Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1835 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1835. - Manningfaltigkeiten

33 Der gute Rath. Ein junger Stutzer sagte einst zu dem berühmten Swift, „Ich muß Ihnen nur sagen, Herr Dechant, ich gebe mich für einen witzigen Kopf ' aus." — „Da rathe ich Ihnen, sich so bald wie mög­lich wieder einzuwechseln," — war die Antwort. Der Taufnamc. Ein Thüringischer Bauer brachte sein neugebornes Söhnlein zur Taufe. „Wie soll das Kind heißen?" fragte der Pfarrer. — „Das weiß ich nicht." — ,, Wißt Ihr denn gar keinen Namen ?" — „ Ne." — „ Wie heißt Ihr denn?" — „Hans Görge." — „Nun, da wollen wir ihm Euren Namen geben." — „Nun, meinethalben, ich will mich derweilen ohne Na­men behelfen." Der schwache Advokat. Einen in den Rech­ten wenig bewanderten Advokaten, nannte ein Witzling immer den Advokaten Noth. — „Wcuum heißen Sie ihn denn so?" fragte Jemand. — „Nun, Noth kennt kein Gebot," — war die Antwort. D e r W e g n a ch I c n sc i t s. Ein Schelm bemerkte, kein Weg müsse leichter zu finden seyn, als der nach Jen­seits, weil man den Leuten immer die Augen zudrücke, wenn sie ihn antrelen sollen. Die Alterthümer. Zwei bejahrte Damen in ei­nem alten Schlosse fragten einen das Schloß besuchenden Herrn, was er denn hier mache? — Er antwortete: „Sie sehen, meine Damen, daß ich die Alterthümer bewundere." D e r B ä r e n p e lz^ Ein Herr, der einen Bärenpelz trug, gericth mit einem andern in Streit, ob es wärmer hielte, wenn man die Haare eines Pelzes auswendig oder inwendig trüge. Da dieser ihm durch eine Menge Gründe das Letztere-bewiesen hatte, antwortete er: „Ei was! wenn die Haare auswendig nicht wärmer hielten, so würde sie der Bär wohl selbst inwendig tragen." Der vortreffliche Trank. „Nun, ist das nicht ein vortrefflicher Trank?" fragte ein Wirth seinen Gast, der sich eine Flasche Bier hatte geben lassen. „Ach ja," antwortete dieser, „das Wasser wäre gut genug, wenn Sie nur mehr Bier'darunter gegossen hätten!" Die beiden klugen Kaufleute. Zwei Kauf- lcute stritten mit einander, welcher von ihnen die größte Klugheit besäße? Keiner wollte dem Andern Recht lassen, so wie es bei dergleichen Zeitvertreiben gewöhnlich iss. End­lich sagte der Eine: „Ich versichere Ihnen, daß ich Sie hun­dertmal verkaufen will, ehe Sie mich einmal!" — „Da haben Sie vollkommen recht," versetzte der Andere; „denn Niemand würde mir einen Pfenning für Sie geben." Rath für einen falschen Spieler. Ein Spieler war zu London über einer Betrügerei ertappt, und von den Betrogenen aus den Fenstern des zweiten Stocks auf die Straße geworfen worden. — Er beklagte sich darüber und fragte Jemanden um Rath, wie er sich benehmen solle, um seine beleidigte Ehre zu rächen? „Al­les, was ich Ihnen zu rathcu weiß," antwortete sein Freund, „ist, spielen Sie künftig i>ar leire (im Erd­geschoß)." Eindruck bei e i n e r D a m e. An einem glän­zenden Cour-Abende zu Versailles, stand eine Dame so unglücklich, daß ihr Wachs von einem Kronleuchter auf die Achseln tropfte. Ein übler Spaßmacher zog sein Pett- schaft hervor, um cs in dem Wachs abzudrücken. — „Was machen Sie," fragte die Dame, die sich in diesem Augen­blick uinsah. — „ Ich versuche Eindruck auf Sie zu ma­chen!" erwiederte jener. Der p a s s i r t e g u t e R u f. Der berüchtigte Mar­quis von N. stand an der Thür eines Ballsaales, und machte etwas zu laute Anmerkungen über die Gegenwär­tigen. ,, Ha! 4 rief er aus, da eben eine Dame vorüber- ging, „das ist eine passsrte Schönheit!" — „Ich gleiche also Ihrem guten Ruf?" antwortete sie. Der Bauer auf der Dachsjagd. Ein Edel­mann war mit seinen Bauern auf der Dachsjagd Ein Dachs floh in seine Höhle, und ein Bauer, der ihn ver- folgte, steckte die Hand.in das Loch, um ihn hcrauszus ziehen,. Der Dachs biß ihn aber so sehr, daß er jäm­merlich schrie. „Habt Ihr den Dachs?" fragte der Edel­mann. „Nein," antwortete der Bauer: „Der Dachs hat mich." Die Buchhalter. Der berühmte Walter Scott war ein großer Liebhaber von Wortspielen. Einst borgte ein Freund ein Buch von ihm. „Ich glaube," sagte Walter Scott zu ihm, als er cs ihm gab: „Sie erin- h-mi zu müssen, mir es wieder zu geben, so bald Sie es gelesen haben, weil ich gefunden habe, daß, obschon die meisten meiner Freunde keine guten Rechenmeister, doch fast alle Buchhalter (Bücherbehalter) sind. Gerechte Ursache, einen De liqu enten zu rädern. In Krähwinkel berathschlagtcn die Rathsherrcn darüber, auf welche Art man einen Deliquenten, der das Leben verwirkt hatte, hinrichtcn sollte Endlich sagte einer: ich halte dafür, daß man ihn rädert, denn Köpfen und Hängen haben wir schon gesehen, aber Rädern noch nicht." Die Antwort des Müllers. Zwei lustige Burschen begegneten einst einem Müller auf der Landstraße Sie wollten ihn aufziehen und sagten, nachdem sie ihn in die Mitte genommen hatten: „ 9(un Müller, sage uns gleich, was bist du am meisten, ein Schelm oder ein Dummkopf?" — „Wahrlich," erwiederte dieser, „ich weiß es selbst nicht, was ich am meisten wäre. Ich glaube, ich bin so zwischen beiden. Drollige Vergleichung. Ein sehr dickerüOiamt reifete nach Florenz, und da er Abends spät daselbst an­kam , fragte er einen Bauer, der ihm vor der Stadt begegnete, ob er wohl zum Thorc hinein könnte? „War­um wollen Sie nicht zum Thore hinein können?" sagte der Bauer, „kommen doch wohl ganze Heuwägen burd)." D er schamhafte Gourmand. Ein witziger Gourmand sagte, er habe die letzten drei Atonale so viel Rindfleisch gegessen, daß er sich schäme, einem Ochsen i'ns Gesicht zu sehen. 5

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