Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1835 (Pesth)
Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1835. - Manningfaltigkeiten
29 Trefend es Űrt heil. Ein Bühnendichter-fragte ikn'nen bekannten Schriftsteller: „Wie gefallt Ihnen mein neues Drama?" „Je nun — antwortete derselbe, es hat einen Hauptfehler, — es kommen nur neun handelnde Personen darin vor." „Und dies soll ein Hauptfehler seyn?" — lächelte der Frager. „Ci freilich! erklärte der Schriftsteller, denn es heißt ja immer: Cin 9tarr macht -, eh ne." — Beitrag zur Botanik. Jemand fand Gelegen- heit, in einen botanischen Garten zu kommen. Der Auf- tDatier führte ihn überall herum, zeigte ihm alle merkwürdigen Pflanzen und Bäume; allein er war mit nichts zufrieden, und schüttelte besonders bei jedem Baum den Kopf. „Was sucht man denn für einen Baum?" fragte der Aufseher unwillig. — „Ich suchewar die Antwort, einen gewissen Baum, und kann ihn nicht finden!" —x „Wie heißt Denn dieser Baum?" — „Ec heißt Burzel- Laum." P a s se n d e Antwort. Ein Güterbesitzer, der große Schulden durch immerwährendes Holzschlagcn zu decken suchte, fragte eine Dame kurz vor seinem Zote, zu^welcher Grabschrift sic ihm- wohl rathe? — „Eröffnen Sie," antwortete die Dame, ,,die Grabschrift mit Dem Motto: „Nun ruhen alle Wäldcr!" Die Antwort aus dem Stegreif. Ein kleiner, aber berühmter protestantischer Geistlicher, Namens Dietrich, ward einst dem Könige Friedrich dem Großen | vorgcstellt. Er war pedantisch, wie es mehrere seines Standes zu sein pflegen, weil sie mehr in ihren Büchern, als tu der Welt leben. '— Derselbe redete den König folgender Draßen an: „Halber Gott, großer Friedrich!" Der König antwortete: „Ganzer Narr, kleiner Dietrich!" Die Haltung des Kleinen war zu Ende. DoppelsinnigerTodtenschein.JnF** hatte ::in gewisser N. R. am Galgen seine Laufbahn gcendigct. Nach hundert Jahren verlangten die Nachkommen des Gesenkten von dem Prediger des Orts, an welchem ihr Vorfahrer war hingeriehtet worden, einen Todtenschein. Der Prediger wollte die Todesart des Ahnherrn nicht gern mit dürren Worten anzeigen , weil die Familie, die den Schein verlangte, in Ansehen stand, und schrieb daher Folgendes: Ich bescheinige hiermit, daß N. R. Hieselbst im Jahre 1697 elig verstorben ist; nur muß ich bemerken, daß er gegen :>as Ende ein wenig gezappell hat. Nichtige Eklärung. An einer Gastwirthstafel as ein Landmann in einem öffentlichen Blatte einen Aufätz, worin öfters des Zeitgeistes Erwähnung geschah. Er wandte sich zu seinem Nachbarn, einem Juden , ihn fragend: ,Sagen Sie mir doch, mein Herr, was ist denn das für :in Geist, der Zeitgeist?" Der Jude, ihm den Teller hinhaltend, entgegnete: „Hier, mein Herr, haben Sie ihn in natura! Es ist bueuf’ á la mode.“ Der tolerante Jude. Ein Jude trug Saug- schwerne zu einem Christen. „Wie kommst du dazu, mir deine Todfeinde zu bringen?" fragte der Christ. Mai, das ist kein Wunder," erwiederte der Jude, „die Toleranz greift überall um sich." Die glückliche Zerstreuung. Als Buonoparte einst rm Hof der Tuillerrcn Parade hielt, entfiel ihm sein Hut. Em junger, feiner Soldat nahm ihn mit dem Ba- jonet von der Erde, und reichte ihm denselben. Buona- parte sagte zerstreut: „Ich dank' euch, Hauptmann!" — „In welchem Regiment?" fragte rasch der Soldat. Buonoparte, welchem die Antwort gefiel, sah'ihn nun lächelnd an, und gab ihm sofort die Stelle eines Hauptmanns in der Garde. Dt a tr o se n - G a la n te r i e. Die Herzoginn von Devonshire, eine der schönsten Frauen in England, reiste von London nach Bath, und bemerkte einen Diatrosen, der sie sehr aufmerksam betrachtete, während man die Pferde wechselte. In Dem Augenblicke, wo die Postknechte zu Pferde steigen wollten, näherte sich dieser Dteusch dem Wagen, mit der Pfeife in der Hand, und bath die Herzoginn zu geruhen, ihm einen Dienst zu erzeigen. Sie fragte ihn mit Wohlwollen, worin sie ihm nützlich sein könne? „Darin," antwortete der Matrose, "daß Sie mir erlauben, meine Pfeife an ihren Augen anzubrenneu." Eine solche Originalität mißfiel der Herzoginn nicht, und seit dem antwortete sie öfters denen, die ihr etwas Schmeichelhaftes sagen wollten: „Sehr wohl, aber ich ziehe doch meinen Matrosen vor." Defin itivn. ?C. Was ist die Tapferkeit? Kannst du sie definiren? A. Ich glaube, meist die Furcht, die Ehre zu verlieren. Der' Aufschneider und sein Bedienter. Ein Edelmann hatte viele Jäger bei sich versammelt. Man sprach beim Mittagsessen von Jagdangelegenheiten. Der Hauswirth erzählte: Er habe einen Sechzehnender durch das Gehör und durch einen Hinterlauf geschossen. Alles lachte. Der Edelmann berief sich auf seinen Jäger. „Erzähle doch, Johann, du warst ja dabei!" „Ja," sagte Johann, „Der gnädige Herr schoß den Sechzehnender, als er sich eben hinter dem Gehöre kratzte." Jetzt sprach Johann heimlich zu seinem Herrn: „Lügen Sie mir künftig nicht so weit auseinander. Ich konnte es beinahe nicht zusammen bringen." Ä n h l i ch k e i t. Das Horngewächs der Ehemänner Verglich recht witzig einst ein Kenner Den Zähnen — Wachsend schmerzen sie, — doch dann Ernähren sie auch ihren Mann.