurde auch ein Brückengefccht vorgestellt; aber man benahm sich dabei so ungeschickt, daß drei bis vier Menschen das Leben einbüßten. Als man den König darauf fragte: wie ihm dieß gefallen habe? versetzte er: für ein Gefecht im Ernst sind zu wenige geblieben, sür ein's im Spaß zu viel !" „Der König hatte Recht; ich denk' auch so und indem sie ihm den Brief mit den Goldstücken in die Hand schob und sich entfernte, setzte sie hinzu: „und Sie "sind gewiß meiner Meinung?" D er Unglücklichste. Mehrere Handwerksleute sprachen mit einander davon, welcher von ihnen der Unglücklichste sey. Ein Glaser meinte, er scy es, dacralletn, wenn auch Alles ausschlägt, nicht auf seine Maare schlagen dürfe; aber ein Strumpfwirker trug bei lautem Gelächter den - Sieg davon, indem er sagte: „Seht liebe Freunde, ich bin sicher der Unglücklichste; denn wenn ich mein ganzes Leben hindurch noch so fleißig arbeite und Strümpfe wirke, so habe ich doch am Ende mein Leben verwirkt." Eigcnthümliche Art bekannt zu werden. Ein Arzt zu Montpellier pflegte, wenn er in eine StadS kam, wo er noch nicht bekannt war, beim Trommelschlage von dem öffentlichen Ausrufer publieiren zu lassen, daß er seinen Hund verloren habe-. Dem.Finder wurden 25 Louis- d'or versprochen. Der Ausrufer gab alle Merkmale von dem Hunde an, und zugleich nannte er alle akademischen Tiktel und Grade des Doktors lammt dessen Wohnung. Der Arzt wurde dergestalt bald der Gegenstand des Stadtgespräches. „Wissen Sie, hieß cs überall, daß ein berühmter Arzt angenommen iss. Er muß reich sein, weil er 25 Lonisd'oc dem Bringer seines Hundes anbietet." Der Hund fand sich nicht, aber cs fanden sich, was Jener eigentlich suchte, nämlich: Kranke. Der Fang. Zwei englische Soldaten in Indien hallen sich im Holze etwas zu weit entfernt. Mit einem* male ruft der eine : „Jack! ich habe zwei Dtulatten gesan- gcn". Nun so bring sie her, rief der andere. „Ja, die Kerls lassen mich nicht los," war die Antwort. Der schn e l le Be d i e n te. „Kurz und gut, ich lasse Sie so zeitig nicht fort!" sagte der Rittergutsbesitzer von N. zu einer Gesellschaft von Damen und Herren, die bei ihm zu Mittag gcspeiset hatten und eben von der Tafel aufstandcn. „Die Witterung ist schön, die Tage sind lang, die ganze Nacht haben wir Mondschein; kurz sie werden es sich bei mir auf einem kleinen Balle gefallen lassen. So eben habe ich schon meinen Christoph zu Pferde nach der Stadt jagen lassen, um die Musik herbeizuholen." Die Gesellschaft nahm den Vorschlag mit Vergnügen an. Es schlug fünf Uhr und sechs Uhr, und Christoph war noch nicht da. Mit dem Schlage acht Uhr endlich trat er in den Saal. „Nun? — rief ihm der Herr entgegen — wo hast du die- Musikanten?" „„Gnädiger Herr, — sagte Christoph — ich habe mich fast todt gesucht, und kann den Zügel nicht finden.""