Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1835 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1835. - Manningfaltigkeiten

28 gänzliche Gefühllosigkeit in den Füßen; es käme ihr vor, -versicherte sie, als wären sie ihr abgehauen. Als sie nun nach dem Mittel gefragt ward, daß sie sich dagegen ver- ordnen wollte, nannte sie ein Wein-Chocolade-Fußbad. Die Altern waren reich, das Fußbad wird gemacht, und die Kranke blieb allein. — Was geschah? — Flink und rüstig sprang sie aus dem Bette, ergriff einen Löffel, und aß das Fußbad bis auf eine Kleinigkeit aus. Vergeltende Adresse. — Die Sachsenzeitung enthalt unter ihren Anzeigen folgende Danksagung: Dem ungenannten, aber dennoch sehr wohl bekannten Herrn, welcher mir unter der Adresse meiner Frau eine Brillant- Buseunadel zugescndct hat, sage ich hi-emit meinen ver­bindlichsten Dank. Da ich aber keine Busennadel trage und meine Frau nur von mir Geschenke annimmt, so wird -er Geber es mir verzeihen, daß ich die Brillanten in Champagner umsetze. Die Versicherung, daß ich mit mei­nen Freuden darin seine Gesundheit trinken werde, möge jeden etwa aufsteigenden Aerger beschwichtigen. Englische Kniffe. — Vor einigen Monaten kam ein eleganter Herr in eine Apotheke zu London und ver­langte Riechwasser. Man gab es ihm in einem Fläschchen mit eingericbenem, starken gläsernen Stöpsel. Der Stöp­sel war ihm nicht gut genug; er wollte einen mit einem silbernen Käppchen. Man hatte keines. Er drang darauf, daß man bei einem Glaswaarcnhändler ein solches Fläsch­chen holen lasse. Der Apotheker war so gefällig, eines kommen zu lassen, und rechnete den Werth des Fläschchens, das er holen ließ, zu dem Werthe des Riechwassers. Der elegante Herr bezahlte die verlangte Summe und gicng fort. In wenigen Stunden kommt eine Einladung an den Apotheker, 50 Pf. Strafe zu bezahlen, weil er einen mit Silber beschlagenen Gegenstand verkaufte. Es besteht näm­lich in England das Gesetz, daß jeder, der Eines daß mit Silber oder Gold beschlagen ist, verkaufen will, einen Er- laubnißschein hiezu lösen muß, der jährlich 50 Schill, kostet. Dieser elegante Herr hat an demselben Tage in mehreren Apotheken des westlichen Theils der Stadt London dassel­be Kunststück ausgeführt. — Ein anderer Mann kam eben­falls in eine Apotheke, und verlangte ein Quentchen koh­lensaures Sodapulver. Man gibt es ihm. Er wird auf der Stelle so unwohl, daß er bitten muß, man möchte ihm schnell die Halste dieses Pulvers in Wasser auflösen. Man kommt dem Halbohnmächtigen damit zu Hülfe; er trinkt ein halbes Glas Sodawasser. Es wird ihm besser. Er bezahlt den Liebesdienst und geht. In wenigen Stun­den kommt an den Apotheker die Aufforderung, sich vor Gericht zu stellen, weil er Sodawasier verkaufte, dessen Verkauf wegen der Seifensteuer höchst verpönt ist. Es sol­len wieder M) Pfd. St. bezahlt werden. Wollte der Apo­theker eine Klage gegen diese Behandlung führen, so wür­de er, wenn er den Proceß verlöre — und er würde ihn ganz gewiß verlieren — 100 bis 200 Pf. St. an höherer Strafe und Proceßkosten zu bezahlen haben. Es bleibt dem Betheiligten daher nichts anderes übrig, als sich, so gut wie möglich, abzust'uden. Diejenigen, welche den gutmü- Ihigen, leichtgläubigen Geschäftsmann auf diese Weise un­glücklich machen, sind unter dem NamenJnformers bekannt. Sie ruiniren unsäglich viele Menschen, und werden dabei steinreich. Ein solcher Jnformer bereist jetzt ganz England in einer herrlichen Equipage und mit prassender Familie. Ehe-Scene. — Ein Mann in Arbus (in Frank­reich) stach neulich seine Frau bei einem Zanke, aus Eifer­sucht und Jähzorn, mit einem Messer in den Unterleib, jedoch nicht lebensgefährlich. Ec hat cs gestanden, sie aber läugnete es, und hat es sehr übel genommen, daß sich die Justiz in ihre häuslichen Angelegenheiten mische. Bizarrerie. Ein reicher Irländer, der seine Frau verloren , und einen schönen Park mit Fvntainen besitzt, hat mehrere Tonnen Dinte angcfchafft, um an ihrem Begräb- nißtage das Wasser derselben zu schwarzen. Anweisung Kalender zu verfertigen. Kalender machen ist keine Kunst, Und doch zählt ihr sie zu den schweren. Mein , leiht ihr willig nur euer Ohr, So will' ichs in Kürze euch lehren. Habt ihr auf den Titel „Kalender" gesetzt. Dann müsset die Tage ihr zahlen Und wenn ihr den siebenten zum Sonntag erhebt. So könnet ihr, wahrlich, nicht fehlen. Setzt, keck nur, im Winter den kürzesten Tag, Den längsten in Sommerfrist eben, Den Fasching in kalte und finstere Zeit. Kein Kluger wird Unrecht eitel; geben. Laßt blühen und wachsen im F r ü h l i n g e stets, Im Herbste laßt sammeln die Trauben, Im Sommer laßt ernten die goldene Frucht — Aufs Wort wirds ein Jedes euch glauben! Un d was mm — zum Letzten — die Witt'rung betrifft, Will ich euch die Gabe verleihen, Wie jener in Neuburg, und der in Berlin, Aufs pünktlichste zu prophezeien. Im Jänner und Hornung müßt Kalte und Schure, Die rauhesten Winde ihr schretben. Im Juli viel Hitze, auch laßt nebenbei Gewitter ihr Unwesen treiben. April sey veranderlich ■— sprecht dann im M a i Von k nhlen, annehmlichen Tagen , Im Spätherbst vom Nebel— sagt immer „vielleicht" „Es dürfte" — dann könnt' ihr nichts wagen. Das ist mein Rccept nun — und haltet ihr nur Euch stets meine Lehren gewärtig. Bringt sicher ein Meisterwerk ihr auf die Welt Und — euer Kalender ist fertig!

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